Schauspieler weist Missbrauchsvorwürfe von sich

Alles nur ein Missverständnis? Gérard Depardieu bestreitet vor Gericht alles

von Sabrina Suberg, Jacqueline Vetten und Andrea Eickhoff

Hat Frankreichs Star-Schauspieler Gérard Depardieu Frauen am Set belästigt?
Am zweiten Tag seines Prozesses nimmt der 76-Jährige vor Gericht nun selbst Stellung zu den Vorwürfen. RTL ist vor Gericht dabei, als der Schauspieler seine mit Spannung erwartete Aussage macht.

Gérard Depardieu: „Sie war schockiert über meine Redeart”

„Ich habe etwas zu sagen”, beginnt Gérard Depardieu seine Aussage mit theatralischer Stimme. Seine Aussagen seien von der Presse falsch ausgelegt worden. „Ich hätte bei Massenvergewaltigungen teilgenommen, schrieben sie, das stimmte gar nicht. Es war ein Sprachproblem, da ich die Interviews auf Englisch gegeben habe, diese Sprache aber nicht gut spreche”, erklärt er. Seine Aussage unterstreicht er mit großen Gesten, wirkt selbstsicher.

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Laut Anklage habe Depardieu die Bühnenbildnerin im Jahr 2021 am Set des Films „Les volets verts” (Die grünen Fensterläden) brutal gepackt, sie mit seinen Beinen in ihrem Schritt an die Wand gedrückt und dann unsittlich berührt. Seine Bodyguards mussten Depardieu angeblich von der Frau losreißen. Die Regieassistentin wirft ihm vor, dass er ihr während der Dreharbeiten oftmals gegen ihren Willen an Brust und Po gefasst und über ihre Genitalien geredet habe.

Gerard Depardieu an Prozeßtag 2 seines Verfahrens in Paris wegen des Vorwurfs sexuellen Mißbrauchs
Schauspieler Gérard Depardieu kommt mit seinem Anwalt gut gelaunt zu seinem zweiten Prozesstag.
action press

Auch Gérard Depardieu gibt zu, sie berührt zu haben. Er habe die Frau an der Hüfte angefasst, sagte der 76 Jahre alte Filmstar vor Gericht. Auf Nachfrage des Gerichts, ob die Berührung am Rande des Drehs eine sexuelle Absicht gehabt habe, antwortete Depardieu: „Ich glaube nicht.” Er habe die Frau angefasst, um nicht von der Kiste zu rutschen, auf der er gesessen habe. „Ich war wütend und es war heiß”, erklärt er. Er sei sauer gewesen, weil die Frau ein Gemälde, über das sie sich unterhalten hatten, ein schlechtes Bild genannt habe.

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Depardieu fügt hinzu, er wisse wirklich nicht, warum er eine Frau befummelt haben sollte. Von den Anschuldigungen habe er erst später im Polizeigewahrsam gehört. „Sie war schockiert über meine Redeart und darüber, dass ich sie professionell infrage stellte”, erinnert sich Depardieu. Er habe sie gedemütigt. Deshalb habe er sich bei ihr entschuldigt. Die Anschuldigungen erkenne er nicht an, so der 76-Jährige vor Gericht.

Depardieu-Anwalt: „Alle Anschuldigungen sind gelogen.”

Der Beginn des Prozesses am Montag war vom resoluten Auftreten von Depardieus bekanntem Anwalt Jérémie Assous geprägt. Schon vor der Verhandlung sagte er: „Alle Anschuldigungen sind gelogen.” Weil die Ermittlungen seiner Meinung nach nicht gründlich genug geführt worden waren, beantragte er in einem länglichen und angriffslustigen Vortrag wegen Formfehlern eine Annullierung des Prozesses. Dem gab das Gericht zunächst nicht statt.

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Als das Gericht dem zunächst nicht stattgab, legte Assous kurzfristig rund 300 Seiten Aktenmaterial vor, das gesichtet werden solle. Die Nebenklage warf ihm empört Verzögerungstaktik vor.

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Depardieu-Prozessbeginn wurde verschoben

Eigentlich hatte das Verfahren gegen den einst gefeierten Filmhelden Depardieu bereits im Oktober stattfinden sollen. Kurzfristig wurde es dann aber verschoben. Depardieus Gesundheitszustand lasse es nicht zu, dass er am Prozess teilnehme, hatte sein Anwalt damals vorgebracht. Laut medizinischem Gutachten soll der Darsteller nun nur sechs Stunden am Tag in der Anhörung sitzen. Zwischendrin soll es für ihn eine 15-minütige Pause geben.

Das Gericht deutete an, sich an diese Empfehlungen halten zu wollen. Ob nach den länglichen Verfahrensfragen am Montag aber sechs Stunden reichen, um den weiteren Prozess zu führen, ist fraglich. Wann weiter verhandelt werden könnte, sollte eine Verlängerung nötig sein, war zunächst nicht eindeutig.

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Assous will am zweiten Prozesstag etliche Zeugen hören lassen. Unter ihnen sind nicht nur eine Lichttechnikerin und Depardieus früherer Leibwächter, sondern auch die französische Schauspielikone Ardant (76), die als treue Unterstützerin Depardieus gilt.

Das wird Depardieu vorgeworfen

Seit Jahren melden sich immer mehr Frauen zu Wort, die Depardieu sexuelle Übergriffe vorwerfen. 2018 hatte ihn die Schauspielerin Charlotte Arnould wegen Vergewaltigung verklagt. Möglicherweise muss er auch in diesem Fall vor Gericht.

Depardieu selbst bestreitet sämtliche Vorwürfe. In einem in der Zeitung Le Figaro Anfang Oktober 2023 veröffentlichten Brief bezeichnet er sich als Opfer einer „medialen Lynchjustiz”. Er sei sein ganzes Leben lang provokativ, anmaßend und manchmal unhöflich gewesen. Ein Vergewaltiger sei er jedoch nicht. Niemals habe er eine Frau missbraucht. (mit dpa)