Radikalisierung von Jugendlichen nimmt zu

Radikalisierung im Kinderzimmer – Teenager wegen Terrorverdachts vor Gericht

Keine Zuschauer, keine Presse, keine Öffentlichkeit. Der Prozess gegen einen jugendlichen Terrorverdächtigen findet hinter verschlossenen Türen statt. Der Grund: Der Angeklagte war erst 15 Jahre alt, als er im Oktober 2024 festgenommen wurde. Die Ermittler waren sich damals sicher – die Hinweise auf einen geplanten Anschlag waren zu konkret. Sein mutmaßliches Ziel: eine jüdische Einrichtung.

Radikalisierung im Verborgenen

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Jugendlichen vor, sich in einem Chat mit mindestens zwei Personen bereit erklärt zu haben, einen Anschlag zu verüben. Doch wer diese Chatpartner waren, bleibt unklar. Sicher scheint: Der junge Angeklagte hat sich wohl im Internet radikalisiert. Genau das macht solche Fälle für Ermittler besonders gefährlich. „Das ist für uns ein Riesenproblem, weil die Radikalisierung in Kinderzimmern stattfindet“, sagt Oliver Huth vom Bund Deutscher Kriminalbeamter. „Das sind keine Personen, die uns vorher bekannt gewesen sind.“ Islamistische Ideologien verbreiten sich in sozialen Medien rasant. Influencer mit Millionen Followern verbreiten extremistische Botschaften – und erreichen damit auch Jugendliche, die nie in einer Moschee auffällig wurden.

Forderung nach Vorratsdatenspeicherung

Für Huth ist klar: Die Politik muss handeln. Er fordert seit Jahren die Vorratsdatenspeicherung, um IP-Adressen von Verdächtigen zu sichern. „Wir müssen wissen, wer sich im Internet bewegt“, so Huth. Doch bislang fehlen den Ermittlern oft die rechtlichen Mittel, um frühzeitig einzugreifen.

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Bis zu zehn Jahre Haft möglich

Der Prozess wird sich über mindestens vier weitere Verhandlungstage ziehen. Sollte der Jugendliche schuldig gesprochen werden, drohen ihm bis zu zehn Jahre Jugendhaft.