Afghanistan: Wichtiges Taliban-Mitglied ermordet?
Machtkampf bei den Taliban: Führung offenbar heftig aneinandergeraten
Nach der Machtübernahme in Afghanistan herrscht innerhalb der Führung der Taliban offenbar ein erbitterter Machtkampf. Hinter den Kulissen soll es zu heftigen Szenen gekommen sein. Sogar über die Ermordung eines wichtigen Führungsmitglieds wird spekuliert.
Gerüchte über Tod von Mullah Baradar
Mullah Baradar, Führer des als vergleichsweise moderat geltenden Flügels, sei möglicherweise bei einer Schießerei mit konkurrierenden Anhängern innerhalb der Taliban getötet worden, so manches Gerücht aus Afghanistan. Gerüchte, die die Taliban entschieden dementieren. Diese seien „unbegründet und nicht wahr“, erklärte Taliban-Sprecher Suhail Schahin.
Als vermeintlichen Beweis für das Wohlergehen Baradars veröffentlichte die radikal-islamische Gruppe kürzlich eine Audiobotschaft, in der dieser erklärt, er befinde sich „auf einer Reise außerhalb Kabuls und es geht mir gut, Gott sei Dank.“ Wann und wo die Aufnahme entstanden ist, ist allerdings unklar.

Taliban: Anführer sollen sich mit Thermoskannen beworfen haben

Tatsächlich spricht nicht viel für die Gerüchte, dass der Konflikt hinter den Kulissen wirklich so sehr eskaliert ist, dass es zu Waffengewalt und Toten unter den Führern der Gruppierung kam. In Afghanistan ist es nach wie vor vergleichsweise ruhig. Gefechte wie sie nach dem Tod eines Gruppenführers wahrscheinlich wären, blieben bislang aus.
Und doch gilt die Stimmung im inneren Führungszirkel der Taliban als äußerst angespannt. Der „Spiegel“ berichtet, dass es in den internen Verhandlungsrunden zu „massiven Auseinandersetzungen“ gekommen sei. In einem Streit hätten sich demnach mehrere der konkurrierenden Anführer mit Thermoskannen beworfen.
Afghanistan: Radikale Kräfte gewinnen Machtkampf
Dass Baradar den Machtkampf innerhalb der Taliban-Führung verloren hat, wurde bereits in den letzten Tagen deutlich. Zum einen wurde der Chefdiplomat der Taliban nicht zum neuen Regierungschef ernannt – anders als viele Beobachter angenommen hatten. Stattdessen musste Baradar sich mit dem Posten des Vizepremiers zufriedengeben.
Darüber hinaus konnte sich der eher moderate Baradar mit seinem Kurs intern offenbar überhaupt nicht durchsetzen, das wurde bei der Vorstellung des neuen Kabinetts Afghanistans deutlich. Die neue Führung des Landes setzt sich ausschließlich aus Paschtunen zusammen, andere Kräfte oder gar eine Frau sucht man unter den Regierungsvertretern vergebens.
Die führende Kraft innerhalb der Taliban ist somit nun sehr wahrscheinlich das deutlich radikalere Haqqani-Netzwerk. Der Fraktion werden sehr gute Verbindungen nach Pakistan nachgesagt, zudem soll ein Großteil der Taliban-Kämpfer dem Haqqani-Netzwerk folgen. (jda)