„Nicht mehr zeitgemäß”Mädchen beim Kinderschützenfest ausgeschlossen! Karla (13) ist sauer

„Ich wünsche mir für die Zukunft, dass Mädchen mit schießen dürfen”, sagt Karla.
„Ich wünsche mir für die Zukunft, dass Mädchen mit schießen dürfen”, sagt Karla.
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„Die schließen einfach uns Mädchen aus nur wegen unserem Geschlecht!”
Für die dreizehnjährige Karla ist das Schützenfest, wie für viele in Wildeshausen, der Höhepunkt des Jahres. Doch beim Kinderschießen darf Karla nicht mitmachen, das ist nur für Jungen erlaubt. „Das ärgert mich sehr!”, sagt sie. Eine Initiative wollte das ändern, doch der reine Männerverein lehnte den Vorschlag ab.

„Irgendwie sehr ungerecht”

„Ich würde sehr gerne selber mit schießen”, sagt Karla im Gespräch mit RTL. Doch beim Kinderschützenfest in Wildeshausen im Landkreis Oldenburg in Niedersachsen ist das Schießen mit der Armbrust auf einen Metall-Vogel nur Jungen im Alter von zehn bis vierzehn Jahren erlaubt. „Ich finde halt, es ist irgendwie sehr ungerecht, weil die schließen einfach uns Mädchen aus nur wegen unserem Geschlecht. Mädels dürfen zur Zeit nur als Ehrendame mitlaufen – in einem weißen Kleid mit einem weißen Schirmchen. „Ich finde auch irgendwie dieses mit Kleid und Schirm ist auch nicht mehr zeitgemäß.”, sagt die Siebtklässlerin.

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Bei Karlas Freundinnen in den Nachbardörfern dürfen Mädchen beim Schützenfest mitschießen. „Das regt mich halt auch auf. Das ist einfach nur hier so in Wildeshausen.”, sagt sie. Den Grund, warum Karla als Mädchen ausgeschlossen wird, versteht sie nicht. „Das heißt ja auch Kinderschützenfest. Das heißt ja, eigentlich müsste es für alle sein!”, sagt die Dreizehnjährige.

Am Freitagabend (13. Juni) gibt es eine Demonstration unter dem Motto „Kinderschützenfest für alle”. Unter den 500 erwarteten Teilnehmern wird auch Karla sein. „Ich wünsche mir für die Zukunft, dass Mädchen mit schießen dürfen”, sagt sie. Und das jeder so kommen darf, wie er oder sie will – ohne veraltete Geschlechterklischees.

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Reiner Männerverein lehnt Antrag ab

Anfang des Jahres 2025 hat die Initiative „Gilde für alle” einen Antrag gestellt, dass auch Mädchen beim Kinderschützenfest schießen dürfen. Bei der Generalversammlung am 15. Februar lehnte die Gilde den Antrag ab. 292 Mitglieder stimmten dagegen, 170 dafür. Antragssteller Heiner Krieger zeigte sich nach der Abstimmung enttäuscht. „Dieses Ergebnis ist ein Rückschlag für die Gleichberechtigung und sendet ein falsches Signal an die junge Generation.”, sagt er.

Die Mehrheit der Gilde in Wildeshausen möchte nicht, dass Mädchen beim Kinderschützenfest schießen dürfen.
Die Mehrheit der Gilde in Wildeshausen möchte nicht, dass Mädchen beim Kinderschützenfest schießen dürfen.
Sina Schuldt/dpa

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Die Stadt Wildeshausen weist daraufhin, dass das Kinderschützenfest Angelegenheit der Wildeshauser Schützengilde e. V. ist. „Die Entscheidung wurde in einer demokratischen Abstimmung von der Generalversammlung getroffen. (…) Die Entscheidung der Versammlung ist zu respektieren.”, schreibt eine Sprecherin der Stadt Wildeshausen auf RTL-Anfrage. Für ein Interview steht der Bürgermeister aus Wildeshausen Jens Kuraschinski, der gleichzeitig General der Gilde ist, nicht zur Verfügung.