Pflegeheimbewohner müssen tiefer in die Tasche greifen

Der Eigenanteil im Pflegeheim steigt immer weiter – Kritik von allen Seiten

Alt werden ist nichts für Feiglinge, heißt es. Aber in Deutschland wird es vor allem eines: teuer! Pflegeheimbewohner müssen mancherorts sogar über 3.000 Euro im Monat aus eigener Tasche zahlen. In NRW sind die Kosten zuletzt nochmal kräftig gestiegen.

Eigenanteil trotz Pflegeversicherung

Ursula Morgenroth lebt seit zwei Jahren im Seniorenzentrum Erikaweg in Hilden. Es mangelt ihr an nichts, so sagt die 85-Jährige. Sie ist froh, dass sich jederzeit jemand um sie und um ihren Mann kümmern kann, denn die beiden wohnen zusammen hier. Für diesen Standard haben sie beide ihr Leben lang gearbeitet und haben auch noch eine Wohnung als Altersvorsorge in der Hinterhand. Wird es also eng, können sie diese noch verkaufen. „Und dann?“ fragt die Seniorin mit einem Lachen. „Dann wird es wohl zu Ende gehen,“ ergänzt sie mit einem Grinsen. Das Lachen bleibt vielen älteren Herrschaften beim Blick auf die aktuelle Nachrichtenlage aber wohl im Halse stecken. 3.312 Euro. So viel müssen Pflegebedürftige in NRW im Schnitt für ihre Pflege bezahlen. Das hat der Verband der Ersatzkassen, kurz vdek, berechnet und am Donnerstag (06.02.) bekannt gegeben. Damit sind die Kosten innerhalb eines Jahres um knapp 300 Euro gestiegen. Das liegt vor allem an den höheren Gehältern für Pflegefachkräfte. Kritik an dieser Entwicklung übt der vdek direkt selbst und fordert eine Begrenzung für den Eigenanteil. So sagt Dirk Ruiss vom vdek NRW, dass es eine „Unwucht“ gebe. Denn schließlich zahlt jeder nicht nur den schon genannten Eigenanteil, sondern auch über Jahre in die Pflegeversicherung. „Das muss die Politik zwingend begrenzen, sonst haben die Bürger das Gefühl, dass sie für ihr Geld nicht mehr die ausreichenden Leistungen bekommen.“

Städte und Kommunen springen ein – und ächzen

Auf der Straße landen Pflegebedürftige aber nicht. Denn wenn weder Ehepartner noch Kinder zahlen können, springt der Staat ein und unterstützt mit Steuergeldern. Das wiederum belastet die Städte und Kommunen. Denn die finanziell notwendige Unterstützung wird immer mehr. Die so genannte Hilfe zur Pflege wird für die Städte deshalb immer schwieriger zu finanzieren, so Stefan Hahn vom Städtetag NRW. Es sei aber eine Pflichtleistung. Deswegen kämen aber andere freiwillige Leistungen der Städte auf den Prüfstand. Das NRW-Gesundheitsministerium will das Problem angehen und fordert eine Reform der Pflegeversicherung vom Bund. Wie genau die Reformvorschläger aussehen, konnte ein Sprecher des Ministeriums auf Nachfrage aber nicht sagen. Klar dagegen ist, dass sich etwas ändern muss. Denn schon jetzt reichen die durchschnittlichen Renten nicht für die Pflege im Alter aus. Nur wenige können sich es im Alter dann so gut gehen lassen, wie es Ursula Morgenroth und ihr Mann derzeit in Hilden.