Unterwegs mit der Müllabfuhr in Erftstadt

Neue Regeln für die Biotonne: Was rein darf – und was richtig teuer werden kann

Die Plastiktüte im Biomüll: Aus Sicht der Entsorger in Thüringen bleibt sie auch künftig das häufigste Problem bei der Verunreinigung von Bioabfällen. (Symbolfoto)
Neue Regeln für die Biotonne: Was rein darf – und was richtig teuer werden kann
Marijan Murat/dpa

Seit Mai gelten neue Regeln für die Biotonne. Heißt: Dieser Müll darf höchstens 0,5 Prozent Kunststoffe enthalten. Wer sich nicht daran hält, muss im schlimmsten Fall mit Bußgeldern von bis zu 2.500 Euro rechnen. In Erftstadt schauen Markus Rösler und Marcel Poensgen deshalb jetzt ganz genau hin – bevor sie eine Tonne überhaupt leeren.

„Das gehört definitiv nicht in die Biotonne“

8 Uhr morgens in Erftstadt. Markus Rösler und sein Kollege Marcel Poensgen starten ihre Tour mit dem Müllwagen. Es geht durch den Bezirk rund um die sogenannten Meller Höfe bei Erftstadt-Herrig. Ihr Ziel: Biotonnen leeren – aber nur, wenn der Inhalt stimmt. „Wir entsorgen die Biotonne und kontrollieren, ob sie sauber ist. Keine Kunststoffe, keine Fremdstoffe, keine Störstoffe“, erklärt Markus Rösler, während er eine Tonne aufklappt. Ein kurzer Blick genügt – meistens. Doch was sich unter dem obersten Biomüll noch verbirgt, bleibt oft im Dunkeln. Das bedeutet: Finden sie auf den ersten Blick etwas, was nicht in die Tonne gehört, dann bleibt sie stehen. So wie an diesem Morgen bei einer Tonne mit auffälligem Inhalt. „Hier ist Gips drin“, sagt Rösler. „Das gehört definitiv nicht in die Biotonne. Ich dokumentiere das, mache ein Foto und klebe dann einen Hinweiszettel auf die Tonne.“

Was ist neu ab Mai 2025?

Seit dem 1. Mai 2025 gelten bundesweit verschärfte Vorschriften für die Befüllung der Biotonnen. Die neuen Regeln sollen helfen, die Qualität von Kompost zu verbessern – und Mikroplastik sowie andere Störstoffe aus der Umwelt fernzuhalten.

Die wichtigsten Punkte im Überblick:

  • Maximal 0,5 Prozent Kunststoff darf im Biomüll enthalten sein

  • Insgesamt höchstens drei Prozent Fremdstoffe, wie Metall, Glas, Steine oder Gips sind erlaubt

  • Kompostierbare Plastiktüten sind ausdrücklich nicht erlaubt – obwohl sie im Handel oft als „biologisch abbaubar“ beworben werden

Das Problem: In der Realität können Müllwerker den Inhalt einer Tonne oft nur mit dem bloßen Auge prüfen – viel Zeit bleibt nicht.

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Konsequenzen bei Fehlbefüllung

Wird eine Biotonne falsch befüllt, wird sie nicht geleert. Das allein ist für viele schon ärgerlich – gerade im Sommer. Wer aber mehrfach eine falsch befüllte Tonne rausstellt, muss mit Konsequenzen rechnen. „Wenn das häufiger vorkommt, können Strafen von bis zu 2.500 Euro fällig werden“, erklärt Michael Schneider von der Firma Remondis. „Wie hoch das Bußgeld genau ist, entscheidet die jeweilige Kommune.“ In Erftstadt werden die Tonnen bei jeder Tour genau dokumentiert. So können Wiederholungstäter schneller erkannt werden.

Was darf in die Biotonne – und was nicht?

Nicht erlaubt sind unter anderem:

  • Kunststoffe (auch kompostierbare Beutel!)

  • Glas

  • Metall

  • Erde, Wurzelwerk, Steine

  • Zigarettenkippen

  • Katzenstreu

  • Medikamente

  • Gips, Bauschutt

Erlaubt sind:

  • Gemüse- und Obstreste

  • Eierschalen

  • Kaffeesatz und Teebeutel

  • Gekochte und rohe Speisereste in kleinen Mengen

  • Etwas Küchenpapier

Was passiert mit dem Biomüll?

Am Ende ihrer Tour bringen Rösler und Poensgen den gesammelten Biomüll zum Wertstoffhof. Dort wird er auf Förderbändern grob vorsortiert. Mitarbeiter kontrollieren den Abfall und entfernen per Hand alles, was nicht hineingehört. Denn der Inhalt hat ein Ziel: Verkauf als Kompost. „Unser Kompost geht zum Beispiel an landwirtschaftliche Betriebe oder Gärtnereien“, so Michael Schneider. „Auch Privatpersonen können ihn kaufen – abgefüllt in Säcken. Je nach Mischung entsteht Rindenmulch oder hochwertiger Kompost.“ Die Qualität ist dabei entscheidend. Je weniger Störstoffe im Biomüll landen, desto besser das Endprodukt und desto weniger Schadstoffe gelangen in die Umwelt.

Sauberer Müll ist bares Geld wert

Bei ihrer morgendlichen Tour haben Markus Rösler und Marcel Poensgen insgesamt 127 Biotonnen geleert. Nur eine davon war falsch befüllt. Das zeigt: Viele Menschen achten inzwischen genau darauf, was in die Biotonne gehört – die neuen Regeln wirken offenbar. Trotzdem gilt: Wer sich nicht an die Vorgaben hält, riskiert nicht nur eine nicht geleerte Tonne, sondern auch ein saftiges Bußgeld. Also besser zweimal hinschauen – bevor die Tonne an den Straßenrand gestellt wird.