"Aktenzeichen XY" mit Theorien über Scientology und Gruben-UnglückVermisste Yolanda Klug aus Leipzig: Polizei bestätigt neue, wertvolle Hinweise

Yolanda hatte ihr ganzes Leben noch vor sich. Die Architektur-Studentin liebt das Reisen, besonders Trips nach Jordanien haben es ihr angetan. Sie trägt Nasenring, wohnt in einer WG in Leipzig, sie scheint eine ganz normale junge Frau zu sein. Doch seit knapp drei Jahren wird Yolanda Klug vermisst. Ihre letzte Spur führt zur Burg Giebichenstein in Halle/Saale. Dort, auf dem Campus der Kunsthochschule, wollte sich Yolanda am 25. September mit einer Freundin einen Film ansehen. Doch zu dem Treffen sollte es nicht mehr kommen. Knapp zwei Wochen nach der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“, in welcher die Suche nach Yolanda Thema war, habe es laut der Polizei in Sachsen zahlreiche Hinweise gegeben, darunter seien auch interessante Informationen dabei gewesen, denen die Ermittler nun nachgehen. Auch neue Zeugen wurden demnach befragt.
Polizei Sachsen: Wertvolle Hinweise nach "Aktenzeichen XY"-Sendung - neue Zeugen befragt
Seit der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ am 29. Juni sind bei den Ermittlern zahlreiche Hinweise eingegangen, so ein Polizeisprecher zu RTL. Diesen wolle man nun gewissenhaft nachgehen. Welche das sind und ob eine heiße Spur dabei ist, wolle man jedoch nicht kommentieren. Die Ermittler würden außerdem neue Zeugen befragen.
Trotzdem sucht die Polizei weiter Teilnehmende der Herbstsession 2019 am Campus der Kunsthochschule, insbesondere Personen, die dort Foto- oder Videoaufnahmen gemacht haben. Diese werden gebeten, sich direkt bei der Polizeidirektion Leipzig oder unter der Telefonnummer 0341 966-46666 zu melden.
Yolanda Klugs Spur verliert sich nach Ikea-Besuch

Die damals 23-jährige Architektur-Studentin will bei Ikea nur ein paar Kleinigkeiten für ihre WG besorgen, doch dann muss irgendetwas ihre Pläne durchkreuzt haben. Laut Polizei verließ Yolanda an dem Tag gegen 15 Uhr ihre WG in der Körnerstraße in Leipzig, um zum Möbelzentrum nach Günthersdorf zu fahren. Danach sollte das Treffen mit ihrer Freundin zum Filmabend stattfinden. An der Haltestelle Südplatz wurde die junge Frau zuletzt gesehen. Yolanda verschwindet am 25. September 2019.
Mitbewohnerin: Wünsche mir einfach, dass wir uns bald wieder sehen
Yolanda und ihre Mitbewohnerin Miriam wohnen nur knapp fünf Monate zusammen, doch in dieser Zeit werden die beiden schnell Freundinnen. Abseits des WG-Lebens unternehmen die jungen Frauen viel, treiben Sport, kommen abends oft mit der WG zusammen. „Wir haben uns auf Anhieb richtig gut verstanden. Wir haben relativ viel in der kurzen Zeit zusammen gemacht, sind uns näher gekommen. Ich wünsche mir einfach, dass wir uns bald wieder sehen, dass sie auftaucht“, sagt Miriam bei „Aktenzeichen XY“.
Seit ihrer Jugend leidet Yolanda an einer rätselhaften gesundheitlichen Beeinträchtigung. Immer wieder hat sie unvorhersehbar Schwächeanfälle, die bisweilen zu plötzlicher Ohnmacht führen. „Sie hat auch von den unvorhersehbaren Ohnmachtsanfällen erzählt und wir haben auch einige miterlebt, wo sie auch vom Rettungsdienst versorgt werden musste. Und somit haben wir uns schon auch Sorgen gemacht, wenn sie alleine unterwegs war, dass etwas passiert“, berichtet Mitbewohnerin Miriam weiter.
Polizei: Yolanda Klug leidet an "wiederkehrenden, unvorhersehbaren Ohnmachtsanfällen"

