Andrew Malkinson hätte viel früher entlastet werden können

17 Jahre unschuldig im Knast, weil der britische Staat Geld sparen wollte

Andrew Malkinson waves as he leave the the Royal Courts of Justice in London, Britain, Wednesday, July 26, 2023. A British man who served nearly 17 years for rape has had his conviction quashed by the country’s Court of Appeal after recently-obtained DNA evidence linked another potential suspect to the crime. Andrew Malkinson, 57, was found guilty of the brutal 2003 attack on a woman in Greater Manchester and jailed for life the following year, with a minimum term of seven years. (Jordan Pettitt/PA via AP)
Erst im Juli wird Andrew Malkinson von einem Berufungsgericht freigesprochen, nachdem er 17 Jahre unschuldig im Gefängnis saß. Auf seinem T-Shirt steht: „Unschuldig. Und ich bin nicht der Einzige...“
AP, Jordan Pettitt

Unglaublich: Die britische Justiz hat das Leben dieses Mannes ruiniert, weil ihr die Suche nach der Wahrheit offenbar zu teuer war.
17 Jahre hat Andrew Malkinson wegen einer Vergewaltigung hinter Gittern gesessen, die er nicht begangen hatte. Dabei gab es Medienberichten zufolge schon bald nach der Verurteilung einen Hinweis auf seine Unschuld.

Zehn Jahre Haft mehr, weil der Unschuldige seine Unschuld betont

Der Sender BBC und die Zeitung „Guardian“ berichten unter Berufung auf Gerichtsdokumente, dass mehrere Justizbehörden spätestens 2009 wussten, dass an der Kleidung des Opfers die DNA eines anderen, unbekannten Mannes gefunden worden war. Doch sie hätten sich dagegen entschieden, den Fall auf eigene Faust neu aufzurollen - weil sie anscheinend der Ansicht waren, dass die Kosten nicht den Aufwand rechtfertigen.

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Andrew Malkinson war wegen Vergewaltigung zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Seine Strafe wurde um zehn Jahre verlängert, weil er sich uneinsichtig zeigte und seine Unschuld betonte. Erst Ende Juli 2023 hob ein Berufungsgericht das Urteil auf, nachdem eine DNA-Probe einen anderen Täter ergeben hatte.

Bereits 2007 spricht vieles für Andrew Malkinsons Unschuld

Bereits 2007 hätten forensische Wissenschaftler mithilfe neuer Technik auch die Kleidung des Opfers im Fall Malkinson untersucht, heißt es in den Berichten. Dabei hätten sie Speichel auf der Weste gefunden. Mehrere Abfragen in Datenbanken ergaben demnach keine Treffer - dies sei ein Beweis, dass die DNA nicht von Malkinson stammen konnte.

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Zwar habe die Anklagebehörde Crown Prosecution Service vermerkt, dass der Speichel vom Täter kommen müsse, aber von Eigeninitiative abgeraten. Als Malkinson seinen Fall bei der Kommission zur Überprüfung von Strafsachen (Criminal Cases Review Commission) vorbrachte, hätten die Ermittler bezweifelt, dass die fremde DNA eine wichtige Spur sei, und betont, weitere Tests seien „äußerst teuer“.

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Justizopfer Malkinson: „Diese Jahre gibt mir niemand mehr wieder“

Zwar wurde die Kleidung anschließend zerstört, doch die DNA-Probe blieb in einem Archiv. Als Malkinsons Anwälte 2019 eigene Tests in Auftrag gaben, gab es laut BBC tatsächlich einen Treffer - das DNA-Profil des wahren Täters war mittlerweile in einer Datenbank gelandet.

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Malkinson steht nun eine Entschädigung zu, maximal 1,16 Millionen Euro. 17 Jahre geraubte Freiheit kann er sich damit nicht zurückkaufen. „Diese Jahre gibt mir niemand mehr wieder“, weiß das Justizopfer. (dpa/uvo)