Verurteilung von Andrew Malkinson in England zurückgenommen
Mann sitzt 17 Jahre unschuldig im Knast – und soll dann noch fürs Gefängnis zahlen!

17 Jahre im Knast - unschuldig!
Andrew Malkinson sitzt unschuldig im Gefängnis, wegen einer Vergewaltigung, die er nicht begangen hat. Der Mann kämpft um seine Entlassung, um die Wahrheit, um seinen Ruf. Nach 17 Jahren kommt er endlich frei – doch sein Kampf ist damit nicht vorbei. In Freiheit wartet der nächste Schock auf ihn.
England: Andrew Malkinson saß 17 Jahre unschuldig im Gefängnis
17 Jahre, vier Monate und 16 Tage sitzt Andrew Malkinson im Gefängnis. Im Jahr 2020 wird er aus dem Knast entlassen, erst vor einer Woche wird seine Verurteilung wegen Vergewaltigung zurückgenommen. Denn: Malkinson ist unschuldig!
Seine Gefängnisstrafe wäre wohl nur etwa halb so lang ausgefallen, hätte der heute 57-Jährige die Tat zugegeben. Doch Malkinson bestand immer auf seine Unschuld. Er konnte nicht anders, sagt er. „Wie hätte ich es nicht tun können? Ich hatte das, was sie gesagt haben, das ich gemacht habe, nicht getan“, so Malkinson zur Daily Mail. „Ich hätte es niemals tun können. Ich habe Frauen immer respektiert. Ich bin Pazifist. Die Idee, jemandem wehtun zu können, ist mir fremd.“
Lese-Tipp: Manfred Genditzki saß 13 Jahre unschuldig im Gefängnis

Vergewaltigungs-Opfer glaubte, Malkinson als Täter zu erkennen
Als Malkinson vor 20 Jahren ins Visier der Polizei gerät, scheint ihm zunächst eigentlich keine Gefahr zu drohen: DNA-Spuren, die ihn mit der Vergewaltigung an einer 33-jährigen Frau in Verbindung bringen, gibt es keine. Der Täter sollte eigentlich eher klein gewesen sein. Er sollte keine Brustbehaarung und keine Tattoos gehabt haben. Zudem habe sie dem Täter eine große Wunde ihm Gesicht zugefügt, sagte das Opfer aus. Keine dieser Beschreibungen passt auf Malkinson – und doch glaubt die 33-Jährige bei einer Gegenüberstellung plötzlich Malkinson als Täter identifizieren zu können. Auch zwei Zeugen sagen gegen ihn aus.
„Zuerst war ich verwirrt. Ich konnte einfach nicht verstehen, wieso sie das gesagt hat“, verrät Malkinson. „Aber heute, nachdem ich mich damit auseinandergesetzt habe, wie das menschliche Gehirn funktioniert, weiß ich: Eine Erinnerung ist nicht wie ein Video, das genau das zeigt, was passiert ist.“ Er sagt: „Was passiert ist, war nicht ihre Schuld. Die Fehler hat die Polizei gemacht.“
Lese-Tipp: Zu Unrecht im Gefängnis: Sidney Holmes kommt nach 34 Jahren hinter Gittern frei
Zeit im Gefängnis soll Andy Malkinson negativ angerechnet werden
Ein DNA-Gutachten beweist nach langer Zeit schließlich Malkinsons Unschuld. Für ihn ist sein Schicksal nur schwer zu ertragen: „Ich war 38. Jetzt bin ich 57. Diese Jahre gibt mir niemand mehr wieder.“ Der 57-Jährige hat aktuell keine Arbeit und keinen festen Wohnsitz. Malkinson kämpft darum, für seine fehlerhafte Gefängnisstrafe entschädigt zu werden. Doch das ist leichter gesagt als getan.
Die maximale Summe, die ihm zusteht, beträgt eine Million Pfund, rund 1,16 Millionen Euro. Ein angemessener Betrag für mehr als 17 Jahre hinter Gittern? Mehr als fraglich. Zumal Malkinson zunächst ein großer Teil von der Summe abgezogen werden sollte. Der Betrag, den er durch kostenlose Miete und kostenloses Essen im Gefängnis gespart habe, solle einbehalten werden, hieß es zuerst. Erst als sich der britische Premierminister Rishi Sunak persönlich in die Angelegenheit einmischte, wurde die Regelung zurückgenommen. Doch auf die Zahlung des Geldes wartet Malkinson weiterhin.
„Sexualstraftäter stehen ganz unten. Im Gefängnis behandeln die Wärter dich wie etwas, das sie gerade unter ihrem Schuh entdeckt haben“, blickt Malkinson auf seine Zeit im Gefängnis zurück. Ob er jemals wieder ein normales Leben leben wird? „Ich weiß nicht, ob die Zeit mir zu sehr geschadet hat. Denn sie hat mir geschadet“, sagt er. „Es wäre schön zu denken, dass ich es nochmal können werde. Aber aktuell glaube ich nicht daran.“ (jda)