Orthopäde Dr. Bastian Marquaß im Interview
Hartmut Engler betroffen! Arthrose mit Anfang 60 - was kann helfen?

Arthrose bekommt man nicht erst im hohen Alter!
Das beweist auch das Schicksal des beliebten PUR-Frontsängers Hartmut Engler. Denn er offenbart: Ich habe Arthrose. Dass eine Diagnose auch in jüngeren Jahren bei Weitem keine Seltenheit ist, weiß auch Orthopäde Dr. Bastian Marquaß.
„Ihr Lieben, vielleicht habt ihr bereits von meinen Knieproblemen gehört oder gelesen”
Auf der offiziellen PUR-Instagram-Seite postet Hartmut Engler jetzt ein Bild, das ihn gestützt auf einen Gehstock zeigt. „Ihr Lieben, vielleicht habt ihr bereits von meinen Knieproblemen gehört oder gelesen”, schreibt er dazu. Und weiter: „Macht euch keine Sorgen, denn wir werden diesen Sommer zusammen rocken!” Denn zum Glück müsse er ja nicht mit seinen Knien singen, scherzt er.
Grund für seine Knieprobleme ist die Diagnose Arthrose. Die Krankheit hat die langsame Zerstörung von Gelenkknorpel und anliegenden Gelenkknochen zur Folge.
Doch auch wenn das nach einer Diagnose klingt, die eher Betagte ereilt, handle es sich bei Arthrose keinesfalls um eine Alte-Leute-Krankheit, erklärt der leitende Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin der Gelenk-Klinik-Gundelfingen Dr. Bastian Marquaß in einem Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news. Er sagt: „Häufig sind auch Menschen mittleren Alters betroffen.”
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Im Video: Was passiert bei einer Arthrose im Körper?
Betroffene können „ihren Alltag dennoch problemlos bewältigen”
Auch wenn die Zerstörung der Gelenke erhebliche Auswirkungen auf das Leben haben kann, so könnten Betroffene ihren Alltag dennoch problemlos bewältigen. Wichtig sei jedoch, dass man seinen Körper ausreichend unterstütze: „Neben Bewegung ist eine frühzeitige Behandlung wichtig bei Arthrose - egal in welchem Alter die Beschwerden eintreten”; erklärt der Facharzt.
Besonders „im Anfangsstadium einer Knorpel-Schädigung helfen Physiotherapie, Muskeltraining und orthopädische Hilfsmittel (Orthesen), den Bewegungsablauf zu korrigieren und das Gelenk zu entlasten.” Mechanische Einklemmungen, die mit Blockaden des Gelenkes einhergehen, ließen sich oft durch Gelenkspiegelung erkennen und beseitigen.
Ebenfalls im Anfangsstadium seien auch Arzneimittel pflanzlicher Herkunft eine gute, aber leider oft vernachlässigte Alternative bei der Schmerzbehandlung, verrät Dr. Marquaß.
„Dass beispielsweise Extrakte der durchblutungssteigernden Brennnessel die entzündungsfördernden Botenstoffe in den Gelenkkapseln (Zytokine) beeinflussen, belegen Laborversuche.” Empfehlenswert seien zudem eine Arthrose-gerechte Ernährung sowie gegebenenfalls eine Gewichtsreduktion. Denn: „Eine Entlastung der Gelenke und des Stoffwechsels senkt die Wahrscheinlichkeit für einen entzündlichen Abbau des Gelenkknorpels.”
Dr. Marquaß: Schonen ist die falsche Herangehensweise
Auch wenn eine Entlastung der Gelenke empfehlenswert ist, bedeutet das nicht, dass Betroffene sich dem Impuls der Schonung hingeben sollten.
„Verständlicherweise neigen viele Arthrose-Patienten dazu, das betroffene Gelenk zu schonen.” Doch: Ausreichende Bewegung sei für unsere Gelenke unerlässlich, „sozusagen ein Lebenselixier”. Der Grund: „Da der Gelenkknorpel nicht direkt durchblutet wird, ist ein Mindestmaß an Bewegung erforderlich, um ihn über die Gelenkflüssigkeit mit wichtigen Nährstoffen zu versorgen - und somit am Leben zu erhalten.”
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Empfehlenswert ist laut dem Experten „ein maßvoller Sport, der die Gelenke schont”.
Mit einem sportmedizinischen Check könnten Betroffene klären, welche Aktivitäten der jeweilige Gesundheitszustand zulässt und welche Sportart am geeignetsten ist. Dr. Marquaß warnt jedoch: „Tabu bei Arthrose sind Handball, Squash, Fußball sowie andere verletzungsintensive Sportarten mit schnellem Richtungswechsel.”
Paradebeispiele für gelenkschonenden Sport seien hingegen Radfahren und Schwimmen. „Ein besonders schonender Ausdauersport ist das Wandern.” Selbst im fortgeschrittenen Alter sei es problemlos möglich. Doch: „Bei erheblichen Gelenkproblemen oder akuten Entzündungen, aber auch bei Erkältungen oder starken Schmerzen - etwa in Rücken oder Knien, sollte darauf allerdings verzichtet werden.” Außerdem sollten Patienten mit Arthrose steile Wege und Gewaltmärsche unbedingt vermeiden, so der Experte. (vho, mit spot on news)
Das Interview mit Dr. Marquaß wurde bereits 2022 aufgezeichnet.