Neuer Vorschlag zur LebensarbeitszeitRentendiskussion - Wer später beginnt muss länger arbeiten

von Stefan Efferth

Der Ökonom Jens Südekum hat vorgeschlagen, den Renteneintritt künftig stärker an die Zahl der Beitragsjahre, statt an das Lebensalter zu koppeln. Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas begrüßt den Vorschlag grundsätzlich, doch Kritiker warnen vor neuen Ungleichheiten und einer Verschärfung der Altersarmut.

Lebensarbeitszeit statt Lebensalter

Jens Südekum sagt, dass Menschen, die früh ins Berufsleben eintreten, früher in Rente gehen können, während Späteinsteiger entsprechend länger arbeiten müssen. Er lehnt eine generelle Anhebung des Rentenalters ab und sieht die Lebensarbeitszeit als zentrale Stellschraube zur Stabilisierung des Rentensystems. Der Vorschlag soll in einer noch dieses Jahr eingesetzten Rentenkommission diskutiert werden.

Bärbel Bas bewertet den Ansatz positiv und will ihn mit anderen Reformideen, etwa der Kopplung an die Lebenserwartung, in der Kommission beraten lassen. Als SPD-Vorsitzende sieht sie darin eine mögliche Lösung, die auch Beamte und Selbstständige künftig in die Rentenkasse einzahlen lässt, um das System langfristig zu entlasten.

Kritiker befürchten Altersarmut

Kritiker wie DIW-Präsident Marcel Fratzscher warnen, dass Südekums Modell die Altersarmut verschärfen und soziale Ungleichheiten erhöhen könnte. Auch der Arbeitgeberverband BDA lehnt die Koppelung an Beitragsjahre als falsch ab und sieht Parallelen zur umstrittenen „Rente mit 63“. Experten fürchten zudem eine Debatte über Gerechtigkeit und Flexibilität im Renteneintritt, die politischen Streit intensivieren könnte.

Die Diskussion um diesen Vorschlag beleuchtet die komplexen Herausforderungen des deutschen Rentensystems und zeigt unterschiedliche Perspektiven auf Lösungen für demografische und wirtschaftliche Probleme auf.