Zwei andere Mediziner sind bereits tot
Nawalny-Chefarzt Murachowski nach Jagdausflug verschwunden

Schon der dritte Nawalny-Arzt, der von der Bildfläche verschwindet: Alexander Murachowski war Chefarzt in dem Krankenhaus, in dem Kremlgegner Alexej Nawalny direkt nach dem Giftanschlag im vergangenen Jahr behandelt wurde. Nun wird der Mediziner vermisst. Angeblich kehrte er von einem Jagdausflug am Freitag nicht zurück, wie die Staatsagentur „Tass“ am Sonntag unter Berufung auf einen Polizeisprecher meldete.
Wagen des Nawalny-Arztes soll im Wald steckengeblieben sein
Eine örtliche Behörde hatte zuvor von einem 1971 geborenen Mann gesprochen, ohne einen Namen zu nennen. Murachowski leitete bis vor einigen Monaten die Omsker Klinik und ist mittlerweile Gesundheitsminister der sibirischen Region Omsk. In der Klinik war der im Straflager IK-2 Pokrow inhaftierte Nawalny behandelt worden, nachdem er im vergangenen August auf einem Inlandsflug zusammengebrochen war. Damals hatte Murachowski Nawalny lediglich eine „Stoffwechselstörung“ bescheinigt. Vergiftet worden sei er nicht. Nawalny warf Murachowski eine „Fälschung“ der Diagnose vor.
Später wurde der 44 Jahre alte Oppositionelle dann nach Deutschland ausgeflogen und wochenlang in der Berliner Charité behandelt. Dort bewiesen Untersuchungen mehrerer Labore, dass er von Agenten des russischen Geheimdienstes FSB mit dem militärischen Kampfstoff Nowitschok vergiftet worden war.
Russland gibt an, man habe bei Nawalny keine Vergiftung nachweisen können und leite deshalb keine Ermittlungen ein. Die EU und die USA haben Russland immer wieder zur Untersuchung des Verbrechens aufgefordert und Sanktionen gegen das Land verhängt.
Nawalnys Unterstützer beschuldigen den Arzt damals zudem, die Verlegung nach Deutschland hinausgezögert zu haben. Im November war der Mediziner dann zum Gesundheitsminister der sibirischen Region Omsk befördert worden. Nun ist er im Distrikt Bolsheukovsky nördlich von Omsk im Wald verschwunden. In der Gegend seien zuvor zwei Bären gesichtet worden, schreibt die kremlnahe Seite „Life.ru“. Sein Wagen sei steckengeblieben und er habe den Weg zu Fuß fortgesetzt. Das Signal seines Walkie-Talkies sei irgendwann verschwunden. Bekannte hätten zunächst versucht, Murachowski auf eigene Faust zu finden und schließlich die Behörden alarmiert. Aktuell seien 65 Menschen an der Suche beteiligt, auch Drohnen und Hubschrauber seien im Einsatz.
Zwei Nawalny-Ärzte tot - einer vermisst

Sollte Murachwoski tatsächlich etwas zugestoßen sein, wäre er der bereits der dritte Todesfall eines Mediziners, der Nawalny nach dem Giftanschlag behandelte:
Erst Anfang Februar war der stellvertretende Chefarzt der Omsker Klinik, Sergej Maksimischin, gestorben. Er hatte Nawalny behandelt, seine Vergiftung erkannt und ihn gerettet. Laut Berichten soll er mit nur 55 Jahren einen tödlichen Herzinfarkt erlitten haben. Leonid Wolkow, Nawalnys Stabschef, sagte CNN, Maksimischin habe mehr als jeder andere über Nawalnys Gesundheitszustand gewusst. "Ich kann die Möglichkeit nicht ausschließen, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging.“
Ende März starb dann auch Rustam Agischew, Leiter der Abteilung für Traumatologie und Orthopädie der Klinik Omsk im Alter von 63 Jahren angeblich an den Folgen eines Schlaganfalls, den er im Dezember 2019 erlitten haben soll.