Bedrückender und emotionaler Abend in BerlinEisbären nehmen Abschied von Eishockey-Star Tobias Eder

von Phillip Oldenburg

Unendlich viele Tränen und ein Hauch Normalität.
Nur wenige Tage nach dem Tod von Tobias Eder treten die Berliner wieder in der DEL an. Der Sport steht jedoch nicht im Vordergrund. Die Gedanken der Spieler und Fans gelten ausschließlich dem verstorbenen Eishockey-Nationalspieler. Es kommt zu vielen emotionalen Szenen in der Arena.

„Viel zu früh hat Tobi seinen größten Kampf verloren”

Wie kehrt man nach so einer Tragödie zum Eishockey-Alltag zurück? Das weiß bei den Eisbären Berlin keiner so genau. Die ersten beiden Partien der Eisbären werden aus Rücksicht auf deren Trauer verschoben. Doch am Sonntagabend soll langsam die Rückkehr zur Normalität erfolgen, daher stehen die Eishockey-Profis nur wenige Tage nach dem Tod von Nationalspieler Tobias Eder, der am 29. Januar an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben war, wieder auf dem Eis.

Dass man von der Normalität aber noch weit entfernt ist, wird schnell klar. Die Spieler kommen nicht wie sonst durch einen Tunnel auf das Eis und auch auf das übliche Vorprogramm mit Feuerwerk, Vereinshymne und Einlaufshow wird verzichtet. Denn nichts ist an diesem Abend wie sonst. Bevor das Spiel gegen die Nürnberg Ice Tigers beginnt, ergreift Eisbären-Stadionsprecher Uwe Schumann das Wort. „Es ist irgendwie ein Spagat zwischen persönlicher Anteilnahme und dem Versuch, irgendwie weiterzuleben“, sagt Schumann.

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Als alle Spieler den Platz betreten haben, erklärt er weiter: „Die Eisbären Berlin und die gesamte deutsche Eishockey-Familie trauert um Tobias Eder. Viel zu früh hat Tobi, im Alter von gerade einmal 26 Jahren, seinen größten Kampf verloren. Wir sind zutiefst geschockt, fassungslos und traurig. Tobi war ein herausragender Mensch. Er war mehr als bloß ein Spieler, seine positive Art hat alle angesteckt. Genauso werden wir ihn in Erinnerung behalten.“ Gleichzeitig wolle man allen Erkrankten Mut zusprechen. „Kämpft weiter! Nichts anderes hätte Tobi gewollt.”

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„Tobi Eder, Tobi Eder“-Rufe hallen durchs Stadion

Anschließend wird es ruhig in der Halle. Es gibt eine Schweigeminute zu Ehren des Nationalspielers. Nach dem Moment der Stille geht es emotional weiter. Auf dem Videowürfel werden Szenen aus Eders Leben gezeigt. Der Blick auf die Tribüne offenbart: ALLE nimmt der Tod des 26-Jährigen schwer mit. Viele Fans vergießen Tränen!

Kurz darauf folgt ein Gänsehautmoment: „Tobi Eder, Tobi Eder“-Rufe hallen durchs Eisbären-Stadion.

Fans der Berliner Eisbären halten ein großes Herz zu Ehren an Tobias Eder in die Höhe.
Fans der Berliner Eisbären halten ein großes Herz zu Ehren an Tobias Eder in die Höhe.
dpa

Im zweiten Drittel gibt es eine riesige Choreo auf der Tribune. In der 22. Minute, die 22 war die Rückennummer von Eder, ist in der Kurve auf einem Banner zu lesen: „Tobi Eder, für immer in unserem Herzen.” Dazu halten die Fans ein riesiges rotes Herz in die Höhe.

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Nach Tor für die Eisbären erklingt Eders Lieblingslied

Wie schwer der Gang zurück auf das Eis für die Berliner sein muss, kann man nur erahnen. Eisbären-Trainer Serge Aubin (49) erklärt das Spiel gegen Nürnberg gar zur „härtesten Partien in unserem Leben”. Aubin ist sich jedoch sicher: „Wir werden da sein, Tobi wird in Gedanken bei uns sein, und wir werden ihn gemeinsam mit den Fans ehren. Und zusammen werden wir uns langsam zurückkämpfen.”

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Bis zum ersten Treffer der Berliner dauert es tatsächlich nur 36 Sekunden. Ty Ronning erzielt das 1:0. Nach Feiern ist ihm aber nicht zumute. Im Gegenteil. Nach seinem Treffer blickt er mit feuchten Augen gen Stadiondecke. Dazu erklingt nicht wie üblich die Torhymne der Eisbären, sondern Viva La Vida von Coldplay – es war das Lieblingslied von Eder. Am Ende gewinnen die Eisbären mit 2:1. Doch das Ergebnis ist an diesem emotionalen Abend nur eine Randnotiz.