Käärijä aus Finnland und Baby Lasagna aus Kroatien kennen das GefühlWie ist das eigentlich, wenn man beim ESC nur Zweiter wird?

„Ich hatte das Gefühl, alle enttäuscht zu haben”
Käärijä und Baby Lasagna waren beide auf Platz eins der Wetten. Beide bekamen die meisten Punkte im Televoting. Doch die Sieger des ESC waren andere. Im exklusiven Gespräch mit RTL.de erzählen sie, warum sie verloren, aber gleichzeitig auch gewonnen haben.
In Finnland und Kroatien liefen schon Vorbereitungen für den ESC-Sieg
Käärijä, richtiger Name Jere Pöyhönen, avancierte mit seinem finnischen Rock-Rap- Song „Cha Cha Cha” beim ESC 2023 zum absoluten Publikumsliebling. Ähnlich ging es Marko Purišić, alias Baby Lasagna, im letzten Jahr mit „Rim Tim Tagi Dim” für Kroatien. Auch in ihren jeweiligen Heimatländern war die Euphorie auf den Sieg, der zum Greifen nah schien, riesig. In so gut wie jede Fernsehsendung wurde Marko eingeladen, sein Lied war quasi jederzeit und überall zu hören. Und man hatte schon einmal die „Arena Zagreb” heimlich für 2025 vorreserviert.
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Käärijä und Baby Lasagna über emotionale Minuten auf der ESC-Bühne
Auch beide Auftritte liefen hervorragend. Wie viel sie denn überhaupt von der Menge mitbekommen, wollen wir wissen? „Es gibt da diese typischen Armbewegungen zu meinem Song” sagt Marko. „Und als ich mich zum Publikum umdrehe und sehe, wie die ganze Arena mitmacht, dachte ich nur ‘oh mein Gott, was passiert hier?’ Es waren leuchtende Armbänder verteilt worden und ich hätte niemals gedacht, dass sich so viele beteiligen würden.”
Auch Jere, alias Käärijä, schwärmt: „Ich konnte durch meine In Ear Kopfhörer die Leute am Anfang von ‘Cha Cha Cha’ hören. Eigentlich ist man ziemlich abgeschirmt, aber wenn die Zuschauer so laut schreien, dann hörst du das natürlich. Ich habe danach oft Videos davon gesehen und es ist einfach nur fantastisch und sehr emotional!”
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Das Wertungssystem sorgt beim Eurovision Song Contest für Spannung bis zur letzten Sekunde
Die Wertungen sind traditionell das Highlight und die spannendste Phase des Wettbewerbs. Seit einigen Jahren wird zunächst im bekannten Schema 1 – 8, dann 10 und 12 Punkte durch die Jurys der Länder gewertet. Danach werden die Televotingpunkte zwar im selben Schema vergeben, aber pro Land zusammengefasst. Man beginnt mit dem Land, das die wenigsten Punkte von den Jurys bekam und endet mit dem Land, das das Juryvoting gewonnen hat. Als Beispiel: Deutschland hat aus Italien fünf Televotingpunkte bekommen und aus Schweden acht. Insgesamt werden also 13 Punkte zum bisherigen Ergebnis addiert. Dadurch bleibt es bis zur letzten Punktevergabe spannend.
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Finnland und Kroatien bekamen von der Jury weniger Punkte als erhofft
Käärijä bekam 150 Jurypunkte und wurde damit Vierter im Zwischenstand. Am Ende fiel die Entscheidung zwischen ihm und Loreen aus Schweden. Er bekam zwar 376 Televotingpunkte, konnte damit aber nicht mehr an ihr vorbeiziehen. Im Jahr danach ein ähnliches Bild bei Baby Lasagna. Nemo hatte für die Schweiz das Juryvoting gewonnen. Kroatien lag hier auf dem dritten Platz. Zwar bekam „Rim Tim Tagi Dim” über 100 Anruferpunkte mehr als „The Code”, es reichte aber nicht zum Sieg. Für beide Künstler war nach dem Juryvoting schon klar, dass sie die Erwartungen eines ganzen Landes nicht erfüllen werden können. „Ich hatte in allen Interviews in Finnland gesagt, dass ich gewinne. Und dann scheitere ich. Meine erste Reaktion war schon enttäuscht und traurig, aber im Nachhinein bin ich trotzdem happy. Viele sagen mir, dass ich der wahre Sieger sei, doch das bin ich nicht. Sondern Loreen,” erzählt Käärijä. Und Baby Lasagna gibt zu: „Als es immer klarer wurde, dass Nemo gewinnen würde, verspürte ich einen riesigen Druck. Ich wurde traurig. Ich hatte das Gefühl, alle enttäuscht zu haben.”
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Ein Wahnsinns-Empfang für Marko in Zagreb
Trotz allem erreichte Baby Lasagna mit dem zweiten Platz das beste Ergebnis für Kroatien in der ESC–Geschichte. Und das kleine Land ließ es sich nicht nehmen, am Tag danach eine riesige Party auf dem Zagreber Hauptplatz für ihn auszurichten. Etwa 200.000 Menschen waren gekommen und feierten ihren Vertreter, der in einem offenen Bus durch die Stadt bis zum Empfang gefahren wurde. Und mitten auf der Bühne brach er von allem überwältigt in Tränen aus. Die kroatische Regierung wollte sich für den Riesenerfolg in Malmö bedanken und Marko 50.000 Euro schenken. Doch er nahm das Geld nicht für sich, sondern spendete es. Kurz danach wurden Tour-Termine verkündet, die im Handumdrehen ausverkauft waren. Auch Käärijä ging auf Tour durch ganz Europa.
Mit dem gemeinsamen Song zurück zum ESC
Es war Baby Lasagna, der auf Käärijä zuging und fragte, ob sie nicht einen gemeinsamen Song aufnehmen wollten. Und der sagte sofort ja. Daraus wurde der Partykracher „#eurodab”, den sie als Pausenact im Finale des Eurovision Song Contests in Basel präsentierten. Zusammen mit einem Mash-up ihrer beiden Songs. Sie brachten damit die Halle zum Kochen. Beide schließen eine Rückkehr in den Wettbewerb nicht kategorisch aus. Ihr Fokus liegt aktuell auf neuer Musik und weiteren Touren. Doch sie sind und bleiben ein Teil der ESC–Familie.