Obwohl der Machtverlust droht
Warum Merkel keinen Wahlkampf für Laschet machen will

Bundeskanzlerin Angela Merkel plant für den Bundestags-Wahlkampf so gut wie keine größeren Auftritte. „Die Kanzlerin nimmt an diesem Wahlkampf nicht im Entferntesten so teil wie früher“, heißt es in CDU-Kreisen. Vereinzelte Termine gemeinsam mit CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet seien zwar nicht ausgeschlossen, aber „Wahlkampf“ werde Merkel „nicht machen“.
Dabei könnte die CDU nach 16 Merkel-Jahren das Kanzleramt bei der Bundestagswahl im September erstmals wieder verlieren und in der Opposition landen: In aktuellen Umfragen liegen CDU/CSU entweder hinter oder nur knapp vor den Grünen. Zugleich aber hätte eine grün geführte „Ampel“-Koalition mit SPD und FDP eine klare Mehrheit im Bundestag. Und es gilt als sehr wahrscheinlich, dass die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock dann versuchen würde, eine Regierung ohne CDU zu bilden.
Den "Merkel-Faktor" gibt es unter Laschet nicht mehr
Mit Armin Laschet geht zudem ein bislang wenig populärer Kanzlerkandidat für CDU/CSU ins Rennen. Merkel hingegen ist seit Jahren die beliebteste Politikerin des Landes. Ein nennenswerter Teil der bisherigen CDU/CSU-Wähler gab in früheren Umfragen an, nur wegen der Person Merkels die Partei zu wählen. Aber auch das scheint die scheidende Kanzlerin nicht zu einem letzten Wahlkampf-Einsatz zu bewegen. Auch nicht für Armin Laschet, obwohl er unter ihren möglichen Nachfolgern der ist, der ihren moderaten Politik-Kurs fortsetzen will.
Auch kein Wahlkampf im eigenen Wahlkreis
In der CDU-Zentrale gibt es dennoch keine Planung für Auftritte mit Merkel, wie es auf Anfrage heißt. Man plant nur für den Parteivorsitzenden und den Generalsekretär und verweist an das Kanzleramt, wo aber auch bislang keine Planungen zu existieren scheinen. Das wäre anders, wenn Merkel größere Veranstaltungen mit oder ohne Laschet vorhätte.
Auch im langjährigen Heimatwahlkreis (Vorpommern-Rügen) hat Merkel – Stand jetzt - keine größeren Auftritte geplant. Sie gewann dort das Direktmandat seit 1990. Ihr Nachfolger als Wahlkreis-Kandidat heißt Georg Günther.
Merkels Nachfolger müssen alleine klarkommen
Bereits im Europa-Wahlkampf 2019 hatte Merkel sich fast vollständig zurückgehalten und war nur zu einer der Abschlussveranstaltungen erschienen. Die damalige CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer wies seinerzeit den Eindruck zurück, die auffällige Abwesenheit Merkels gehe auf ein Zerwürfnis mit ihr zurück. Zugleich hat Merkel mehrfach zu erkennen gegeben, dass ihre Nachfolger parteiintern wie in den Wahlkämpfen alleine klarkommen müssten. Sie wolle sich nicht einmischen. Das scheint nun auch für Armin Laschet zu gelten, obwohl für die CDU das Kanzleramt in großer Gefahr ist.
(nik)