Athletinnen reagieren wütend

Ärger bei den Paralympics, weil sehbehinderte Transfrau teilnehmen darf

Sollte Valentina Petrillo bei den Paralympics starten?
Sollte Valentina Petrillo bei den Paralympics starten?
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Ihre Teilnahme sorgt für große Aufregung!
Valentina Petrillo (50) ist blind. Die Italienerin geht bei den diesjährigen Paralympics an den Start, sprintet über 200 und 400 Meter um Medaillen. Doch trotz ihrer Behinderung führt ihr Antreten zu Ärger – denn Petrillo war vor vier Jahren noch der zweifache Vater Fabrizio!

Spanierin Melani Berges verpasst wegen Petrillo Paralympics

Die 50-Jährige ist die erste Transfrau bei den Paralympics. Im Jahr 2019 beginnt Petrillo eine Hormontherapie, ein Jahr später darf sie an Frauen-Wettkämpfen teilnehmen – und qualifiziert sich für die Paralympics. Mit ihrer Teilnahme löst sie eine hitzige Debatte um Chancengleichheit aus.

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Denn durch die Qualifikation müssen andere Athleten zu Hause bleiben. So auch die Spanierin Melani Berges (33), die im Halbfinale bei den Ausscheidungswettkämpfen direkt hinter Petrillo landet. Die spanische Anwältin Irene Aguiar bezieht daraufhin verärgert Stellung.

„Unsere Athletin Melani Berges hat die Chance verloren, sich für die Paralympics zu qualifizieren. Grund ist die Teilnahme des Mannes Fabrizio ‚Valentina‘ Petrillo, der anstelle von ihr startet. Das ist unfair.“

Im Video: Gender-Debatte reißt nicht ab

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Valentina Petrillo wehrt sich gegen Vorwürfe

Doch wie denkt Petrillo über die viel diskutierte Situation? Gegenüber der BBC erklärt sie stolz: „Der historische Wert, die erste Transfrau zu sein, die an den Paralympics teilnimmt, ist ein wichtiges Symbol für Inklusion.“ Sie bittet um Verständnis gegenüber transgeschlechtlichen Menschen und keine Diskriminierungen, sieht aber auch Probleme im Sport.

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„Es ist der Sport, der eine Lösung finden muss, und die Ausgrenzung von transgeschlechtlichen Athleten ist eindeutig nicht diese Lösung. Letzten Endes, in den sieben Jahren, in denen transgeschlechtliche Athleten in der Frauenkategorie antreten durften, war die Zahl der Fälle, in denen sie durch ihre sportlichen Ergebnisse auffielen, sehr gering.“

Die Vorwürfe gegenüber ihrer Teilnahme kann Petrillo nicht nachvollziehen: „Ich habe nicht mehr dieselbe Energie wie früher, habe zehn Kilo abgenommen. Mir ist immer kalt, mein Schlaf ist nicht mehr derselbe, ich habe Stimmungsschwankungen.“

Das sagen die Regeln zur Debatte um Valentina Petrillo

Sportlerinnen fordern Ausschluss von Petrillo
Sportlerinnen fordern Ausschluss von Petrillo
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Doch das sehen zahlreiche Athletinnen anders. Mehr als 30 Sportlerinnen unterzeichnen 2021 eine Petition an den Präsidenten des italienischen Leichtathletikverbandes und die Ministerien für Chancengleichheit und Sport. Einen Ausschluss von Pestrillo, die zwischen 2015 und 2018 elf nationale Titel in der Männer-Kategorie gewinnt, können sie nicht erwirken.

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Auch verschiedene feministische Organisationen kämpfen gegen die Teilnahme Pestrillos an, sehen einen klaren Vorteil für die Italienerin. Andrew Parsons, Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees hält dagegen, fühlt sich aber auch nur „für den Moment“ damit wohl. Eine bessere Antwort „für diese Situation“ müsse gefunden werden. Aktuell lassen die Regeln einen Start von Pestrillo aber zu und die habe man zu „respektieren“, so Parsons.

Ein eigentlicher Schlusspunkt der Debatte, bei dem es aber wohl nicht lange bleiben wird… (fkl)