Debatte um StrafmündigkeitKioskbesitzer Daumen abgehackt? Kinder (13) sollen in Dortmund mit Machete zugeschlagen haben

von Sarema Umarov und Sebastian Reddig

Ein brutaler Angriff in Dortmund sorgt aktuell für Entsetzen: Zwei 13-jährige Jungen sollen einem Kioskinhaber mit einer Machete einen Daumen abgetrennt haben. Da die Tatverdächtigen strafunmündig sind, bleibt der Vorfall ohne rechtliche Konsequenzen - was nun eine neue Debatte über die Altersgrenze für Strafmündigkeit entfacht.

NRW-Innenminister fordert Konsequenzen

In einem Dortmunder Kiosk kam es zu einer Gewalttat, die Polizei und Politik erschüttert: Zwei 13-Jährige, ein syrischer und ein deutsch-bulgarischer Junge, sollen Pfefferspray versprüht und mit einer Machete auf den Kioskinhaber eingeschlagen haben. Der 37-Jährige verlor dabei einen Daumen, ein weiterer Finger wurde fast abgetrennt. Die Kinder entkamen zunächst mit Bargeld, wurden jedoch kurz darauf in einem Mehrfamilienhaus gefasst. „Der 37-Jährige erlitt hierbei schwere Verletzungen, schwebte aber nicht in Lebensgefahr. Er wurde umgehend in ein Krankenhaus gebracht und notoperiert“, teilt die Polizei Dortmund mit. Trotz der Schwere der Tat bleiben die Jugendlichen bei ihren Familien, denn mit 13 Jahren sind sie strafunmündig. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) zeigt sich entsetzt: „Es muss was passieren. Es braucht eine Sanktion. Strafmündigkeit herabsetzen ist eine Antwort. Wenn es eine andere gibt, bin ich offen. Aber so weitermachen geht auf keinen Fall. Das ist nicht nur einfallslos, sondern auch unverantwortlich.”

Justizministerien gegen Herabsetzung des Strafalters

Sowohl das NRW-Justizministerium als auch das Bundesjustizministerium lehnen eine Herabsetzung der Strafmündigkeit bislang ab. Aus ihrer Sicht ist Jugendhilfe wirksamer als Strafen. Stefanie Hubig (SPD), Bundesjustizministerin, betont: „Man kann doch aber Kinder nicht in ein Gefängnis stecken und sich davon eine positive Entwicklung erhoffen.” Der Dinslakener Jugendrichter Thorsten Schleif fordert hingegen ein sogenanntes „gespaltenes Modell“: „Ich halte es für sinnvoll, die Strafmündigkeitsgrenze herabzusetzen auf zwölf Jahre für Kapitaldelikte. Das sind also solche Taten, bei denen der Tod des Opfers die Folge ist, sprich Raub mit Todesfolge, Vergewaltigung mit Todesfolge und natürlich auch Mord und Totschlag.”

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Kriminologe: Jugendkriminalität nimmt wieder zu

Die Tat von Dortmund steht im Zusammenhang mit einem bundesweiten Trend: Jugendkriminalität nimmt wieder zu. Laut dem Kriminologen Prof. Thomas Bliesener vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen gibt es mehrere Ursachen: „Die Gründe für den Anstieg liegen zum einen darin, dass wir tatsächlich mehr Kinder und Jugendliche aufgrund von Fluchtbewegungen haben. Aber auch wenn man relative Zahlen berechnet, dann bleibt es bei einem Anstieg, den wir momentan erleben.” Die Polizei prüft aktuell ein Messerverbot für die beiden 13-Jährigen. Doch selbst bei einem Verstoß gegen ein solches Verbot droht den Tatverdächtigen keine Strafe – aufgrund ihres Alters.