Aus Angst vor Corona im vollen Klassenzimmer
Trotz frostiger Temperaturen: Schülerin lernt lieber auf dem Schulhof

Die Klassenzimmer in den Schulen sind voll. Trotz hoher Inzidenzen gilt weiter Präsenzunterricht. Für eine Schülerin aus Hagen in Nordrhein-Westfalen ist das zu viel. Sie möchte nicht im überfüllten Klassenzimmer sitzen, hat aufgrund einer Asthma-Erkrankung Angst, sich anzustecken. Ihre Lösung: Lernen auf dem Schulhof – auch bei winterlichen Temperaturen. So geht die Schule mit dem mutigen Protest der Schülerin um. Darf und kann sie auch weiter auf dem Schulhof lernen und kann die Schule das überhaupt verantworten?
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Schülerin ist Risikopatientin
Seit Beginn der Schule nach den Weihnachtsferien sitzt die Realschülerin draußen auf dem Schulhof und lernt dort. Allein und trotz winterlicher Kälte. Sie weigert sich in die Klassenzimmer zu gehen. Immerhin: Die Schule hat dem Mädchen Pult und Stuhl auf den Schulhof gestellt, von wo sie online am Unterricht teilnehmen konnte. Während der Pausen oder zum Aufwärmen nutzte die Schülerin einen freien Raum im Gebäude, wie ein Sprecher der Stadt Hagen schilderte.
Mehrere Medien hatten über die Siebtklässlerin berichtet. Denn das Mädchen hat Asthma und ist Risikopatientin. Trotz eigener Dreifach-Impfung wolle sie aber nicht am gemeinsamen Unterricht mit ihren – zum Großteil – noch ungeimpften Mitschülern teilnehmen.
Aber es scheint sich einen Kompromiss anzubahnen: Die 13-Jährige soll nicht mehr draußen lernen müssen. Statt vom Schulhof aus online am Unterricht teilzunehmen, soll sie dafür jetzt einen separaten Raum innerhalb des Schulgebäudes bekommen. Man habe durchaus auch Verständnis für die Sorgen des Kindes, es handele sich um eine „gewisse Spagat-Situation“, erklärt ein Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg auf dpa-Anfrage.
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Schülervertretung kann Protest gut nachvollziehen
Vorher hatte sich sogar das Jugendamts eingeschaltet, aus Sorge um die Gesundheit des Mädchens. Eine langfristiger Unterricht auf dem Schulhof werfe angesichts der Jahreszeit die Frage nach dem Gesundheitsschutz und dem Kindeswohl auf. Man stehe in Kontakt mit der Familie, die sich kooperationsbereit zeige.
Der Sprecher der Bezirksregierung betonte, das Recht auf schulische Bildung sei auch in Pandemie-Zeiten auf „vertretbare, angemessene und vernünftige Art und Weise“ umzusetzen. „Man wird das eng begleiten müssen - mit Sorgfalt, Verständnis, aber auch Konsequenz“, erläuterte Christoph Söbbeler.
Die Landesschülervertretung NRW kann den Protest des Mädchens gut nachvollziehen. „Es ist aber zugleich ein Armutszeugnis, dass es eine solche Aktion braucht“, sagte Johanna Börgermann vom LSV-Vorstand. Angesichts der stark steigenden Infektionszahlen müsse es Wechselunterricht geben - und zudem endlich dafür gesorgt werden, dass Online-Unterricht auch zu Hause funktioniere. (dpa/khe)
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