Rückzug aus Deutschland
Aldi Süd, Edeka und Kaufland betroffen: Ärger über „Vertical Farming“-Aus

Frisch gepflückte Kräuter im Supermarkt – mit Vertical Farming ist das möglich. Doch ausgerechnet einer der Marktführer sorgt in Deutschland für mächtig Verärgerung.
Video-Tipp: Schon mal etwas von Crowdfarming gehört?
Aus für Gewächshaus-Schränke im Supermarkt
„Vertical Farming“ ist ein Konzept zu nachhaltigerem Gemüseanbau. Es ist ein Geschäft, das noch vor einigen Jahren als vielversprechend galt.
In speziellen Gewächshaus-Schränken kann der Wasser und Materialieneinsatz genau auf den jeweiligen Bedarf der Pflanzen abgestimmt werden. So sollen weniger Ressourcen verschwendet werden. Auch Düngemittel oder Pestizide werden auf diesen Raum beschränkt eingesetzt. Wie National Geographic berichtet, könnte damit die Abhängigkeit von Lebensmittellieferungen reduziert werden.
Ein aufstrebendes Unternehmen in der Branche ist die Indoor Urban Farming Gmbh „Infarm“. Das in Berlin gegründete Start-up stellte großen Supermarktketten und Restaurants sogar Gewächsschränke für Kräuter und Salatzucht zur Verfügung, die das Unternehmen zuvor in Großanlagen anbaute.
Im Sinn der Nachhaltigkeit eigentlich eine gute Idee. Allerdings scheint das Konzept in Deutschland bisher nicht rentabel zu sein. Infarm musste die Reißleine ziehen – und hat damit einigen Ärger auf sich gezogen.
Infarm zieht sich aus Europa zurück
Infarm hat gleich mit mehreren Problemen zu kämpfen: Stark gestiegene Energiepreise, schwierige Finanzmärkte, Lieferkettenprobleme, steigende Materialkosten und zusätzliche Belastung durch die Inflation machen dem Unternehmen zu schaffen.
Das Unternehmen zieht sich deshalb fast vollständig aus Europa zurück. 500 Jobs fallen weg, mehrere Standorte müssen schließen. Laut dem „Handelsblatt“ sind aktuell nur noch 80 Mitarbeiter weltweit beschäftigt.
Zurück lässt Infarm Handelspartner wie Edeka, Aldi Süd oder Kaufland. Und die sind teilweise mächtig sauer auf das Unternehmen.
Nach dem frühzeitigen Rückzug, der kurzfristig per Mail angekündigt wurde, blieben viele Händler auf ihren Kosten sitzen, berichtet die „Lebensmittel Zeitung“. Vor allem selbständigen Edeka-Händlern sind Kosten im fünfstelligen Bereich entstanden, nachdem sie auf „Vertical Farming“ gesetzt haben.
Es bleibt ein bitterer Nachgeschmach. Denn eigentlich ist „Vertical Farming“ eine gute Idee – wenn es bezahlbar wäre. (fdo)
Doku-Tipp: Armes reiches Deutschland - Wird das Leben unbezahlbar?
Energie, Lebensmittel, Mieten: die Kosten explodieren. In Deutschland wächst die Kluft zwischen Arm und Reich. Die Gefahr, in die Armut zu rutschen, wird für immer größere Teile der Bevölkerung zu einer ernsthaften Bedrohung. Vor allem in Ballungszentren spüren inzwischen auch Teile der Mittelschicht den steigenden Druck. Die Dokumentation „Armes reiches Deutschland - Wird das Leben unbezahlbar?“ auf RTL+ schaut sich in deutschen Städten um.