Sein Katamaran sinkt in der KaribikAndré (32) wartet auf dem offenen Meer fünf Stunden lang auf Rettung

„André, wir haben Wasser im Schiff!”
Auf dem Wasser ist André Engelhardt zu Hause. Hier verdient er sein Geld, hier verbringt er auch seine Freizeit. Aber das Wasser bringt ihn auch in eine lebensgefährliche Situation.
Katamaran-Überführung in der Karibik
Als wir mit André am Mittwochabend (8. Januar) telefonieren, sitzt er gerade auf der niederländischen Karibikinsel Curaçao bei den Einwanderungsbehörden. Kurz vorher hat er alle seine Sachen bei einem Unglück mitten auf dem Meer verloren. Er „habe ein paar Kratzer abgekriegt, überall am ganzen Körper”, sonst gehe es ihm aber „super.”
Zwei Tage zuvor ist André zusammen mit einem Bekannten aus Alaska und zwei weiteren Crewmitgliedern aus Deutschland und Schweden auf einem Katamaran auf dem Meer unterwegs, etwa 170 Seemeilen (ca. 314 Kilometer) von Curaçao entfernt. Die Insel liegt nördlich von Venezuela. Die Crew will das Schiff von den Britischen Jungferninseln nach Panama überführen. Mit solchen Jobs hat Engelhardt Erfahrung: Sechs Monate im Jahr arbeitet er für das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt in Wilhelmshaven, die anderen sechs Monate verbringt er als freiberuflicher Skipper überall auf der Welt. Eine feste Wohnung hat der gebürtige Hooksieler nicht.
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Immer schneller dringt Wasser ein
Auch bei dieser Überführung läuft mehrere Tage lang alles gut. Bis zu diesem Montag (6. Januar). Eben erst hat der 32-Jährige seine Wache auf dem Katamaran beendet, da wird er schon wieder von einem der anderen Männer mit diesen Worten geweckt: „André, wir haben Wasser im Schiff!” Er springt auf und sieht, dass eine Fluchtluke abgerissen ist. Zwar versucht die Crew, das 40 mal 40 Zentimeter große Loch irgendwie zuzumachen, doch das funktioniert nicht. „Und ab dem Moment, wo die Luke dann quasi unter Wasser war, ging das immer schneller und immer schneller. Und dann hatten wir vielleicht noch ein bis zwei Minuten, um das Schiff zu verlassen.”
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Rettungsinsel hängt unter Wasser fest
Zwar gibt es ein Rettungsboot, doch das hängt noch am Katamaran, wird davon unter Wasser gezogen und treibt schließlich umgedreht auf dem Meer. Die letzte Chance: Eine Rettungsinsel, die ausgerechnet in dem Teil des Schlauchbootes festgemacht ist, der drei oder vier Meter tief im Wasser ist. Immer wieder taucht André unter, um die Rettungsinsel loszubekommen. „Und irgendwann bewegte sie sich dann halt, kam hoch und hat sich dann aufgepustet und zum Glück auch die Luft drin behalten.”
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Und die Männer haben noch mehr Glück: Einer von ihnen hat ein Satelliten-Kommunikationsgerät an seiner Rettungsweste befestigt. Über das hat Engelhardt kurz vor dem Untergang des Katamarans noch einen Freund bei der DGzRS informiert - „mit den Worten Boot sinkt. Schick Hilfe!” Die Seenotretter leiten den Notruf weiter und so macht sich ein Flugzeug der Küstenwache auf den Weg zu den Schiffbrüchigen. Über das Kommunikationsgerät werden sie darüber informiert. „Dann ist auch die Spannung so ein bisschen abgefallen. Und dann haben wir halt ganz normal uns unterhalten in der Rettungsinsel, Witze gemacht.”

André will wieder aufs Wasser
Nachdem das Flugzeug die Männer entdeckt hat, schickt die Küstenwache einen Rettungshubschrauber los. Wegen der Entfernung dauert das allein etwa eineinhalb Stunden. Insgesamt warten die Männer fünf Stunden auf ihre Rettung!
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Zurück auf dem Festland geht es für André Engelhardt erstmal wieder nach Deutschland. Hier muss er jetzt einen neuen Pass beantragen. „Ich habe jetzt noch bis März frei und ich will natürlich jetzt nicht drei Monate bei meinen Eltern zu Hause rumsitzen. Also sobald ich einen Pass habe, geht es wieder los.” Wer weiß, welche Abenteuer auf See dann auf André Engelhardt warten.