Viele können das Risiko nicht einschätzen
Brustkrebs-Studie: Brustdichte als Risikofaktor unterschätzt - was ist das genau?
von Rebecca Häfner
Laut einer aktuellen Untersuchung wissen viele Frauen nicht, dass sie ihr Brustkrebsrisiko in gewissem Maß selbst beeinflussen können. Welche Rolle die Brustdichte bei Brustkrebs spielt.
Brustkrebs ist bei Frauen die häufigste Krebsart
Brustkrebs ist bei Frauen mit zuletzt rund 71.000 Neuerkrankungen jährlich die mit Abstand häufigste Krebsart, informiert das Robert Koch-Institut. Neben einer familiären Vorbelastung, gelten auch eine fettreiche Ernährung, der Konsum von Alkohol und Zigaretten, Bewegungsmangel sowie ein dichtes Brustgewebe als Risikofaktor für Brustkrebs.
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Eine aktuelle Studie zeigt, dass viele Frauen nicht einschätzen können, was solche Risikofaktoren bedeuten – und vor allem die Brustdichte als Risikofaktor unterschätzen.
Als Krebsrisikofaktor häufig unterschätzt: Die Brustdichte - was ist das genau?
Die Brust einer Frau besteht aus Drüsen-, Fett- und Bindegewebe. Die Brust von Frauen mit einem dichten Brustgewebe beziehungsweise einer hohen Brustdichte, besteht zu großen Teilen aus Drüsen-und Bindegewebe und enthält wenig Fettgewebe. Jüngere Frauen und jene mit einem niedrigerem Körpergewicht haben in der Regel ein dichteres Brustgewebe.
Aber: Wie hoch der Anteil an Fett-, Binde- und Drüsengewebe in der Brust ist, verändert sich abhängig vom Hormonspiegel. Deswegen kann die Brustdichte im Menstruationszyklus zu- und abnehmen. Während der Wechseljahre verringert sich bei den meisten Frauen die Brustdichte, weil sich Drüsengewebe zurückbildet.
Wie fest oder groß eine Brust ist, hat nichts mit der Brustdichte zu tun. Wie dicht das Brustgewebe ist, lässt sich nicht ertasten, sondern nur bei einer Röntgenuntersuchung (Mammografie) der Brust erkennen. Allerdings kann es durch die zyklusbedingten Veränderungen sein, dass die Brustdichte bei mehrfacher Untersuchung unterschiedlich eingeschätzt wird.
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Treffsicherheit bei der Diagnose: Wie hängen Brustdichte und Brustkrebsrisiko zusammen?
Wird die Brust geröntgt, erscheint das Fettgewebe auf dem Bild in dunklen Farben – das Drüsen- und Bindegewebe erscheint in dem Bild in Weiß. Bei einer Mammografie wird bei Frauen mit einer sehr hohen Dichte mit einer höheren Wahrscheinlichkeit ein Tumor übersehen als bei Frauen mit einer fettreichen Brust.
Die Brustdichte bei Frauen wird in der Regel in vier Kategorien eingeteilt von "Die Brust besteht überwiegend aus Fettgewebe" bis zu "Die Brust besteht fast vollständig aus Drüsen- und Brustgewebe". In einer kleinen Studie aus dem Jahr 2000 gehen die Autor:innen davon aus, dass die Treffsicherheit der Mammografie von 80 Prozent bei einer eher fettreichen Brust auf nur 30 Prozent bei sehr dichten Brüsten sinken kann.
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Andere Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass bei Frauen mit sehr fettreichen Brüsten fast 100 Prozent der Tumoren bei einer Mammografie entdeckt werden. Und bei Frauen in der Kategorie 4, also jene mit dem höchsten Anteil an Drüsengewebe, werden noch rund 50 Prozent der Tumoren erkannt. Generell gilt: Insgesamt wird die Mammografie als verlässliche Vorsorgeuntersuchung eingestuft und auch bei Frauen mit einer hohen Brustdichte werden viele Tumoren erkannt.
Nach bisherigen Erkenntnissen gilt eine hohe Brustdichte an sich als Risikofaktor. Das Risiko für Frauen mit erhöhter Brustdichte an Brustkrebs zu sterben, ist nach bisherigen Erkenntnissen nicht erhöht. "Der Teil, der bei etwa einer von acht Frauen zu Krebs führen kann, ist der drüsige Teil der Brust. Aus dem fettigen Teil der Brust entwickelt sich kein Krebs, von einigen seltenen Ausnahmen abgesehen", erklärt Dr. Arif Kamal von der American Cancer Society gegenüber "Medical News Today".
Nehmen Frauen ihre Brustdichte als Risikofaktor wahr?
