Apotheken-SterbenSpannung auf dem Apothekertag

von Daniel Pfaender

Deutschlandweit machen immer mehr Apotheken dicht. Besonders schwierig ist die Lage auf dem Land. Der Apothekenverband pocht auf mehr finanzielle Unterstützung und will den wachsenden Onlinehandel besser regulieren.

Apotheken in der Krise: Sorgen auf dem Deutschen Apothekertag

Apothekerin Daniela Karrenbauer ist aus einer Kleinstadt nahe Hannover nach Düsseldorf gereist. Auf Europas größter Fachmesse für Pharmazie und dem Deutschen Apothekertag will sie sich informieren, austauschen und die Pläne der neuen Bundesgesundheitsministerin hören. Denn die Apothekerin sorgt sich um ihre Branche.

„Wir sind nur noch zwei Apotheken für 20.000 Einwohner“, berichtet die 56-Jährige, die eine eigene Apotheke betreibt. „Man arbeitet rund um die Uhr. Wirtschaftlich lohnt es sich für mich noch, aber zwei Apotheken haben bereits geschlossen und die dritte steht kurz davor.“

Immer weniger Apotheken

Die Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt seit Jahren. Laut Apothekerverbänden gibt es derzeit noch rund 16.800 Apotheken – fast 5.000 weniger als vor 20 Jahren. Entsprechend angespannt ist die Stimmung in Düsseldorf.

Geldsorgen, die Konkurrenz durch Versandapotheken, immer mehr Bürokratie und ein fehleranfälliges E-Rezept belasten den Berufsstand. Hinzu kommt die ständige Knappheit an Medikamenten. Aktuell sind mehr als 500 Präparate nicht lieferbar.

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Abhängigkeit von Asien

Ein Grund für die Engpässe liegt in der globalen Abhängigkeit von wenigen Herstellern. „Die Produktion für ungefähr 80 Prozent der Medikamente findet längst in Asien statt – China, Indien“, erklärt Kai Joachimsen vom Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie.

Damit steigt der Beratungsaufwand in den Apotheken erheblich. Apotheker müssen Ersatzmedikamente finden und Patienten ausführlich betreuen, ohne dass sich dies im Honorar widerspiegelt.

Streit ums Fixum

Seit über 20 Jahren ist die Vergütung pro Medikamentenpackung nahezu unverändert. Für jede verschriebene Packung erhalten Apotheken derzeit 8,35 Euro. „Wir fordern unverzüglich die Aufstockung auf 9,50 Euro“, betont Hans-Peter Hubmann vom Deutschen Apothekerverband. „Das ist im Koalitionsvertrag vereinbart. Wir können hier nicht länger warten.“

Doch selbst der NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann warnt vor zu einfachen Lösungen. „Immer nur mehr Geld, immer nur höhere Krankenkassenbeiträge, kann nicht die Lösung sein“, sagt er. Stattdessen müsse auch über Strukturreformen nachgedacht werden: „Wie sieht eigentlich die Apotheke der Zukunft in 15, 20 Jahren aus?“

Reformpläne aus Berlin

Für Antworten darauf reisten viele zum Deutschen Apothekertag. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken stellte dort wie angekündigt erste Eckpunkte ihrer Reform vor. Apotheker sollen in Zukunft erweiterte Aufgaben übernehmen, etwa zusätzliche Impfungen. Ein höheres Honorar für die Apotheken wird es aber vorerst nicht geben. „Die Kassenlage gibt es momentan noch nicht her“, erklärte Warken. „Deswegen ist es aufgeschoben, aber nicht aufgehoben.“

Hoffnung, aber keine Entlastung

Für Apothekerin Daniela Karrenbauer ist das immerhin ein Signal: „Ein Schritt in die richtige Richtung“, sagt sie. Doch ihre Hoffnungen waren größer. Denn ohne eine höhere Vergütung bleibt der Kostendruck bestehen – und die Frage, wie viele Apotheken in Zukunft überhaupt noch überleben können.

Über die Probleme der Apotheken hat RTL WEST mit Thomas Preis, Präsident des Bundesverbands Deutscher Apothekerverbände, gesprochen.