Papiere durchgesickert
Müssen Eltern bald wieder für die Kita blechen?
In Nordrhein-Westfalen könnten die beiden kostenfreien Kita-Jahre vor der Einschulung bald wieder Geschichte sein. Ein bislang internes Papier der schwarz-grünen Landesregierung sorgt für Unruhe: Demnach könnten Eltern künftig erneut Beiträge zahlen müssen, wenn sie mehr als 35 Stunden Betreuung pro Woche in Anspruch nehmen.
Kinderbetreuung ist für viele Luxus
Bisher gibt es für Familien in Kitas einen finanziellen Lichtblick: Seit 2020 sind in NRW die letzten beiden Kitajahre vor der Schule beitragsfrei. Für viele Eltern, wie Jelena Hrnjica aus Köln, bedeutete das endlich Entlastung, nachdem sie lange mehr als 300 Euro monatlich für einen Ganztagsplatz plus Essensgeld aufbringen mussten. Nun könnte sich das Blatt wenden, denn laut Reformpapier wäre eine Rückkehr zu Elternbeiträgen für eine längere Betreuungszeit möglich. Die Landesregierung will mit dieser möglichen Neuregelung verhindern, dass sich Familien pauschal die maximale Betreuungszeit sichern – auch wenn sie nicht unbedingt benötigt wird. Dafür im Umkehrschluss vollzeitbeschäftigte Eltern zur Kasse zu bitten, ist für die Opposition aber ein No Go. FDP-Fraktionschef Henning Höne kritisiert: „Das ist ein Schlag ins Gesicht aller Familien, die arbeiten und das Land am Laufen halten.“ Auf RTL WEST-Anfrage teilt das NRW-Familienministerium schriftlich mit: „Eine Erhebung von Beiträgen für Eltern mit Betreuungszeiten ab 35 Stunden wird auch für die beiden beitragsfreien Jahre ausgeschlossen.“
Auch Personaleinsatz Teil der Diskussion
Dass die Landesregierung schon seit rund anderthalb Jahren an Änderungen des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz) arbeitet, ist bekannt. Neben der Beitragsfrage soll künftig mehr Flexibilität im Personaleinsatz möglich sein, etwa durch eine bildungsorientierte Kernzeit von 25 Stunden mit pädagogischen Fachkräften. Die Randzeiten könnten mit weniger qualifiziertem Personal abgedeckt werden. Bei den Trägern bleibt Skepsis: Marcus Bracht vom Kita-Träger Educcare glaubt zwar, dass der flexible Personaleinsatz die Lage entspannen kann, dies stehe aber im Konflikt mit der pädagogischen Qualität. Die SPD sieht durch diese Pläne den Bildungsauftrag der Kitas gefährdet. Fraktionschef Jochen Ott betont: „Kita muss ein Bildungsort sein. Kinder dürfen nicht einfach nur verwahrt werden.“