Nach Anschlag in Magdeburg

Sieg- und Weihnachtsfeiern in der Fußball-Bundesliga fallen aus

Auf der Anzeigetafel im Stadion von Fortuna Düsseldorf steht: „Auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg ist ein Auto in eine Menschengruppe gefahren. Die Kurven haben daher den Support eingestellt”
Auf der Anzeigetafel im Stadion von Fortuna Düsseldorf steht: „Auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg ist ein Auto in eine Menschengruppe gefahren. Die Kurven haben daher den Support eingestellt”
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Angesichts von Toten und Verletzten rückt der Fußball in den Hintergrund.
Der furchtbare Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt hat die Freitagsabendspiele der ersten und zweiten Bundesliga überschattet. Spielern und Fans war nicht zum Jubeln zumute. Bayern München sagte seine Weihnachtsfeier ab.

Gespenstische Atmosphäre im Stadion

Bei Zweitligist 1. FC Magdeburg hätte man nach dem 5:2-Erfolg bei Fortuna Düsseldorf allen Grund zum Feiern gehabt. Zumal der FCM durch den Auswärtserfolg zumindest vorübergehend auf Tabellenplatz drei kletterte und endgültig im Aufstiegsrennen mitmischt. Doch gefeiert wurde nicht - weder auf dem Rasen noch auf den Tribünen.

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Als zur Halbzeit die Nachricht die Runde machte, dass auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg ein Auto in eine Menschenmenge gefahren war, stellten beide Fangruppen in der zweiten Halbzeit die Unterstützung ihrer Teams ein. Die Zuschauer wurden über die Anzeigetafel über die Ereignisse in Magdeburg informiert. Im Stadion herrschte eine gespenstische Atmosphäre.

Magdeburger-Spieler geben keine Interviews

Die geschockten Magdeburger Spieler gaben im Anschluss keine TV-Interviews. Der Verein reagierte auf seiner Homepage: „Wenn Fußball zur Nebensache wird – der FCM ist geschockt und in Gedanken bei den Betroffenen rund um die schrecklichen Ereignisse am Magdeburger Weihnachtsmarkt.”

Die Mannschaft des FC Magdeburg versammelt sich nach dem Spiel gegen Fortuna Düsseldorf schweigend vor ihren Fans.
Stiller Abschied von den Fans: Die Spieler des FC Magdeburg nach dem Erfolg in Düsseldorf
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Gedenkminute statt Weihnachtsfeier in München

Auch bei Erstliga-Spitzenreiter Bayern München wurde nicht gefeiert - trotz souveränem 5:1-Sieg gegen RB Leipzig zum Jahresabschluss. Alles war alles vorbereitet für eine Weihnachtszeremonie: Um den Mittelkreis standen gut 30 Christbäume, die Spieler des FC Bayern trugen rote Mützen. Doch der furchtbare Anschlag in Magdeburg trübte die zuvor großartige Stimmung, die geplante Show fiel aus.

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Umringt von den betreten schauenden Spielern hielt Klubchef Jan-Christian Dreesen im Mittelkreis eine kurze Ansprache: „Diese Zeremonie sollte eine fröhliche sein, und die passt nicht in diesem Moment. Ich bitte Sie alle, aufzustehen und den Angehörigen und Freunden und Opfern zu gedenken.” Nach der Schweigeminute sang der Tölzer Knabenchor noch „Stille Nacht, Heilige Nacht”, anschließend leerte sich das Stadion schnell.

Jan Christian Dreesen, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München, sagt nach dem Anschlag in Magdeburg die Weihnachtsfeier im Stadion ab.
Jan Christian Dreesen, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München, sagt nach dem Anschlag in Magdeburg die Weihnachtsfeier im Stadion ab.
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Bayern-Coach Kompany: Unmöglich, über Fußball zu sprechen

Reden wollten zunächst die wenigsten Beteiligten. Leipzigs Trainer Marco Rose war die Fassungslosigkeit und der Schock über die Nachrichten anzumerken. „Alles erscheint hier in einem anderen Licht. Das Ergebnis, alles”, sagte er bei DAZN. Leipzigs Kapitän Willi Orban nannte die Ereignisse „brutal schockierend”. Bayern-Torjäger Harry Kane sprach sein Bedauern für die Menschen in Magdeburg aus.

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FCB-Trainer Vincent Kompany stellte sichtlich betroffen fest: „Es ist eigentlich fast unmöglich, über Fußball zu sprechen.” Man sei in Gedanken bei den Menschen in Magdeburg. Er hoffe, irgendwann „mal Frieden zu haben - nicht nur in Deutschland, sondern überall Frieden zu haben”.

Auch die Deutsche Fußball Liga hat reagiert: Sie empfiehlt den Klubs der 1. und 2. Liga bei den Spielen des Wochenendes Trauerflor zu tragen und unterstützt Schweigeminuten in den Stadien. (wwi, dpa, sid)