Entzündung der Talgdrüsen und Schamhaar-Follikel„Konnte vor Schmerzen kein Schritt machen“ : Rabea (37) leidet an Akne inversa

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Akne inversa kann bei Betroffenen starke Schmerzen auslösen. Für Außenstehende ist die Erkrankung meist nicht zu erkennen, da sie in der Regel an nicht sichtbaren auftritt. Unter anderem im Intimbereich und unter den Achseln.
Phawit, iStockphoto, Sopradit
von Niklas Diemer

Akne inversa ist vielen Menschen nicht bekannt. Aufgrund des Namens bringt man die Erkrankung schnell mit einer normalen Gesichtsakne in Verbindung. Doch die Krankheitsbilder unterscheiden sich stark. Betroffene leiden regelmäßig unter starken Schmerzen. So auch Rabea Fischer. Im RTL-Interview erzählt sie, warum die Krankheit mit Scham besetzt ist und was ihr im Umgang mit der Krankheit geholfen hat. Dermatologe Dr. Andreas Kleinheinz erklärt, wie Sie Akne inversa erkennen und welche Therapieform Besserung verspricht.

Wie sehr Betroffene unter Akne inversa leiden

Die chronische-entzündliche Erkrankung Akne inversa geht mit Abszessen, Knoten, Fisteln, Eiterabsonderungen und Narben in unterschiedlichen Ausprägungen hervor. Meist treten die schmerzenden Entzündungen unter den Achseln, in der Leisten- und Gesäßregion sowie im Intimbereich auf. Die Krankheit ist für Betroffene daher nicht nur körperlich, sondern auch psychisch eine große Belastung.

So erging es auch Rabea Fischer. Die heute 37-Jährige leidet seit über 10 Jahren an großen Pickeln und großflächigen Hautentzündungen im Intimbereich. Nach anfänglicher Scham entschloss sie sich dazu, ihre Hausärztin aufzusuchen und sich behandeln zu lassen. „Manchmal konnte ich vor Schmerzen keinen normalen Schritt machen“, erzählt sie im Gespräch. Doch ihre Hausärztin war sich bei der Behandlung unsicher und verwies sie an einen Spezialisten. Erst drei Jahre nach den ersten Anzeichen diagnostizierte er nun die Krankheit „Akne inversa“. Die betroffenen Stellen wurden anschließend mehrfach operativ entfernt, doch ihre Leidensgeschichte ist damit noch nicht zu Ende.

Das sind Anzeichen einer Akne inversa und diese Behandlungen können helfen

Die Akne inversa ist eine Entzündung der Talgdrüsen und Terminalhaarfollikel. Sie entwickelt sich meist zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Frauen sind dabei dreimal so häufig betroffen wie Männer. Übergewicht und Rauchen fördern die Entzündungen. Die Krankheit wird in verschiedene Stadien unterteilt, die die Schwere der Symptome angeben. Häufig wird hierfür die Hurley-Einheit verwendet:

Hurley I:

Einzelne Abszesse, keine Fistelgänge und Vernarbungen

Hurley II:

Ein oder mehrere weit auseinanderliegende Abszesse mit Fistelgängen und Vernarbungen

Hurley III:

Flächiger Befall mit Abszessen, Fistelgängen und Narbenzügen

Abhängig von der Schwere der Erkrankung kommen unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten zum Einsatz. Bei einer leichten Form (Hurley 1) der Akne inversa werden überwiegend anti-entzündliche Therapien gewählt. Hier kommen Antibiotika und Salben zum Einsatz. Im mittleren Stadium (Hurley 2) werden ebenfalls entzündungshemmende Antibiotika verabreicht. Doch bereits in diesem Stadium können operative Eingriffe nötig sein. Bei sehr starker Ausprägung (Hurley 3) sind operative Eingriffe mehrheitlich unumgänglich. Zusätzlich kann eine Spritzentherapie mit Antikörpern erfolgen. Derzeit ist noch nicht sicher geklärt, was zu der Krankheit führt. Da sich das Krankheitsbild in seiner Form jedoch stark unterscheiden kann, ist eine individuelle Beratung durch einen Spezialisten in jedem Fall nötig.

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Darauf sollten Sie bei der Erstellung einer Diagnose beachten

Eine Diagnose von Akne inversa kann nur per Blickdiagnose und Anamnese festgestellt werden. Eine Biopsie kann ausschließlich als Ausschlussverfahren anderer Krankheiten dienen. Anke inversa sei für Fachärzte allerdings durch dieses Verfahren und die Schilderung der Patienten sehr schnell zu erkennen, erklärt Chefarzt Dr. Kleinheinz im RTL-Interview. Es sei wichtig, einen Hautarzt aufzusuchen, da das Krankheitsbild bei Allgemeinärzten nicht sehr weit verbreitet sei.

Dies könne zu einer verzögerten Diagnose führen, welche jedoch möglichst schnell getroffen werden sollte, um mit einer entsprechenden Behandlung starten zu können. Dr. Kleinheinz empfiehlt Betroffenen ebenfalls, sich psychologischen Rat zu suchen, da die Krankheit einen langen Leidensweg mit sich bringt und die Lebensqualität stark einschränken kann.

Das kann Betroffenen helfen

Rabea Fischer hat angefangen, die Krankheit zu akzeptieren, doch Rückschläge gehören dazu. „Es ist niemals leicht, aber man muss einfach lernen, damit zu leben“, erzählt sie. Jetzt achte sie besonders auf ihre Ernährung und versucht, so gut es geht, auf Lebensmittel zu verzichten, die die Entzündungen verstärken. Neben den körperlichen Einschränkungen war es zu Beginn vor allem auch die psychische Belastung, die ihr zu schaffen machte. Daher entschied sich die 37-Jährige nach einiger Zeit zu dem mutigen Schritt an die Öffentlichkeit zu treten und die Scham beiseite zu legen.

Neben der Unterstützung und Akzeptanz ihrer Freunde sei auch ihre Instagram-Seite ein wichtiges Mittel für sie, um mit der Erkrankung besser umgehen zu können, erklärt sie. Dort berichtet sie von ihren Erfahrungen und gibt anderen Betroffenen Tipps. Sie erhalte für ihre Arbeit großen Zuspruch. Außerdem sei es ihr ein wichtiges Anliegen, mehr Öffentlichkeit herzustellen und das Krankheitsbild bekannter zu machen, sagt sie. Ihr Ziel: mehr Akzeptanz für die Betroffenen von Akne inversa, eine Krankheit, die für Außenstehenden meist unsichtbar bleibt.

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