„Bin ja völlig alleine, alle meine Altersgenossen sind gestorben”
Besuchspatenschaft mit Manuela gibt Chris (93) neue Lebensfreude
Gegen die Einsamkeit.
Immer wieder sonntags bekommt Chris Bruns aus Frankfurt Besuch. Ehrenamtlerin Manuela Menconi kommt vorbei und die beiden verbringen Zeit miteinander, es wird gehäkelt und der 93-Jährige erzählt Geschichten aus vergangenen Zeiten. Das Konzept der Besuchspatenschaften, vom Verein „Freunde alter Menschen”, soll die zusammenbringen, die sich einsam fühlen. Längst sind es nicht nur die Älteren, die von diesem Gefühl betroffen sind.
Fast alle Freunde von Chris sind mittlerweile gestorben
Mit einem Stück Kuchen kann Manuela Menconi Chris Bruns immer begeistern. An diesem Sonntag ist es ein Jogurt-Mango-Sommerkuchen. Der sei laut Manuela „ganz zart”, denn er habe da so seine Schwierigkeiten mit seinen Zähnen, erwidert der 93-Jährige. Fast jeden Sonntag verbringen die beiden Zeit miteinander. Diese Stunden sind etwas ganz besonderes für ihn, denn die meiste Zeit ist der Rentner ganz auf sich allein gestellt.
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Früher kannte Chris Bruns das Gefühl von Einsamkeit lange nicht. „Der Vater hat gesagt, such dir Gleichaltrige , mit denen du gemeinsam alt wirst”, erzählt Chris aus seiner Jugend. Doch mittlerweile sei er ganz alleine: „Ich habe einen ziemlich großen Freundeskreis gehabt, alle mein Alter [...] alle sind mit 80 gegangen und ich bin jetzt fast 93”. Doch durch einen Bekannten in München wird er auf den Verein „Freunde alter Menschen” aufmerksam und so lernt er Manuela kennen.
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Der Verein will jung und alt zusammenbringen
Manuela ist eine von 70 Freiwilligen, die sich in Hessen beim „Freunde alter Menschen e.V.” engagieren. 47 aktiven Besuchspartnerschaften hat der Verein verholfen, deutschlandweit sind es sogar 600. Das Konzept ist recht simpel: Einsame Senioren können sich beim Verein melden und füllen einen Steckbrief aus. Die Ehrenamtlichen können mit einer App ihren neuen Freund suchen und finden. So wollen Koordinatorin Eva Leiss und ihr Team jung und alt zusammenbringen. Denn nicht nur die älteren Menschen, die mobil oft eingeschränkt sind, würden sich einsam fühlen. „Auch in der Gruppe der Jüngeren, gerade seit Corona, ist die Zahl der Menschen die von sich selbst sagen, dass sie sich oft oder sehr oft einsam fühlen, rasant gestiegen”, erklärt Leiss.
Manuela hat Herrn Bruns über eine App kennengelernt
Chris Bruns und Manuela sind ein gutes Beispiel, dass es auch generationsübergreifend harmonieren kann. „Wir sehen uns seit einem Jahr und das fast jeden Sonntag. Das ist für mich mittlerweile einfach ein ganz, ganz wichtiger Bestandteil”, beteuert die Ehrenamtlerin.
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Diese Besuche nimmt der 93-Jährigen aber nicht für selbstverständlich: „ Ja, ich bin in jedem Fall froh, dass überhaupt jemand kommt. Wer will denn schon an so Tagen wie heute, wenn das Wetter schön ist oder auch in der Woche, wer will da in die Stadt kommen, in eine heiße Wohnung?” Manuela will! Und auch an heißen Tagen backt sie gerne einen Kuchen für Herrn Bruns und lauscht gespannt seinen Geschichten.