Plötzlich sollen die Straßen zu eng sein für den Müllwagen

Das stinkt zum Himmel: Anwohner müssen Müll 3 Kilometer weit fahren, damit er abgeholt wird

Die Anwohner müssen den Müll ins nächste Dorf fahren, damit er abgeholt wird.
Die Anwohner müssen den Müll ins nächste Dorf fahren, damit er abgeholt wird.
RTL
von Jessica Sander und Nicklas Just

Einfach den Müll rausstellen und am nächsten Tag ist er weg - so sollte es jedenfalls sein.
In Ovelgönne (Niedersachsen) müssen die Anwohner ihre gelben Säcke jedoch jetzt drei Kilometer weit fahren, denn der Müllwagen kommt nicht mehr zu ihnen. Der Grund: Plötzlich soll die Straße zu schmal sein. Aber die war schon immer so.

Sie fahren jetzt auch Maden spazieren

So eng ist die Straße nach Ovelgönne (Kreis Holzminden).  Gerade mal 3 Meter sind es.
So eng ist die Straße nach Ovelgönne (Kreis Holzminden). Gerade mal 3 Meter sind es.
RTL

Ovelgönne, ein kleines Gehöft im Landkreis Holzminden mit 18 Einwohnern. Der letzte Müllwagen kam vor knapp zwei Monaten hierher. Seitdem wird der Plastikmüll nicht mehr abgeholt. Man sei verwundert gewesen, dass kein Fahrzeug mehr hochkomme, erzählt Anwohner Axel Kelling im Gespräch mit RTL. Auf Nachfrage habe man ihnen gesagt, die Straße sei zu schmal, es sei zu gefährlich. „Was die ganzen Jahre aber kein Problem war“, so der 48-Jährige.

Deswegen wurde entschieden, statt der gelben Tonne gibt es wieder gelbe Säcke. Aber auch die werden nicht abgeholt. Stattdessen müssen die Anwohner ihren Plastikmüll selbst ins drei Kilometer entfernte Dorf Hehlen bringen, damit er dort abgeholt werden kann. Auf Dauer sei das nicht zumutbar, so Kelling. „Wir haben alle die Autos mit blauen Säcken ausgelegt im Kofferraum. Die eine hatte ihre Maden da drin“, so Kelling weiter.

Lesen sie auch: Kampf ums beste Stück! Sperrmüllstreit eskaliert

Streit wegen Mülltonnen: Nachbarschaft wird zum Härtetest

Die Ovelgönner fahren in Kolonnen zum Müll webringen. Kein Zustand, finden sie Anwohner.
Die Ovelgönner fahren in Kolonnen zum Müll webringen. Kein Zustand, finden sie Anwohner.
RTL

Grund für die Misere soll laut Abfallentsorger PreZero eine Vorgabe der Berufsgenossenschaft sein, die es eigentlich schon seit Jahren gibt. Die aber jetzt erst umgesetzt wird. Demnach dürfen sich die Müllwerker ausschließlich auf Straßen bewegen, die mindestens 3,55 Meter breit sind. „2,55 ist die Fahrzeugbreite und wir brauchen jeweils 50 Zentimeter noch mal für den entsprechenden Abstand links und rechts”, erklärt Boris Ziegler von PreZero Deutschland im Gespräch mit RTL. Die Straße nach Ovelgönne ist jedoch nur ca. drei Meter breit.

Das Fahrzeug käme die Straße zwar hoch, aber falls Gegenverkehr käme, müsste der Müllwagen rückwärts fahren. Mehr als 150 Meter seien laut Berufsgenossenschaft aber eine zu hohe psychische Belastung. Daher kommt einfach keine Müllabfuhr mehr - oder doch?

Lesen Sie auch: Lieferung frei Haus - Baggerfahrer wirft Müll in Garten zurück!

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Beim anderen Müll klappt es ja auch

Die Abfallwirtschaft Holzminden nutzt diesen Transporter, um den restlichen Müll aus Ovelgönne abzuholen. Geht also!
Die Abfallwirtschaft Holzminden nutzt diesen Transporter, um den restlichen Müll aus Ovelgönne abzuholen. Geht also!
RTL

Ja, denn der andere Müll wird ja regelmäßig abgeholt. Im Gegensatz zu PreZero, die sich ausschließlich um Verpackungsmüll kümmern, kommt die Abfallwirtschaft Holzminden alle zwei Wochen mit einem kompakten Transporter.

Wäre das auch eine Lösung für die gelben Säcke? Nein, sagt Boris Ziegler von PreZero, „denn das würde bedeuten, dass wir zum Beispiel für eine Sammeltour hier im Gut Ovelgönne ein Fahrzeug in Porta Westfalica starten müssten. Das sind über 60 Kilometer, macht 120 Kilometer in Summe.“ Und das wäre unterm Strich tatsächlich weder ökonomisch noch ökologisch eine sinnvolle Lösung, so Ziegler. Man suche aber eifrig nach einer Lösung, verspricht er.

Und solange müssen die Ovelgönner ihren Müll selbst wegbringen- es tut ja sonst niemand.