AfD, Volt und Sonstige stark
Warum sich junge Wähler oft gegen die Alt-Parteien entscheiden
Plötzlich punktet die AfD auch bei den Jungen...
16 Prozent der 16- bis 24-Jährigen machen am Sonntag ihr Kreuz bei der AfD. Ein sattes Plus von elf Prozent! Die Grünen werden dagegen abgestraft. Experten haben dafür klare Erklärungen.
Vorwurf: Junge Menschen wüssten nicht, was sie tun
Jungen Menschen werden zu sehr durch TikTok beeinflusst und wissen einfach nicht, was sie tun – so lautet jetzt zum Teil der Vorwurf. Dabei wurde das Wahlalter ja gerade deswegen auf 16 Jahre abgesenkt, weil man jungen Menschen sehr wohl selbstständige Wahlentscheidungen zutraut. „So was wie eine Abstrafung der Bundespolitik ist wahrscheinlich ein Grund, aber auch Ängste, die in den letzten Jahren einfach zugenommen haben vor der Zukunft generell, vor Migration zum Beispiel“, analysiert Anna Lang, Entwicklungspsychologin an der Uni Erfurt im RTL/ntv-Interview.
Politikwissenschaftler Stefan Marschall ergänzt beim Thema Zuwanderung und Migration: „Viele sagen, dass das für sie ein Kernthema ist. Das ist auch bei jungen Menschen ein wichtiges Thema. Und das ist wiederum ein Thema, mit dem die AfD sehr gut mobilisieren kann.“ Es sei also sehr wohl eine bewusste Entscheidung.
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Extreme Parteien sind für junge Menschen besonders interessant
Grundsätzlich seien extreme Parteien für junge Leute besonders interessant, meint Entwicklungspsychologin Lang. „Sie sind eher nicht an die großen Volksparteien gebunden wie die älteren Generationen. Und sie sind auch eher bereit, Risiken einzugehen und was Neues auszuprobieren. Und das sieht man zum Beispiel ja auch daran, dass vor allem die Klein- und Kleinstparteien bei den Jungwählern sehr populär waren“, erklärt Anna Lang.
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28 Prozent für sonstige Parteien
Tatsächlich wählen dieses Mal 28 Prozent der bis 24-Jährigen die sonstigen Parteien. Darunter sind zum Beispiel die Partei oder auch die pro europäische Bewegung Volt. Und auch die extra ausgewiesene neue BSW bekommt schon sechs Prozent. Die Grünen dagegen sind der größte Verlierer bei den jungen Wählerinnen und Wählern. Sie verlieren 24 Prozent und kommen auf nur noch elf Prozentpunkte (insgesamt 11,9 Prozent).
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Ist Absendung des Wahlalter auf 16 Jahre sinnvoll gewesen?
Nun werden Stimmen laut, die sagen, die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre sei nicht sinnvoll gewesen. Anna Lang sieht keine Gründe, die dagegen sprechen. „Wenn wir uns die Wahl-Qualität angucken in allen Untersuchungen, die es bisher gibt, war die ebenso gut wie bei Älteren. Wir finden leichte Unterschiede beim politischen Interesse - also junge Leute sind eher grundsätzlich nicht so sehr interessiert an Politik wie Ältere. Aber das gilt nicht nur für 16-, 17-jährige, sondern insgesamt für junge Menschen, also auch für 18- bis 30-Jährigen.“
Übrigens, auch in Frankreich, Belgien und Portugal sind rechtspopulistische bis rechtsextreme Parteien bei jungen Wählern erfolgreicher als bei den vorherigen EU-Wahlen.