Zurück ins Gefängnis?

Urteil gegen Alfons Schuhbeck – mehr als vier Jahre Haft

von Jasmin Raziorrouh und Johanna Werning

Als Fernsehkoch gewann er die Herzen der Zuschauer, doch der wohl härteste Kampf findet für den 76-Jährigen abseits des Herdes statt.
27 Millionen Euro Schulden, keine richtige Buchhaltung – und eine Geschäftsführung am Rande der Legalität und weit darüber hinaus – so lauten die Vorwürfe, derentwegen sich Alfons Schuhbeck in München vor Gericht verantworten musste. Jetzt wurde der 76-Jährige wegen Insolvenzverschleppung und Betrug mit Corona-Hilfen erneut zu vier Jahren und drei Monate verurteilt.

Alfons Schuhbeck erneut verurteilt

Vor zehn Jahren war Schuhbeck noch ein Sternekoch und galt als Platzhirsch vom Münchner Platzl, als gutmütiger und erfolgreicher Patriarch in einem Geflecht aus Firmen, von denen die meisten seinen Namen trugen. „Einen echten Wert gab es nur durch die Marke Alfons Schuhbeck“, sagt Insolvenzverwalter Max Liebig. Denn im Zentrum aller Unternehmen habe in erster Linie diese Marke gestanden: „Das Interessante und Spannende war natürlich der Name und die Aura, die da drumherum gebaut wurde.“

Von dieser Aura ist inzwischen nicht mehr viel übrig. Alfons Schuhbeck ist schwer an Krebs erkrankt, er wirkt gezeichnet, gebrochen. Auch bei der Urteilsverkündung sieht er blass aus, das Plädoyer der Staatsanwaltschaft verfolgt er mit gesenktem Blick. Hinter ihm liegt eine schwere Zeit. Innerhalb von drei Jahren steht Schuhbeck nun schon das zweite Mal vor Gericht – und zwar wegen alles anderem als Kavaliersdelikten. 2022 wurde er wegen Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe verurteilt. Nun gibt es ein weiteres Urteil – unter anderem wegen vorsätzlicher Insolvenzverschleppung, Betrugs, Subventionsbetrugs und vorsätzlichen Bankrotts.

Nach einem sogenannten Deal, auf den sich Staatsanwaltschaft und Verteidigung mit dem Gericht geeinigt haben, wird Schuhbeck zu 4 Jahren und drei Monate verurteilt. Die Strafe wird in die Strafe wegen Steuerhinterziehung (3 Jahre und zwei Monate) eingerechnet. Somit geht es insgesamt um 13 weitere Monate.

Grundlage für den Deal ist das umfassende Geständnis, das der schwerkranke Schuhbeck zu Prozessbeginn abgelegt hat und das einige Parallelen aufweist zu dem aus seinem Prozess im Jahr 2022. Zudem wurden rund 50 Bankkonten ausgewertet. Die Staatsanwaltschaft betont die Schwere des Betrugs: Schuhbeck habe nach grobem Eigennutz gehandelt – und eine kriminelle Energie. Und auch der Richter begründet seine Entscheidung zu den 13 Monaten mehr Haft damit, dass Schuhbeck einfach viel zu spät die Notbremse gezogen hat – auch wenn er sie dann letztendlich selbst gezogen hat. Hinzu kommen Geldstrafen für Schuhbeck. Außerdem muss er die Kosten des Verfahrens zahlen.

Alfons Schuhbeck zeigt Reue – „dafür bleiben mir nur meine langjährige Erfahrung, mein Wissen und Können“

Auch am Tag der Urteilsverkündung ergreift Schuhbeck das Wort, bedankt sich für ein „faires Verfahren“, das sei „in diesen schwierigen Tagen viel wert“, erklärt er. Er selbst entschuldigte sich in seinem letzten Wort bei „allen, die durch mich Probleme erfahren haben.“ Und betonte: „Das wird mich für den Rest meines Lebens belasten und tut mir sehr leid.“ Ihm sei alles über den Kopf gewachsen.

Nun möchte er alles wiedergutmachen. „Dafür bleiben mir nur meine langjährige Erfahrung, mein Wissen und Können.“ Unter anderem hat im Knast Kochbücher geschrieben.

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„Das war alles wirtschaftlich nicht mehr zu meistern”

Er sei Koch und kein Finanzfachmann – und er habe den Überblick verloren, begründet Schuhbeck die Insolvenzverschleppung und den Betrug mit Corona-Hilfen. „Das war alles wirtschaftlich nicht mehr zu meistern.“ Pikant: Bereits 2018 wurde er wegen Verletzung der Buchhaltungspflicht verurteilt.

Der Insolvenzverwalter Max Liebig geht laut seiner Aussage vor dem Landgericht München I davon aus, dass den Gläubigern von Schuhbecks Firmengeflecht nur ein Bruchteil der geforderten Summe zurückgezahlt werden könne. Er spricht von einer Quote im niedrigen zweistelligen Bereich. Jahrelang habe es keine nennenswerte Buchhaltung gegeben – und die meisten Firmen waren schon 2015 pleite, lange bevor Insolvenz angemeldet wurde.

Aber muss Alfons Schuhbeck überhaupt wieder ins Gefängnis?

Ob und wann Schuhbeck tatsächlich ins Gefängnis muss, ist unklar. Die Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung, die er eigentlich derzeit absitzen müsste, ist derzeit aus gesundheitlichen Gründen ausgesetzt. Schuhbeck ist nach Angaben seiner Anwälte unheilbar an Krebs erkrankt und wird derzeit außerhalb der Haft behandelt. Und auch die Staatsanwaltschaft erklärt in ihrem Plädoyer, dass der schlechte Gesundheitszustand nicht nur berücksichtigt werden muss, man müsse es Schuhbeck auch anrechnen, dass er sich trotz der Gesundheit hier dem Verfahren stellt.

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Er muss nun auch seine privaten finanziellen Verhältnisse ordnen. Laut seinen Angaben vor Gericht bekommt er 1138,76 Euro Rente. „Davon lebe ich.“ Sein Bruder zahle seine Krankenversicherung, mit der Miete für seine Wohnung, die 4.800 Euro im Monat koste, sei er im Rückstand. Freunde gäben ihm Geld dafür, aber das reiche nicht. „Insgesamt muss ich meine persönlichen Verhältnisse neu ordnen.“