Es steht nicht gut um den beliebten KüstensnackDarum nagt die Fischerei-Krise auch an unseren Krabbenbrötchen

Mohssen Assanimoghaddam
Ein gut belegtes Krabbenbrötchen, wie dieses, könnte bald der Vergangenheit angehören (Symbolfoto)
deutsche presse agentur
von Christo Tatje und Dylan Brandes

Das schmeckt den Fischern gar nicht!
Schon seit Jahren steckt die Fischerei an der Nordsee in einer Krise, bisher mit wenig Aussicht auf Besserung. Ein Teil der Branche bangt bereits um seine Existenz, denn vor allem der Krabbenfang macht Fischern zu schaffen. Doch der Weg raus aus der Krise ist alles andere als gradlinig.

Krabbenpopulation drastisch gesunken

Fachkräftemangel, veraltete Technik, der Konkurrenzdruck mit den Niederlanden und Dänemark oder sinkende Fangmöglichkeiten: Die Liste der Probleme beim Krabbenfang ist lang und wächst seit Jahren. Und das wohl Schlimmste: Die Krabben bleiben schlichtweg aus. Die Klimaerwärmung sei nur einer der Gründe.

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„Jetzt im Moment haben wir keine Krabben. Das letzte Jahr nicht und dieses auch nicht. Sie haben sich irgendwie verspätet und wir hoffen auf den Herbst, aber auch dass wir den erreichen, also im Moment ist das sehr düster”, sieht Dirk Sander vom Landesfischereiverband Weser-Ems im RTL-Interview schwarz. Damit in Niedersachsen auch in Zukunft Krabbenbrötchen über Theke gehen, wird nun nach Lösungen gesucht.

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Fischer und Umweltverbände uneinig

Das niedersächsische Fischereiministerium und das Umweltministerium wollen weiter an eine Zukunft der Krabbenfischerei glauben und bringen unter anderem Fischer und Umweltverbände an einen Tisch. Doch einen gemeinsamen Nenner zu finden, gestaltet sich schwierig: Zwar sind sich alle einig, dass etwas für die Fischerei getan werden muss, doch damit Gelder von EU und Bund fließen, muss erstmal ein nachhaltiger Zukunftsplan her. Und darüber sind sich vor allem Fischer und Umweltverbände uneinig.

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„Dazu gehört zum Beispiel das Thema Beifang. Teilweise wird viel mehr an Organismen dem Meer entzogen als letzten Endes wirklich genutzt wird. Also in den Netzen ist viel drin was nicht wirtschaftlich verwertet werden kann”, erklärt Olaf von Drachenfels vom NABU Niedersachsen. „Und das andere große Thema ist der Schutz des Meeresbodens vor mechanischen Schäden durch schwere Schleppnetze.”

Kein Krabbenfang im Herbst?

Fischer hingegen fürchten – neben den ohnehin schon durch Offshore-Windparks und Naturschutzgebiete verloren gegangenen Fanggründen – weitere Gebiete abtreten zu müssen. Dabei verursache die gesunkene Krabbenpopulation auch so schon genügend Probleme. „Wenn keine Krabben da sind, werden keine Umsätze gemacht. Die Besatzungsmitglieder und auch die Kapitäne, die sind an dem Umsatz beteiligt – und wenn da nichts reinkommt, verdienen die kein Geld. Und dann ist kein Wunder, dass die von Bord gehen”, so Sander.

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Klar ist: Es muss bald gehandelt werden, sonst ist es für die niedersächsische Krabbenfischerei – und damit auch das Krabbenbrötchen – vielleicht zu spät. Denn Dirk Sander ist sich sicher: „Wir bräuchten jetzt akut Geld, eine Hilfe, egal woher. Oder wir bräuchten plötzlich auftretende Krabbenschwärme. Eines von beiden. Sonst erreichen wir den Herbst nicht. Das ist ganz klar.“