Prämien bei Skispringerinnen sorgen für DiskussionenDuschgel statt Preisgeld – jetzt erklärt sich der Verband

Chika Yoshida
FIS-Renndirektorin Chika Yoshida kann die Aufregung um die Prämien nicht ganz nachvollziehen.
dpa
von Marc Gabel und Phillip Oldenburg

Erfolgreich, aber ungleich behandelt!
Von Gleichberechtigung ist man beim Skispringen noch meilenweit entfernt. Das zeigt sich besonders bei der Qualifikation zur Two-Nights-Tour in Garmisch-Partenkirchen, bei der die Frauen mit einer unfassbaren Prämie abgespeist werden. FIS-Renndirektorin Chika Yoshida versucht, die Ungleichheit zu erklären.

Skispringen der Frauen befindet sich in einem „Prozess“

An Silvester lässt Selina Freitag im ARD-Interview einen kleinen Skisprung-Knaller in die Luft gehen. Die 23-Jährige berichtet, sie habe Duschcreme, Shampoo und vier Handtücher für ihren Sieg in der Qualifikation in Garmisch-Partenkirchen bekommen. Bei den Männern gibt es 3.000 Schweizer Franken (rund 3.200 Euro). Darüber meckern wolle sie zwar nicht „groß”. Dennoch sehe man die Unterschiede, erklärte Freitag und sendete damit eine klare Botschaft: Bei der Gleichbehandlung mit den männlichen Kollegen gibt es noch viel Nachholbedarf.

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Garmisch-Partenkirchen, Deutschland, 31. Dezember 2024: Two Nights Tour, FIS Skisprung Weltcup Damen, Skispringen, Garmisch-Partenkirchen, Olympiaschanze FREITAG Selina (GER) Kopf, Oberkörper
Selina Freitag gewinnt die Quali der Two Nights Tour in Garmisch-Partenkirchen – und erhält dafür Handtücher und Duschgel.
picture alliance / Wagner | Ulrich Wagner

FIS-Renndirektorin Chika Yoshida versucht im Gespräch mit RTL ein wenig Druck aus der Prämie-Diskussion zu nehmen. Das Skispringen der Frauen befinde sich mitten in einem Prozess, sagt Yoshida und fügt an: „Wir sind auf dem Weg. Es ist eine Entwicklung”.

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Tatsache sei aber auch, dass es Stand jetzt bei den Frauen für eine Qualifikation kein Preisgeld gibt. Dies sei ein „normales Reglement” und bei den Männern bis vor einigen Jahren nicht anders gewesen. Der Hauptgrund für die ungleiche Behandlung sei, dass der finanzielle Rahmen es einfach nicht hergeben würde, erklärt Yoshida weiter. Das liege vor allem an der fehlenden Fernsehpräsenz und der fehlenden öffentlichen Aufmerksamkeit. Ob sich daran in Zukunft etwas ändert, ist ungewiss.

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Unterschiede beim Preisgeld sind enorm

Die Unterschiede beim Preisgeld werden allerdings nicht nur bei der Qualifikation deutlich. Auch bei Weltcupsiegen sind die Differenzen enorm. Während die Männer für einen Triumph 13.800 Euro erhalten, sind es bei den Frauen nur 4.550 Euro. Noch deutlicher wird der Unterschied beim Blick auf die Tour. Der Sieger der Vierschanzentournee der Männer erhält 106.000 Euro. Bei der zweiten Ausgabe der Two Nights Tour, die 2026/27 in eine Vierschanzentournee für Frauen übergehen soll, gibt es für die Gesamtsiegerin nach zwei Springen lediglich 10.000.

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Bundestrainer Heinz Kuttin kann den Unmut seiner Athletin daher voll und ganz nachvollziehen. „Es hat sich in den vergangenen Jahren viel zum Positiven entwickelt”, sagt der Österreicher: „Aber die Frauen wollen auch ein bisschen Geld verdienen, da wäre schon ein Schritt nötig.”

Unterstützung erhält er von Horst Hüttel, Sportdirektor beim Deutschen Skiverband (DSV). Man müsse sich definitiv ein paar Gedanken machen, kündigt Hüttel an und räumt ein, dass die Frauen-Prämie „ein bisschen unglücklich gewählt” worden sei. „Das ist es gescheiter, man gibt gar nichts.” Immerhin konnte Freitag das fast schon demütigende Geschenk dafür nutzen, um einmal mehr auf die Ungleichheit bei den Prämien für Frauen und Männer hinzuweisen. (pol)