Stadt will sparen – Schüler leidenSchultoiletten in Gütersloh – Streit um Sparpläne
Die Stadt Gütersloh muss sparen. Darunter soll jetzt offenbar die Sauberkeit an den Schulen leiden. Die Verwaltung möchte die Zwischenreinigung der Klos während der Mittagszeit abschaffen.
Das Problem: Schultoiletten
Alt, dreckig, stinkig – viele Schultoiletten sind in einem katastrophalen Zustand. Laut einer Studie isst und trinkt sogar jeder vierte Schüler weniger, nur um den Gang auf die Schultoilette zu vermeiden. In Gütersloh gab es schon vor Jahren Beschwerden. Die Stadt reagierte und führte eine zusätzliche Reinigung zur Mittagszeit ein. Doch genau die könnte bald gestrichen werden. Der Grund: leere Kassen. Die Stadt will sparen – auf Kosten der Schüler. SPD-Ratsfraktionschef Volker Richter findet klare Worte: „Es kann nicht sein, dass Kinder nicht auf die Toilette gehen, mit Bauchschmerzen nach Hause kommen. Und so ist mir das hier auch gespiegelt worden. Und das beeinträchtigt auch den Lernerfolg. Insofern werden wir alles tun, um das zu verhindern.“
Bauchschmerzen statt sauberer Klos
Die Toiletten seien schon jetzt für viele Schüler ein No-Go – trotz der zusätzlichen Reinigung am Mittag. Gesund ist das Einhalten nicht: Es kann die Blase schwächen, langfristig zu Problemen beim Wasserlassen führen und das Risiko für Harnwegsinfektionen erhöhen. Trotzdem verteidigt die Stadtverwaltung den Sparvorschlag. „Jeder Stein, jede Ausgabe wird betrachtet, mit der Politik besprochen. Und zunächst mal haben wir ja eine Liste von 300 möglichen Konsolidierungsmaßnahmen aufgelistet. Und da ist das Thema Schultoiletten, Reinigung, die zweite Reinigung am Tag ein Thema“, sagt der erste Beigeordneter der Stadt Gütersloh.
Einsparung – aber zu welchem Preis?
161.000 Euro könnte Gütersloh durch den Wegfall der Zwischenreinigung einsparen. Der Vorsitzende des Bildungsausschusses sieht das Problem aber nicht nur bei der Stadt: „Es macht uns ein bisschen betroffen, dass wir sehen, dass die Probleme auch zum Teil daherkommen, dass wir Schüler haben, die mit dem Umgang mit Toiletten noch gar nicht von zu Hause aus gewöhnt sind. Und das wäre schön, wenn vom Elternhaus da den Kindern etwas mehr mitgegeben würde, wie man sanitäre Anlagen richtig benutzt.“
Klofrau statt Dreck? Eine andere Stadt macht es vor
Während Gütersloh über Einsparungen diskutiert, hat eine Schule in Hessen einen anderen Weg gewählt: Dort kostet der Toilettengang zehn Cent, dafür sorgt eine Reinigungskraft für saubere Schüsseln. Ein Modell, das funktioniert. Ob man sich in Westfalen daran ein Beispiel nimmt? Unklar. Zunächst berät der Bildungsausschuss noch einmal über den Vorschlag. Die endgültige Entscheidung fällt im März im Stadtrat. Dann steht fest, ob der Gang zur Toilette für Schüler zukünftig noch unangenehmer wird.