Wegen dieser wiederkehrenden, unvorhersehbaren Ohnmachtsanfälle schlossen die Ermittler einen medizinischen Notfall zuerst nicht aus. Doch eine Überprüfung sämtlicher Krankenhäuser in der Umgebung blieb ohne Erfolg. Die Polizei Leipzig sieht mittlerweile keinen Zusammenhang mehr zwischen Yolandas rätselhaften gesundheitlichen Beeinträchtigung und ihrem Verschwinden.
Möglicherweise ist Yolanda also Opfer eines Verbrechens geworden. Auch ein Verschwinden aus eigenem Antrieb könne nicht ausgeschlossen werden. Allerdings fand die Polizei ihren Reisepass und ihre Kontokarten. Auf ihrem Konto hat es laut Polizei seit ihrem Verschwinden keine Bewegung mehr gegeben. Dass Yolanda einfach verschwindet, kann sich Mitbewohnerin Miriam so gar nicht vorstellen: „Sie hat viele Pläne gehabt. Sie hatte noch Uni-Prüfungen, sie wollte noch Freunde besuchen und sogar nach Jordanien fliegen.“
Welche Rolle spielt Scientology bei der vermissten Studentin aus Leipzig?
Yolanda liebt das Reisen. Nach mehrmaligen Trips nach Jordanien, besucht die 23-Jährige Mitte September mit Papa Peter ihre Schwester Elisa, die in den USA lebt. „Wir sind dann zwei Wochen mit einem Wohnmobil durch Kalifornien gereist, haben verschiedene Nationalparks angeschaut, hatten eigentlich sehr viel Spaß, sind sehr viel gewandert. Das hat uns allen viel Freude gemacht und Yolanda hat auch sehr viel Kraft dadurch bekommen“, beschreibt Papa Peter die glücklichen Zeiten kurz vor Yolandas Verschwinden.
Doch auch der Glaube spielt im Leben von Yolanda eine wichtige Rolle. Seit ihrer Jugend ist sie in evangelischen Freikirchen aktiv. Sie soll auch zur Scientology-Sekte Kontakt gehabt haben. Dieser sei jedoch schon zwei Jahre vor ihrem Verschwinden erkaltet.
Papa Peter bei „Aktenzeichen XY“: „Yolanda war immer sehr neugierig, wollte Dinge wissen. Sie hatte sehr viele Kontakte, anfangs auch zu Scientology, hatte dort einen kleinen Kurs gemacht. Das hatte ihr sehr gut gefallen. Sie hat das aber nicht weiter ausgebaut und hat sich irgendwann entschieden, in die freie evangelische Kirche einzutreten und war dann dort lange aktiv.“
Die Polizei bestätigte außerdem auf RTL-Nachfrage, dass die Ermittler der Spur zur Sekte schon von Anfang an nachgegangen sind. Diese sei jedoch erst bei „Aktenzeichen XY“ öffentlich geworden. „Wir haben auch die Rolle des Glaubens von Yolanda mit in unsere Ermittlungen einbezogen, insbesondere auch ihren Austritt bei Scientology. Im Ergebnis davon können wir sagen, dass wir einen Zusammenhang damit bis heute nicht ausschließen können“, erklärt Dorothea Benndorf von der Polizei Leipzig bei „Aktenzeichen XY.“
Am Abend vor dem Verschwinden trifft Yolanda Papa Peter in Leipzig

Im September 2019, unmittelbar vor Yolandas Verschwinden, hat Papa Peter beruflich in Leipzig zu tun. Vater und Tochter ergreifen die Möglichkeit beim Schopfe und gehen am Abend eine Kleinigkeit essen. „Wir haben nochmal sehr viel erzählt gemeinsam. Wir sind dann weg gegangen, ich habe sie zur Hauptstraße gebracht, wo sie zurück in ihre WG gegangen ist. Ich selbst bin in meine Unterkunft zurück gegangen. Spät am Abend hat sie mir noch eine kleine Nachricht geschickt: ‘Schön war’s!’ Das war auch die letzte Nachricht, das war auch der letzte Abend, an dem ich sie gesehen habe.“
Ist Yolanda Klug auf dem Campus in ein Bauloch gefallen und verschüttet worden?

Die Ermittler gehen bei „Aktenzeichen XY“ jedoch mit einem weiteren neuen Detail an die Öffentlichkeit. Zum Zeitpunkt Yolandas Verschwindens habe es auf dem Campus-Gelände zwischen Bibliothek und dem Verwaltungsgebäude eine offene Baugrube gegeben. Hatte Yolanda möglicherweise einen medizinischen Notfall und ist in das Loch gefallen? Pikantes Detail: Einen Tag nach Yolandas Verschwinden wurde die Grube versiegelt.
Leichenspürhunde schlagen an - Geo-Radar liefert keine Hinweise für Öffnung der mittlerweile versiegelten Baugrube

Obwohl eingesetzte Leichenspürhunde an der Stelle des ehemaligen Baulochs angeschlagen haben, wurde die mittlerweile versiegelte Grube nicht geöffnet. Der Einsatz eines Geo-Radars soll Klarheit bringen. Dort, wo die Leichenspürhunde angeschlagen haben, kann das Radar jedoch keine Unregelmäßigkeiten oder Fremdkörper im Erdreich aufspüren. Auch die Befragung der Studierenden blieb ergebnislos. Die Grube wird nicht geöffnet. Yolanda bleibt verschwunden. (kra)