Umstrittener ErlassNRW-Polizei erfasst künftig alle Staatsangehörigkeiten

von Niklas Bönsch

NRW ändert seine Kriminalstatistik grundlegend. Künftig werden auch doppelte Staatsangehörigkeiten erfasst. Der Schritt sorgt für Zustimmung – und für Kritik.

NRW erfasst erstmals doppelte Staatsangehörigkeiten in Kriminalstatistik

Erste Auswertung: Jeder sechste Tatverdächtige mit Doppelpass

Das NRW-Innenministerium hat die Kriminalitätsstatistik 2024 bereits nach den neuen Vorgaben ausgewertet. Demnach hatte jeder sechste Tatverdächtige mit deutscher Staatsangehörigkeit auch einen weiteren Pass. Besonders häufig waren Kombinationen mit türkischer (10.307 Fälle), polnischer (6.652), russischer (3.484), marokkanischer (3.125) und syrischer Staatsangehörigkeit (2.185). Der Bund Deutscher Kriminalbeamter begrüßt die Neuerung. Dessen NRW-Landeschef Oliver Huth betonte, die zusätzlichen Daten könnten wichtige Hinweise für Prävention und Integration liefern. Auch der forensische Psychiater Frank Urbaniok sprach von einem Fortschritt, weil mehr Transparenz auch Betroffenen zugutekomme, die sich bislang „in denselben Topf gerührt“ fühlten.

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Kritik aus der Koalition

Innerhalb der schwarz-grünen Landesregierung sorgt der Vorstoß allerdings für Streit. Die Grünen warnen vor einer Stigmatisierung von Doppelstaatlern. Julia Höller, innenpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion, erklärte, die Regelung degradiere Menschen mit zwei Pässen zu „Deutschen zweiter Klasse“ und öffne AfD-Forderungen die Tür. Reul hält dagegen, die erweiterte Erfassung sei ein sachlicher Schritt, um die Realität abzubilden. Klar ist: NRW bleibt mit diesem Vorgehen vorerst allein. Auch bundesweit bleibt es bei der Erfassung nur einer Staatsangehörigkeit.