Experten waren vor Gefahren durch illegale Böller1600 Euro und mehr für Feuerwerk! Pyro-Fans stehen bei Werksverkauf Schlange

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Sie stehen an für den Knall: In der Feuerwerksfirma Comet in Bremerhaven schlagen Pyro-Fans so richtig zu.
Forke Strangmann/dpa
von David Meyer-Wilmes und Vanessa Höhnl

Völlig „durchgeknallt”!
Während Pyro-Fans zum Verkaufsstart von Feuerwerkskörpern campieren, in langen Schlangen vor den Läden stehen und tausende Euro ausgeben, rüsten sich die Krankenhäuser für ihre wohl härteste Nacht des Jahres, denn für viele Menschen endet Silvester in der Notaufnahme. Immer wieder sind auch illegale Böller aus Osteuropa Schuld, obwohl sie hier verboten sind. Davor warnen Experten.

Alle Jahre wieder!

Am Montag (29. Dezember) herrscht in Bremerhaven Ausnahmezustand: Der Werksverkauf von Raketen und Böllern beginnt. Vor der Feuerwerksfirma Comet campieren Pyro-Fans vor dem Gelände, um die heiß begehrten Waren abzugreifen. Allein in der ersten Stunde hat einer von ihnen 1.650 Euro für Feuerwerkskörper ausgegeben, berichtet unser RTL-Reporter vor Ort.

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Doch während einige zu Silvester gar nicht genug Krach bekommen können, sieht die Realität in den Kliniken ganz anders aus. Judith Gal, Leiterin der Notaufnahme am Klinikum Mitte in Bremen, erlebt jedes Jahr aufs Neue das gleiche Bild: In der Silvesternacht kommen Menschen mit schlimmen Handverletzungen, Verbrennungen oder Hörschäden in die Klinik, oft junge Erwachsene, die die Gefahr von Böllern völlig unterschätzen. „Böllerverletzungen sind zu 100 Prozent vermeidbar“, sagt die Unfallchirurgin. „Als Gesellschaft haben wir eine Verantwortung dafür. Wir gehen nicht mehr verantwortungsvoll damit um“, mahnt sie.

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Gefährliche Importe aus Osteuropa

Zwar dürfen in Deutschland nur geprüfte Feuerwerkskörper verkauft werden, die strengen Sicherheitsstandards unterliegen. Doch über ausländische Online-Shops und Grenzregionen zu Tschechien und Polen gelangen immer wieder illegale Böller ins Land. Und gerade die können für viele zur Gefahr werden. Auch Richard Eickel, Geschäftsführer von Comet-Feuerwerk in Bremerhaven, schlägt Alarm:

„Diese Böller sind absolut gefährlich, weil sie völlig unkontrollierbar sind.“ Während ein in Deutschland zugelassener Chinaböller nur etwa zwei Gramm Schwarzpulver enthält, stecken in vielen der illegalen Knaller bis zu fünf Gramm hochexplosives Blitzknallgemisch. Die Explosivmasse sei so stark, dass sie praktisch alles zerreiße, warnt Eickel.

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Auch die Zündschnüre der illegalen Böller seien in ihrer Abbrennzeit völlig unberechenbar. Bei legaler Ware brennten sie zwischen drei und acht Sekunden, genug Zeit, um sich in Sicherheit zu bringen. Bei den illegalen Importen aber sei unklar, wann der Knall tatsächlich erfolgt. „Man weiß gar nicht genau, was für Zündschnüre verwendet wurden“, so Eickel.

Besonders Jugendliche seien leichtsinnig

Der Reiz vieler Jugendlicher und Pyro-Fans liege oft im lauten Knall, gesteht der Pyrotechnik-Experte. „Das mag für den einen oder anderen besonders toll klingen, aber es ist lebensgefährlich”, warnt er und fordert zum verantwortungsvollen Umgang auf. In den falschen Händen können auch legale Feuerwerkskörper zur Gefahr werden.

Verwendete Quellen: eigene RTL-Recherche