SPD-Bürgermeister exklusiv zu RTL „Wir müssen uns darauf einstellen, dass es auch gegen Deutschland militärische Operationen geben kann”

„Die brutale Realität bedeutet, dass wir uns jetzt anders vorbereiten müssen.”
Alarmierende Worte, die man von Hamburgs Erstem Bürgermeister Peter Tschentscher so noch nie gehört hat. Der sonst eher nüchterne SPD-Politiker zeichnet im RTL Nord-Herbstinterview ein sicherheitspolitisches Bild, das weit über die Grenzen Hamburgs hinaus eine Botschaft sendet: Die Zeit der Gewissheiten ist vorbei.
Hacker greifen täglich unsere Häfen an
Jeden einzelnen Tag versuchen Hacker in die digitale Infrastruktur des Hamburger Hafens einzudringen – das bestätigt Peter Tschentscher erstmals öffentlich und spricht offen aus, was diese Angriffe wirklich bedeuten: Wir leben nicht mehr in einer Phase selbstverständlichen Friedens. „Die gute Nachricht ist: Alle werden abgewehrt”, beteuert der Erste Bürgermeister. Doch auch die Zahl der Drohnenflüge über dem Hamburger Hafen steigt an. „Wir wissen nur oft nicht: Was steht wirklich dahinter?”, sagt er weiter.
Lese-Tipp: Militärexperte warnt: Drohnen sind nur ein Teil des Problems
Der Hamburger Hafen ist Deutschlands wichtigstes logistisch-wirtschaftliches Tor zur Welt und im Bündnisfall eine zentrale NATO-Drehscheibe. Deshalb werde jetzt an einem Ausbau der Überwachung gearbeitet. Außerdem plädiert der Hamburger für eindeutige Eingriffsmöglichkeiten, um bedrohliche Drohnen im Ernstfall sofort stoppen zu können.
Video-Tipp: Das ganze Interview mit Peter Tschentscher
Tschentscher stellt „Friedensmodus” in Frage
Im RTL Nord-Interview bricht Peter Tschentscher mit seiner gewohnt vorsichtigen Rhetorik und rechtfertigt die vergangenen Übungen der Bundeswehr: „Weil wir nicht naiv sein dürfen. Die Ereignisse in den letzten Jahren, der Angriff Russlands auf die Ukraine hat gezeigt, dass der Westen vielleicht zu lange gedacht hat: Wir sind ja in einem Friedensmodus weltweit.”
Damit spielt er auf die großangelegte Bundeswehrübung namens „Red Storm Bravo” im September an, bei der rund 500 Soldaten mitten in der Hansestadt eine Nato-Truppenverlegung nach Osten probten. Militärkonvois auf den Straßen und Hubschrauber über Hamburg sorgten dabei vor wenigen Wochen für Aufsehen.

Vorsicht galt lange als bevorzugte Verteidungsstrategie der Hamburger Staatskanzlei. Im RTL-Interview klingt Peter Tschentscher plötzlich anders: „Wir müssen uns realistisch darauf einstellen, dass es auch gegen Deutschland militärische Operationen geben kann. Wir müssen resilient werden.” Damit reiht Hamburg sich in eine sicherheitspolitische Debatte ein, die in Berlin längst geführt wird und in den kommenden Monaten an Schärfe gewinnen dürfte.
Verwendete Quellen: RTL Nord-Recherche




