Studien belegen, was viele denkenDie Zeit vergeht im Alter wirklich schneller! Das ist der Grund

„Die Zeit vergeht immer schneller!”
Seid ihr auch schon in dem Alter angekommen, in dem ihr diesen Satz sagt? Falls nicht, seid euch sicher, die Zeit wird kommen. Früher oder später stellt jeder dieses Phänomen in seinem Leben fest – und das hat auch einen guten Grund.
Die Zeit rast mit dem Alter? Mit dem Gefühl seid ihr nicht allein
Auch wenn die die Zeit faktisch natürlich immer gleich schnell vergeht, ganz egal, wie alt wir sind, kommt es und als Kinder oft so vor, als würde die Zeit einfach nicht vergehen – gähn! Und auch rückblickend meint man oft, die eigene Kindheit sei nahezu endlos gewesen. Aber je älter wir werden, desto mehr schlägt dieses Gefühl ins Gegenteil um, bis wir irgendwann denken, die Zeit rase nur so dahin.
Dass dieses Gefühl tatsächlich weit verbreitet ist, bestätigen verschiedene Studien, wie etwa eine aus dem Jahr 2005. Die Psychologen Marc Wittmann und Sandra Lehnhoff haben damals an der Universität München eine Studie mit 499 Probanden im Alter zwischen 14 und 94 Jahren durchgeführt, um deren subjektive Zeitwahrnehmung zu erfassen.
Die Auswertung der Daten unterstütze „grundsätzlich die weit verbreitete Auffassung, dass sich der Zeitablauf mit dem Alter beschleunigt”, schrieben die Wissenschaftler in der Veröffentlichung ihrer Studie.
Mathematische Therorie hat einen Haken
Und auch heute, 20 Jahre später, beschäftigt die Frage nach dem Zeitempfinden im Alter noch immer die Menschen. Im Interview mit dem MDR erklärte Marc Wittmann kürzlich, warum es uns so geht, dass mit dem Alter auch das Gefühl zunimmt, die Zeit würde ruckzuck verstreichen.
Es gebe einen Erklärungsversuch, der dieses Phänomen aus mathematischer Sicht betrachtet, erklärt der Psychologe. Dabei geht es um Relationen von Zeit im Verhältnis zum Lebensalter. Bedeutet: Für einen Zehnjährigen macht ein Jahr ein Zehntel seines Lebens aus. Bei einem 50-Jährigen hingegen nur noch ein Fünfzigstel und bei einem 80-Jährigen ein Achtzigstel. In Relation gesehen ist ein Jahr mit zunehmendem Alter laut dieser Theorie also kürzer und vergeht somit schneller als in jüngeren Jahren.
Doch für Wittmann hakt diese Theorie: „Es ist ja nicht so, dass das Gehirn berechnet, dass dieses letzte Jahr ein Achtzigstel ist, so wird das wahrscheinlich nicht ablaufen.”
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Je mehr Emotionen, desto langsamer vergeht die Zeit
Plausibler ist für den Psychologen folgende Erklärung, die besagt: „Je mehr Emotionales ich erlebt habe, desto länger kommt mir ein zurückliegender Zeitraum vor.”
Konkret bedeutet das: Verbringt ihr beispielsweise eine Woche im Urlaub, erlebt viel Neues, habt Spaß und sammelt Erinnerungen, kommt euch dieser Zeitraum im Nachhinein länger vor, als er eigentlich war – auch wenn er währenddessen schnell zu verstreichen scheint.
Verbringt ihr aber eine Woche zu Hause, geht eurem Alltag und euren Routinen nach, ist das wenig emotional und im Nachhinein würdet ihr die Woche vermutlich als schnell verflogen beschreiben.
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Dass einem Momente, in denen man viel erlebt, im Moment selbst als schnell vorbeigehend vorkommen, im Nachhinein aber als lang, bezeichne man als sogenanntes „Zeitparadoxon”.
Kinder haben wenig Routinen und erleben viel Neues
Diese Theorie erklärt auch, warum uns unsere Kindheit im Nachhinein so unendlich lang vorkommt: Als Kind oder Jugendlicher erlebt man immer wieder Neues, man hat erst wenige Routinen. Im Alter wendet sich das Blatt aber – Routinen nehmen zu, Neues kommt seltener vor.
Routinen sind laut Wittmann daher auch als eine Art „Zeit-Killer” zu sehen.
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Wer seine Lebenszeit jedenfalls vom Gefühl her verlängern möchte, der kann aktiv etwas dafür tun. Der Psychologe erklärt: „Man kann sich für neue Bekanntschaften und Freundschaften öffnen. Dann kann man sagen: Wollte ich nicht schon immer mal diesen Sport ausüben, oder dieses Instrument spielen? Können wir nicht mal was ganz Neues machen, was ich noch nie gemacht habe in meinem Urlaub?”
Es geht also darum, bewusst Neues zu erleben und Routinen bewusst zu durchbrechen. So werden neue emotionale Reize gesetzt, die das Gehirn abspeichert und euch eure Lebenszeit länger vorkommen lässt.