Heftige Krämpfe, Spasmen, Atem- und Herzstillstand sind die FolgeDas richtet das Kampfgift Nowitschok im Körper der Opfer an

Abbildung mit Mock Up der Novichok Agent (A-234) Flasche und weiße Gummihandschuhe
Nowitschok-Nervengifte werden vor allem über die Atemwege aufgenommen. Aber auch eine Aufnahme durch die Haut ist möglich.
Alec Ratinov, iStockphoto, iStock

Der russische Regierungskritiker Alexej Nawalny ist nach Untersuchungen der Bundeswehr mit dem chemischen Nervenkampfstoff Nowitschok vergiftet worden. Die Bundesregierung teilte am Mittwoch mit, die Labortests hätten den "zweifelsfreien Nachweis" darüber erbracht. Woher stammt dieses Gift und was richtet es im Körper der Anschlagsopfer an?

Nervengift hat deutsche Vorfahren

Nowitschok ist russisch und heißt so viel wie "der Neue". Nowitschok-Kampfgifte sind eigentlich eine Gruppe von Giften. Doch so neu sind sie nicht. Wie das Wissenschaftsmagazin Spektrum berichtet, haben sie sogar deutsche Wurzeln. Denn der deutsche Chemiker Gerhard Schrader entwickelte bereits im Jahr 1938 eine gelbliche, geruchlose Flüssigkeit mit der komplizierten Bezeichnung Methylfluorphosphonsäureisopropylester. Gedacht war diese Substanz als Insektizid, aber auf landwirtschaftlichen Feldern sollte man sie wohl besser nicht einsetzen. Der Stoff, heute als Sarin bekannt, ist quasi der Vorfahre der dann in den 1970er und 1980er Jahren in der Sowjetunion entwickelten Nowitschok-Kampfstoffe. Die wurden dort entwickelt, um die Chemiewaffenkonvention zu umgehen.

So wirkt das Nervengift Nowitschok

Nowitschok-Giftstoffe hemmen das Enzym Acetylcholinesterase an den Synapsen des Nervensystems komplett. Dadurch kann ein bestimmter Botenstoff, nämlich Acetylcholin, nicht mehr abgebaut werden. Er lagert sich dann in den Synapsenspalten ab. Das Resultat: Die Nervenzellen bleiben die ganze Zeit über aktiv. Ständige Muskelkontraktionen und heftige Krämpfe sind die Folge dieses Vorgangs. "Der Tod tritt dann in der Regel durch Hemmung der Atmung und des Herzmuskels ein. Zusätzlich treten auch neurologische Störungen und starke Schmerzen auf", erklärt die Pharmazeutische Zeitung (PZ). Diese Art von Nervengiften werden vor allem über die Atemwege aufgenommen. Aber auch eine Aufnahme durch die Haut ist möglich. Angeblich, so die PZ, soll eine Dosis von 10 mg bereits tödlich sein.

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Wie wird eine Vergiftung durch Nowitschok-Gifte behandelt?

Wirkstoffe, die gegen Vergiftungen mit gängigen Nervengasen helfen, sind äußerst rar und meist selbst hochgiftig. Gegenmittel Nr. 1 bei einer akuten Vergiftung ist der Pflanzenstoff Atropin und seine Salze. Atropin wirkt gegen Acetylcholin-Ablagerungen in den den Synapsen-Spalten. Es blockiert seinerseits die Rezeptoren. Ähnliche Wirkung entfalten auch Benzodiazepine wie der Angstlöser Diazepam, berichtet Spektrum.

Experten zu Cholinesterase-Hemmern: Langzeitfolgen möglich

Gifte aus der Gruppe der Cholinesterase-Hemmer können Experten zufolge Langzeitschäden zur Folge haben. "Es kann zu Gedächtnisstörungen oder auch zu Einschränkungen im Sprachvermögen kommen", sagte der Charité-Professor und ehemalige Leiter des Instituts für klinische Pharmakologie und Toxikologe, Ralf Stahlmann, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Außerdem seien psychische Folgen wie Depressionen möglich. Alle Infos zu den Langzeitfolgen finden Sie hier!