Um neuen Zug mussten sie sich selbst kümmernWeil der Zug angeblich zu dreckig ist – Bahnpersonal schmeißt ALLE Fahrgäste aus ICE

Bahn schmeißt Fahrgäste aus dem Zug, weil der zu dreckig ist
Tom Junkersdorf befindet sich gerade auf dem Weg zu seiner kranken Mutter, als die Durchsage kommt.
LinkedIn / tom-junkersdorf

Bahnchaos nach Pfingsten.
Mit der Deutschen Bahn ist das so eine Sache: Häufig fallen Züge aus oder sind zu spät. Für die Fährgäste meistens sehr ärgerlich, aber oft auch nicht überraschend. Doch dass das Bahnpersonal jedoch nach anderthalb Stunden eine Fahrt stoppt, weil der Zug angeblich zu dreckig ist, ist eher eine Seltenheit.

Zugbegleiter wollen ein Zeichen setzen

Was Tom Junkersdorf am Dienstag (10. Juni) erlebt, macht ihn immer noch sprachlos. Eigentlich wollte der Unternehmer nach Pfingsten seine Mutter im Krankenhaus in Hannover auf der Intensivstation besuchen. Um schnellstmöglich bei der 83-Jährigen zu sein, bucht er den ersten Zug.

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Um 6:12 Uhr sollte der ICE 886 von München nach Hamburg losfahren. Im Gespräch mit RTL berichtet Junkersdorf: „War natürlich angekündigt, dass eine hohe Auslastung sein wird, aber der Zug war pünktlich da und ist auch pünktlich losgefahren. Alles war okay, also nichts Auffälliges. Eigentlich eine sehr entspannte Fahrt.” Doch um halb acht kommt plötzlich die Durchsage, mit der keiner rechnet: „Wir bitten um Entschuldigung, aber wir als Zugbegleiter wollen ein Zeichen setzen und dieser Zug ist uns zu dreckig, um damit weiterzufahren.” Der Zug würde deshalb in Nürnberg enden.

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Am Bahnhof in Nürnberg entsteht Chaos

Kurz darauf wird die Durchsage wiederholt und die Passagiere werden gebeten, in Nürnberg auszusteigen. Sie sollen sich alternative Verbindungen suchen. „Und das war so ein Moment, wo halt einige dachten, okay, das ist jetzt ein Scherz, das ist versteckte Kamera. Aber das war dann wirklich so gemeint“, berichtet der 56-Jährige. Doch der nächste Zug nach Hamburg sollte erst in einer Stunde kommen. Auch für das Personal am Bahnhof eine extreme Situation. Am Servicepoint bildet sich kurz darauf eine 50 Meter lange Schlange. Besonders problematisch ist jedoch die Auslastung. Junkersdorf wollte ursprünglich mit dem ersten Zug Richtung Hamburg fahren, um den Ferienandrang und dem Andrang vom Pfingstwochenende zu entkommen.

„Zug sah aus, wie Züge bei der Bahn eigentlich immer aussehen”

Doch wegen der hohen Auslastung und dem Ausfall, machten sich bereits viele Menschen Sorgen, ob sie überhaupt einen Platz im Zug bekommen. „Eine insgesamt komplett absurde Situation“, berichtet Junkersdorf. Er versteht nicht, wie es sein kann, dass der erste Zug, der diese Strecke frühmorgens fährt, dreckig sein kann. Zumal er den angeblichen Dreck, den das Personal bemängelt, nicht wahrnimmt: „Also der Zug sah aus, wie Züge bei der Bahn eigentlich immer aussehen.” 

Bahn schmeißt alle Fahrgäste aus „zu dreckigem“ ICE
Aufnahmen aus dem ICE 886 Richtung Hamburg von Tom Junkersdorf.
LinkedIn / tom-junkersdorf

Besonders schlimm ist für ihn, dass die Begründung nicht nachvollziehbar ist und eine entsprechende Lösung für die Passagiere fehlt. „Natürlich hat man Panik, weil man denkt, hey, ich, ich muss da hin. Ich möchte zu meiner Mutter. Ich möchte auf die Intensivstation. Und Zeit ist ein großer Faktor. Und dass man dann da nicht hinkommt, weil ein Zug nicht sauber genug ist, ist nicht nachvollziehbar.” Dass das persönliche Befinden von wenigen Mitarbeitern über die Pläne und Wünsche von hunderten Reisenden gestellt werden, für ihn nicht nachvollziehbar.

Weiterfahrt laut Deutscher Bahn nicht zumutbar

Auf Anfrage von RTL erklärt die Deutsche Bahn: „Wir entschuldigen uns in aller Form bei unseren Reisenden im ICE 886. Unser Anspruch ist, dass ein Fernreisezug bei einer Fahrt durch ganz Deutschland hohe qualitative Standards erfüllt.” Nach Angaben der Deutschen Bahn waren diese Standards bei der Fahrt nicht gegeben. Eine Weiterfahrt war nach Einschätzung des Boardpersonals nicht zumutbar. Eine Entschädigung müssen Fahrgäste online beantragen.

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Trotz Bahnchaos kommt Junkersdorf mit Verspätung bei seiner Mutter an. Dass er sich jetzt noch selbst um eine Entschädigung kümmern darf, die nach seiner Einschätzung nicht den Fahrtpreis von 159 € abdecken wird, sorgt bei ihm nur für Kopfschütteln.