32 Todesopfer häuslicher GewaltHäusliche Gewalt in NRW auf Rekordhoch – mehr als 60.000 Fälle gemeldet

Künftig sollen die Maßnahmen zunächst bis zu 14 statt zehn Tage gelten. (Symbolbild)
Höchststand bei häuslicher Gewalt. (Symbolbild)
Fabian Sommer/dpa
von Niklas Bönsch und Tobias Janßen

Mehr als 60.000 Fälle häuslicher Gewalt in NRW. Noch nie waren es so viele. Für Polizei und Politik ein alarmierender Rekord.

71 Prozent der Opfer sind Frauen

Die Zahl häuslicher Gewalt in Nordrhein-Westfalen ist 2024 auf einen neuen Höchststand gestiegen. Laut Landeskriminalamt wurden 61.406 Fälle gemeldet – ein Plus von rund zwei Prozent. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) macht klar: „Melden Sie sich, wenn etwas passiert.“ Er betont, dass hinter jeder Zahl Menschen mit Schicksalen stehen. Frauen sind besonders betroffen: 71 Prozent aller Opfer waren weiblich. Zwei Drittel der Fälle drehten sich um Partnerschaftsgewalt, in vier von fünf Fällen traf es Frauen. Im vergangenen Jahr starben allein 32 Menschen durch die Hand ihres Partners oder Ex-Partners – 29 davon waren Frauen.

Im Video: Interview mit NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU)

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Dunkelziffer bleibt groß

Die Ermittler gehen davon aus, dass die wahre Zahl häuslicher Gewalt noch deutlich höher liegt. Denn viele Opfer schweigen aus Angst oder Scham. Besonders oft trifft es junge Menschen: Die meisten Opfer und Täter sind zwischen 30 und 39 Jahre alt. Bei innerfamiliärer Gewalt ist fast die Hälfte der Betroffenen sogar unter 21 Jahren. NRW-Innenminister Reul fordert deshalb mehr Mut, Gewalt anzuzeigen. „Gewalt Zuhause darf kein Tabuthema sein“, so der CDU-Politiker. Klar sei: Nur wenn mehr Fälle bekannt werden, könne die Polizei handeln und Opfer schützen.

NRW baut Schutznetz für Opfer aus

Um Betroffenen zu helfen, fördert NRW inzwischen 70 Frauenhäuser mit rund 700 Plätzen für Frauen und mehr als 750 Plätzen für Kinder. Dazu gibt es 62 Beratungsstellen und 57 Fachstellen gegen sexualisierte Gewalt. NRW-Familienministerin Josefine Paul (Grüne) betonte, dass häusliche Gewalt mitten in der Gesellschaft stattfinde. Ziel sei es, Schutzlücken zu schließen und Hilfsangebote auszubauen. Mit dem neuen Gewalthilfegesetz soll ein Rechtsanspruch auf kostenlosen Schutz und Beratung geschaffen werden. In NRW tritt dieser Anspruch ab dem 1. Januar 2032 in Kraft. Paul stellt klar: „Wir werden das Gesetz eng mit den Kommunen umsetzen – damit Betroffene nicht länger allein bleiben.“