Aus Abgasen Rohstoffe machen
„Carbon2Chem“ - wie Duisburgs Stahlindustrie zum Klimaretter werden will
Stahl ist überall – in Autos, Brücken, Hochhäusern. Aber bei der Produktion entstehen neben Stahl auch große Mengen an klimaschädlichen Gasen, die bisher meist ungenutzt in die Atmosphäre entweichen. Ein Projekt aus Duisburg will das ändern: „Carbon2Chem“ soll diese Gase künftig als Rohstoff für neue Produkte nutzen. Am Montag (10.03.) fiel der Startschuss für die dritte Phase – mit politischer Unterstützung aus Berlin.
CO₂ als Rohstoff statt als Abfallprodukt
Die Idee hinter „Carbon2Chem“ klingt vielversprechend: Hüttengase, die bei der Stahlproduktion entstehen, sollen nicht mehr ungenutzt bleiben, sondern mithilfe von klimaneutral erzeugtem Wasserstoff in Vorprodukte für Treibstoffe, Kunststoffe oder Düngemittel umgewandelt werden. So könnte das CO₂, das heute als Abfallprodukt gilt, in Zukunft als Diesel oder Benzin wiederverwertet werden. Ein starkes Signal für die Industrie, findet Carolin Nadilo von thyssenkrupp: „Das ist natürlich nicht nur innovationsseitig ein starkes Signal an unsere Industrie. Das ist aber auch ein ganz starkes Zeichen für den Standort hier in Duisburg, dass wir in der Zukunft in der Lage sind, aus wirklich klimaschädlichem CO₂ ein wertvolles Produkt zu machen.”
50 Millionen Euro für die nächste Phase
Seit 2016 wird im Ruhrgebiet an Carbon2Chem geforscht, denn die Region ist traditionell ein Zentrum der Stahlproduktion. Allein im thyssenkrupp-Werk in Duisburg werden täglich 30.000 Tonnen Rohstahl hergestellt – und dabei 55.000 Tonnen CO₂ freigesetzt. Die Herausforderung ist groß, aber das Potenzial ebenso. Für die nächste Projektphase hat der Bund 50 Millionen Euro bereitgestellt – finanziert durch Steuergelder. Insgesamt sind bereits mehr als 130 Millionen Euro in das Vorhaben geflossen. Karl Eugen Huthmacher, Staatssekretär im Bundesforschungsministerium, betonte die Bedeutung solcher Investitionen: „Um das zu erreichen, muss man verhältnismäßig viel Geld aufwenden, denn es sind hochkomplexe Prozesse, die umgestellt werden – von fossiler Energie auf andere Formen.”
Marktreife bis 2028
Noch steckt das Projekt in der Entwicklungsphase, doch bis 2028 soll die Technologie marktreif sein. Gelingt das Vorhaben, könnte „Carbon2Chem“ nicht nur Duisburgs Stahlindustrie nachhaltiger machen, sondern auch ein Modell für andere Standorte weltweit sein. Ob das funktioniert, entscheidet sich in den kommenden Jahren – doch mit der neuen Förderung ist ein weiterer wichtiger Schritt gemacht.