Mädchen aus Mariupol

Sie musste Putin bei Propaganda-Show danken: Was ist die Geschichte von Anya (13)?

Anya Naumenko, eines der Kinder, die bei der Propaganda-Show von Putin auftreten musste.
Anya Naumenko, eines der Kinder, die bei der Propaganda-Show von Putin auftreten musste.
CNN

Es war eine Propaganda-Show, inszeniert wie ein riesiges Pop-Konzert. Kreml-Chef Wladmir Putin hat sich zum Jahrestag des Überfalls auf die Ukraine Ende Februar feiern lassen. Der tragische Höhepunkt: Ganz offensichtlich entführte Kinder aus der Ukraine mussten sich auf der Bühne für ihre „Rettung“ bedanken.

Eines der Kinder war Anya Naumenko, ein 13-jähriges Mädchen aus Mariupol. CNN hat nun ihre Geschichte recherchiert, mit Familienmitgliedern gesprochen, die sich aber aus Angst nicht vor der Kamera äußern wollten. Auch eine Freundin der Familie hat mit CNN geredet. Wer ist das Mädchen Anya?

Freundin: Da stimmt was nicht!

Kateryna, eine Freundin der Familie:  „Wir waren wie eine Familie. Wir haben uns gerettet, unser Leben gerettet.“
Kateryna, eine Freundin der Familie: „Wir waren wie eine Familie. Wir haben uns gerettet, unser Leben gerettet.“
CNN

Kateryna, die Freundin der Familie, hat Anya Naumenko bei der Show gesehen und sagt, sie hätte sofort gewusst, dass da etwas nicht stimme. Ob Anya freiwillig zum Propaganda-Event mitgegangen ist, lässt sich nicht überprüfen, berichtet CNN. Jedoch zeigen Social-Media-Postings von Anya, dass sie die Situation verwirrt.

Anyas Mutter starb Anfang April

Anfang April musste Annas Mutter Olga den schützenden Keller verlassen, sie starb durch den russischen Beschuss.
Anfang April musste Annas Mutter Olga den schützenden Keller verlassen, sie starb durch den russischen Beschuss. Hier ein Bild aus glücklicheren Tagen.
CNN

Anyas Heimatstadt Mariupol wurde vor einem Jahr belagert und schwer beschossen, Anya und ihre Familie verbringen ihre Zeit während der dreimonatigen Belagerung in einem Schutzkeller. Dort war auch Kateryna. „Wir waren wie eine Familie. Wir haben uns gerettet, unser Leben gerettet.“

Anfang April musste Anyas Mutter Olga den schützenden Keller verlassen, sie starb durch den russischen Beschuss. Anya teilt die Trauer um ihre Mutter online. „Ich möchte bei dir sein“, schreibt das Mädchen. Am Ende der Belagerung werden Anya und ihre Geschwister getrennt, Anya kommt demnach in einer Pflegefamilie in Mariupol.

Lese-Tipp: Sein Foto ging um die Welt: DAS wurde aus Asow-Kämpfer Mykhailo

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Anya bekommt Drohungen - von ukrainischer Seite

International Criminal Court (ICC) Prosecutor Karim Khan visits the site of a residential building damaged by a Russian missile strike late November, amid Russia's attack on Ukraine, in the town of Vyshhorod, outside Kyiv, Ukraine, February 28, 2023.
Karim Khan, ICC-Chefankläger: „Das ist sehr beunruhigend."
OGI/, REUTERS, VALENTYN OGIRENKO

Putins Truppen sollen gezielt tausende ukrainische Kinder verschleppt haben, um sie dann in Umerziehungslagern zu Russen zu erziehen – man sagt den Kindern, dass sie gerettet werden. Hunderttausende, wie es dem Mädchen vermittelt wurde, sind es allerdings nicht. Eine neue Studie der US-Universität Yale zeigt, dass mehr als 6.000 Kinder bereits entführt worden sein, oftmals aus Waisenhäusern. Aus Russland heißt es, die Kinder würden „gerettet“ und kämen zur „Erholung“ nach Russland.

Ist Anya Opfer eines Kriegsverbrechen, weil sie in Moskau vorgeführt wurde? Karim Khan, ICC-Chefankläger sagt dazu im CNN-Interview: „Das ist sehr beunruhigend. Das Römische Statut und auch die Genfer Konventionen machen deutlich, wie Kinder von Besatzungsmächten behandelt werden müssen. Das Gesetz ist vorhanden. Zu viele denken, es sei ein optionales Extra.“ Russland hat sich auf Anfrage nicht zu den Kindern geäußert.

Die 13-jährige Anya hingegen hat mit den Folgen des Auftritts zu kämpfen, sie bekommt Drohungen von ukrainischer Seite. Unter ihren Teenie-Postings wird kommentiert: „Wenn wir Mariupol wieder befreien, wirst du in der Innenstadt an einem Pfosten hängen.“ Das ist nur ein Beispiel für die vielen Drohungen.

Kateryna sagt: „Sie ist ein Kind, das den Krieg, die Hungersnot und den Verlust ihrer Mutter überlebt hat. Sie ist klein, auch wenn sie wie eine Erwachsene aussieht. Sie ist ein Kind.“ Eines von vielen Kindern, denen der Krieg ihre unbeschwerte Kindheit gestohlen hat. (eku)

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