Zweiter Tag im Prozess gegen den Schauspieler„Er wirkte wie verrückt!” Mutmaßliches Opfer von Depardieu schildert sexuellen Übergriff

„Er klemmte mich mit seinen Beinen ein!”
Am zweiten Prozesstag gegen Schauspielstar Gérard Depardieu hat zunächst der 76-Jährige seine Version der Vorfälle geschildert. Danach tritt mit Amelie (Name geändert), eines der mutmaßlichen Opfer, in den Zeugenstand und schildert schockierende Details der angeblichen Tat. RTL war bei dem Prozess vor Ort.
Mutmaßliches Opfer schockt mit Schilderungen
„Ich habe gerade die neuste Version von Gérard Depardieu gehört. Da musste ich fast lachen. Dass er sich entschuldigt hätte, weil er mich unprofessionell fand. Sowas hat er nie gesagt”, erklärt das mutmaßliche Opfer Amelie, als es in den Zeugenstand tritt. Amelies Stimme wirkt fest und sicher. Erst habe sie mit ihm über die Dekoration diskutiert. Dann habe er plötzlich angefangen, mit ihr über Schweinkram und seine sexuellen Fähigkeiten zu reden. Das sei eine Stunde so gegangen.
Als sie dann schließlich an ihm vorbei musste, habe er sie angegriffen. „Ich merkte, wie stark er war. Während er mich festhielt, schaute er mich genau aus seinen roten Augen an. Und sehr aggressiv sagte er mir: ‚Fass mal meinen großen Sonnenschirm an, den schiebe ich Dir gleich in die Muschi.‘ Er knetete meine Taille und seine Hände gingen rauf bis zu den Brüsten. Er klemmte mich mit seinen Beinen ein”, schildert sie den Vorfall. Sie sei total geschockt gewesen. „Er wirkte wie verrückt. Ich hab’ mich dann versucht aus seinem Griff zu wenden”, erinnert sich das mutmaßliche Opfer weiter.
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Auf die Frage des Richters, warum sie Depardieu erst drei Jahre später angezeigt habe, antwortete die Frau: „Ich fühlte mich gedemütigt, ich war einerseits stolz darauf, bei dem Film gearbeitet zu haben, und dann nach dem Angriff war ich total destabilisiert. Danach wollte ich diese Episode erst mal von mir wegschieben”, erklärt Amelie die Gründe für ihr Zögern. Doch als sie von der Anzeige von Charlotte Arnould erfuhr, war ihr klar, dass sie auch auspacken musste. „Da konnte ich nicht länger diesen Vorfall verschweigen”, erklärt sie, warum sie ihre Meinung geändert habe. „Heute schäme ich mich dafür, zu denen zu zählen, die geschwiegen haben”, sagt sie.
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Depardieu stellte den Zwischenfall bei Dreharbeiten in einer Pariser Wohnung im Sommer 2021 zuvor aus seiner Sicht dar: „Es ist heiß und schwül. (...) Ich wiege 150 Kilo, ich habe schlechte Laune, eine Frau guckt mich seltsam an.” Er habe die Bühnenbildnerin an der Hüfte gepackt, aber nur, „um nicht auszurutschen”. Zum Gebrauch vulgärer Ausdrücke sagte der Angeklagte: „Was ist an ‘Muschi’ schon schlimm? Das sage ich ständig, auch zu mir selbst, ist doch lustig.”
Amelies Anwältin hielt Depardieu anschließend vor, dass er sich selbst widerspreche – während der Ermittlungen hatte er noch bestritten, die Klägerin überhaupt angefasst zu haben.
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Das wird Gérard Depardieu vorgeworfen
Das Verfahren gegen den Darsteller dreht sich um Vorwürfe sexueller Belästigung bei den Dreharbeiten des Films „Les volets verts” (Die grünen Fensterläden) von Regisseur Jean Becker im Jahr 2021. Eine Dekorateurin und eine Regieassistentin werfen Depardieu vor, sie etwa an den Brüsten und am Po unsittlich berührt zu haben. Der Schauspieler hatte die Vorwürfe bestritten, sein Anwalt Jérémie Assous nannte die Anschuldigungen erlogen. Zunächst ging es im Gericht um die Vorwürfe der Dekorateurin. (mit afp, dpa)