Wehrpflicht oder nicht? Bundeswehr braucht mehr Soldaten - Besuch bei einer Musterung in Düsseldorf
Vor 70 Jahren wurde die Bundeswehr gegründet. Am 11.11.1955 lud der damalige Staatssekretär im Bundesverteidigungsminister die ersten Soldaten nach Bonn. Dort wurden sie einen Tag später offiziell als solche ernannt. Seitdem ist die Bundeswehr zahlenmäßig gewachsen, ist aber nicht groß genug. Deswegen berät die schwarz-rote Regierung über ein neues Wehrdienst-Modell, auch ein Losverfahren ist im Gespräch. Wer gezogen wird, müsste dann zur Musterung, inklusive Fitnesstest. Der Wehrbeauftragte will daraus eine „positive Erfahrung“ machen.
Früher Start in der Turnhalle
Kurz nach halb sieben am Morgen hallt es durch die Turnhalle: „Los!“, ruft der Ausbilder. Drei junge Männer absolvieren gerade den sportlichen Teil der Musterung. In Düsseldorf werden sie auf ihre körperliche und geistige Eignung geprüft – Sehtest, Hörtest, Sportübungen, medizinische Checks und ein Gespräch gehören dazu. Auch der 18-jährige Alexander Mursall aus Wesel ist an diesem Dienstag (11.11.) mit von der Partie. Die Schule hat er abgeschlossen, jetzt möchte er für sieben Monate zum Bund. „Mich interessiert dieser disziplinierte Alltag und die körperlichen und mentalen Herausforderungen“, sagt er. „Auch mein leiblicher Vater war damals in den USA bei der Marine, und der hat davon viele positive Aspekte mitgenommen in sein Leben.“
Suche nach Herausforderung
Für Alexander steht fest: Er will zum Heimatschutz, sieben Monate lang. Er macht das freiwillig, in seinen Augen wäre eine Wehrpflicht aber eine gute Idee. „Jeder hat nach der Schule mindestens ein Jahr Zeit, um für sich selber Erfahrungen zu machen und sich weiterzuentwickeln und auch für die Bundeswehr was zu tun“, findet er. „Ich finde eine gesunde Bundeswehr wichtig für ein Land.“
Politische Rückendeckung für mehr Dienstbereitschaft
Auch politisch herrscht Einigkeit: Die Bundeswehr soll wachsen. Seit Monaten wird darüber beraten, wie der Wehrdienst künftig aussehen könnte – verpflichtend, freiwillig oder per Losverfahren. In der Gesellschaft, so heißt es aus den Reihen der Truppe, habe sich schon etwas verändert. „Es hat einen Ruck in der Gesellschaft gegeben, auch gerade bei den jungen Leuten“, sagt Hauptmann Thomas. „Sie haben erkannt, dass sie sich nicht nur bedienen lassen können. Sie wissen, dass sie Glück gehabt haben, in einer Demokratie geboren worden zu sein – und sind bereit, ihren Dienst zu leisten.“
Einsatz bestimmt Zukunft
Nach bestandenen Tests wird entschieden, wer wo eingesetzt wird. Für Alexander läuft es genau nach Plan. „Herr Mursall: Sie werden verwendet als Soldat im Heimatschutz, in der fünften Kompanie des Panzerbataillons 203 in Ahlen“, erklärt der Ausbilder. Ab dem 05. Januar 2026 wird er dort zum Waffensicherungssoldaten ausgebildet.


































