Krankenkasse zahlt nicht für Behandlung Sarah (34) muss im Zelt leben – weil Innenräume für sie giftig sind!
Camperin wider Willen.
Sarah Tiedemann lebt im Zelt – und das, obwohl es jetzt im November beginnt, nachts zu frieren. Denn die Dortmunderin ist kein Campingfan und im Haus gibt es ein warmes Bett für sie. Aber so verrückt es klingt: Innenräume machen die 34-Jährige krank. Welche mysteriöse Krankheit das ist und ob eine Ärztin Sarah jetzt helfen kann – in unserem Video!
„Es ist ein schreckliches Gefühl. Man fühlt ein bisschen wie ein Außerirdischer”
Gegen Kälte in ihrem Zelt schützt sich die Frau mit einem Heizlüfter. Das kann aber nur eine Notlösung sein, erzählt sie uns. „Wenn das an Weihnachten immer noch so ist mit dem Zelt, dann weiß ich echt nicht mehr“, sagt sie sorgenvoll. Und blickt voller Sehnsucht auf das wenige Meter entfernte Wohnhaus.
Denn Sarah ist kein Campingfan und im Haus gibt es ein warmes Bett für sie. Wenn sie ihrem Freund guten Morgen sagen möchte, muss der dafür in den Garten kommen. Seit fünf Monaten schläft die Frau in einem vier Quadratmeter großen Zelt im Garten seiner Eltern. „Belastend“ sei diese Situation, gesteht Stephan Meinert. Besonders störe ihn, morgens ans Zelt zu kommen und er dabei „gar nicht weiß, wie es heute um sie bestellt ist“.

Wie schwer diese Situation für seine Freundin ist, beschreibt sie uns so: „Es ist ein schreckliches Gefühl. Man fühlt sich völlig isoliert und einsam und eigentlich ein bisschen wie ein Außerirdischer, der vom sozialen, normalen, alltäglichen Leben völlig ausgeschlossen ist.“
Sarah hat eine genetisch bedingte Entgiftungsstörung
Vor ihrer Leidensgeschichte war die Dortmunderin eine lebenslustige junge Frau. Sarah liebte ihren Job als Sprachtherapeutin, Spaziergänge mit ihrem Hund. Sie geht gerne klettern, singt im Chor, raucht nicht und lebt gesund. 2015 ändert sich das, hat sie plötzlich eine Lungenembolie und entwickelt seitdem immer mehr unerklärliche Symptome.
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Vor zwei Jahren, nach einer weiteren Infektion, merkt sie, dass sie sich in Innenräumen deutlich anders fühlt als draußen. Sie bemerkt Wassereinlagerungen im Körper. Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Nierenschmerzen.

Mehrfach zieht sie seither um, doch es ist immer dasselbe: Egal in welchem Innenraum sie sich aufhält, wird sie zunehmend kränker. Zehn lange Jahre dauert es bis zu einer Diagnose, die ihr weiterhelfen könnte. „Als Grunderkrankung hat Frau Tiedemann eine Entgiftungsstörung, die bei ihr tatsächlich genetisch bedingt ist“, erläutert ihre Ärztin Marion Azizi. Die Symptome könnten sich durch Ausdünstungen zum Beispiel Möbeln, Böden, Isolierungen oder Decken verstärken. „Das sind alles zusätzliche Giftstoffe, die sie nicht mehr kompensieren kann, weil sie sowieso mit ihrer Entgiftungskapazität schon am Limit ist“, so die Ärztin.
Fremde spenden für die Bezahlung ihrer Behandlung
Seit Juni schläft Sarah im Zelt und seitdem geht es ihr besser. Ihre Ärztin glaubt, dass aber langfristig nur eine radikale Blutwäsche helfen kann, in der die Schadstoffe aus dem Blut und den Zellen gezogen werden. Problem: Das ist teuer, jede einzelne Sitzung kostet 2.500 Euro und sie bräuchte die Blutwäschen regelmäßig. Das bezahlt die Krankenkasse genauso wenig wie die teuren Infusionen, die Sarah ebenfalls bekommt.
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Ihren Angaben nach hat sie in den vergangenen Monaten etwa 30.000 Euro aus eigener Tasche bezahlt. Von Erspartem, von Geld, dass ihr Partner Stephan ihr gegeben hat und das sie ihm irgendwann zurückzahlen möchte. Ein Freund, Denis C., hat eine Spendenkampagne initiiert, bei der inzwischen mehr als 12.000 Euro zusammengekommen sind. Darüber sei sie sehr froh, obwohl sie sich lange gegen die Aktion gewehrt habe, sagt Sarah.

Von ihrer Krankenkasse bekommt sie nichts. Die verweist darauf, dass „eine seltene genetische Entgiftungsstörung bis dato nicht gelistet und somit nicht anerkannt“ sei. Daher sei „die Kostenübernahme für eine Inospherese ist gesetzlichen Kassen nach dem Willen des Gesetzgebers grundsätzlich nicht möglich.“
Sie möchte so gern Weihnachten wieder im Haus sein
Sarah atmet möglichst viel frische Luft und gibt die Hoffnung nicht auf. Dank der Spenden lässt sich die 34-jährige weiter behandeln. Und wenn sie erst einmal ganz entgiftet ist, kann sie mit zwei Blutwäschen pro Jahr wohl wieder beschwerdefrei leben und arbeiten, hofft sie. Ihr Ziel sei es, „zumindest Weihnachten wieder drin“ sein zu können und wieder mehr Normalität zu haben.
Bis dahin freut sich Sarah über jede nicht zu kalte Nacht in ihrem für sie giftfreien Zelt. Und über die Hilfe ihrer großen Liebe Stephan, der längst so etwas wie ihr persönlicher Pfleger geworden ist. (red)
Verwendete Quellen: eigene RTL-Recherche


