Es ist mehr als 700 Jahre alt
Nur mit Samthandschuhen berühren! Hamburgs wertvollstes Buch

18 Grad und eine relative Luftfeuchtigkeit von 50 Prozent - unter diesen Bedingungen hütet der Leiter des Hamburger Staatsarchivs, Udo Schäfer, seine Schätze. Fast 40 Regalkilometer voller Artefakte aus der Vergangenheit lagern hier. Ein Stück ist aber ganz besonders.
Das rote Stadtbuch ist streng unter Verschluss
Damit Udo Schäfer an sein kostbarstes Stück kommt, braucht er zwei Schlüssel. Einen hat der Leiter des Staatsarchivs selbst, einen die Abteilung für Restaurierung. So kommt er an das Buch aus dem Jahr 1301. „Das ist die erste überlieferte Stadtrechtsaufzeichnung der Freien und Hansestadt Hamburg“, erzählt er RTL voller Stolz.
Auf den über 700 Jahre alten Pergamentseiten ist zum Beispiel in 30 Vorschriften das Schiffsrecht geregelt. Diese frühe Dokumentation nordeuropäischen Seerechts ist seit Mai Teil des Unesco Weltdokumentenerbes. Kunstvoll zu Papier gebracht in gotischer Buchschrift und niederdeutscher Sprache.
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Da wirkt heutiges Juristendeutsch leicht verständlich
Im roten Stadtbuch heißt es zum Beispiel: „So ein Skip dort nwillen goed. Und wertet der Chipskalme durch Helden Mark Nagelike.“
Udo Schäfer übersetzt für Ahnungslose: „Wenn ein Schiff in eine Notlage gerät, dann muss man ja irgendwas tun als Kapitän. Der kann nicht zugucken, wie man untergeht. Und dann kann es sein, dass man das Schiff erleichtern muss, indem man die geladenen Waren zum Teil über Bord wirft."
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Das Buch ist ein Kernstück hanseatischer Geschichte

Der Hansehistoriker erzählt im Interview mit RTL, wieso das rote Buch so wichtig ist: „Die Hanse selber hat im 15. Jahrhundert begonnen, eigene seerechtliche Normen zu setzen. Das heißt Seerecht, nämlich ‘Wie löse ich Konflikte unter Kaufleuten?’ war immer ein ganz zentrales Element des hansichen Verbandes. Und deswegen stehen Seerechtaufzeichnungen auch ganz am Anfang überhaupt dieser Gemeinschaftsbildung der Hanse.“
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