Die Forschenden der aktuellen Studie haben ihre Ergebnisse im Fachblatt "Jama Networks" veröffentlicht. Die Wissenschaftler:innen haben 1858 Frauen im Alter von 40 bis 76 Jahren befragt, die keine Vorgeschichte von Brustkrebs hatten und bei denen kürzlich eine Mammografie durchgeführt wurde. Die Teilnehmerinnen der Studie wurden gebeten, die Brustdichte mit fünf weiteren Risikofaktoren von Brustkrebs zu vergleichen:
- einen Verwandten ersten Grades mit Brustkrebs
- Übergewicht oder Fettleibigkeit
- mehr als ein alkoholisches Getränk pro Tag
- keine Kinder
- eine frühere Brustbiopsie
"Im Vergleich zu anderen bekannten und vielleicht bekannteren Brustkrebsrisiken nahmen die Frauen die Brustdichte nicht als signifikantes Risiko wahr", sagte Laura Beidler, eine Autorin der Studie und Forscherin am Dartmouth Institute for Health Policy and Clinical Practice gegenüber "CNN". 93 Prozent der befragten Frauen geht davon aus, dass das Risiko an Brustkrebs zu erkranken höher ist, wenn ein naher Verwandter Krebs hat als bei Frauen mit hoher Brustdichte.
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Die Studienautor:innen kommen zu dem Schluss, dass ein dichteres Brustgewebe mit einem 1,2 – bis vierfach höherem Brustkrebsrisiko verbunden ist, im Vergleich mit einem zweifach höherem Risiko, wenn ein Verwandter ersten Grades an Brustkrebs erkrankt ist.
Doch durch die Brustdichte allein kann das Risiko für eine Krebserkrankung einer Frau nicht beurteilt werden. Das Alter und genetische Einflüsse spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Brustkrebs. Heißt: Das Brustkrebsrisiko einer Frau lässt sich nur einschätzen, wenn alle Risikofaktoren betrachtet werden. Ein Drittel der Befragten gibt in der Untersuchung außerdem an, dass sie nichts tun könnten, um ihr Brustkrebsrisiko zu verringern.
Für Frauen mit höherer Brustdichte - sind weitere Untersuchungen sinnvoll?
Einige Ärzt:innen empfehlen bei Frauen mit einer hohen Brustdichte zusätzlich zur Mammografie noch einen Ultraschall. Dies soll dabei helfen, dass Tumoren, die sich auf dem Röntgenbild schlecht erkennen lassen, besser entdeckt werden. Ob diese zusätzliche Untersuchung allerdings sinnvoll ist, ist wissenschaftlich noch nicht geklärt.
Was können Frauen tun, um das eigene Brustkrebsrisiko reduzieren?
Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde CDC empfiehlt Folgendes, um das eigene Brustkrebsrisiko zu senken:
- ein gesundes Gewicht halten
- körperlich aktiv zu sein
- auf Alkohol zu verzichten oder nur moderate Mengen zu trinken
- Wer eine Hormonersatztherapie macht oder hormonelle Verhütungsmittel nutzt, sollte die eigene Ärztin oder den Arzt nach den Risiken fragen und mit ihr oder ihm abklären, ob die Mittel geeignet sind.
- Frauen, die Kinder gebären, sollten diese Stillen (wenn es möglich ist).
- Frauen, bei denen Brustkrebs in der Familie vorkommt, sollten dies ihrem Gynäkologen oder ihrer Gynäkologin mitteilen, um das persönliche Risiko einschätzen zu können.
Brustkrebsvorsorge bei Frauen - das sollten Sie wissen
Für Frauen zwischen 30 und 49 Jahren und Frauen ab 70 Jahren
Einmal im Jahr steht gesetzlich versicherten Frauen zu, dass der Frauenarzt oder die Frauenärztin die Brüste und die Lymphknoten in den Achselhöhlen abtastet.
Im Alter zwischen 50 und 69 Jahren
Frauen in dieser Altersgruppe können zusätzlich zu der Tastuntersuchung alle zwei Jahre zum Mammografie-Screening gehen. Bei dieser Untersuchung wird ein Röntgenbild der Brust angefertigt, um Tumoren entdecken zu können.
Bei Frauen, die zum Beispiel durch genetische Veranlagungen, ein besonders hohen Brustkrebsrisiko haben, können bereits in jüngeren Jahren häufiger zur Vorsorge gehen.
EU empfiehlt Screening auch für jüngere und ältere Frauen
In der EU wurden im Jahr 2021 die Richtlinien für das Screening aktualisiert. Die EU-Leitlinie empfiehlt nun, dass auch bei Frauen zwischen 45 und 49 Jahren sowie zwischen 70 und 74 Jahren ein Mammografie-Screening alle zwei bzw. alle drei Jahre durchgeführt werden sollte.
Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst bei stern.de.