Prozess gegen Internet-Islamist in Düsseldorf

TikTok-Prediger „Abdelhamid“ gibt Spenden lieber für sich aus als für Kinder in Not

von Stefan Efferth und Jens Diestelkamp

Mit dem eingesammelten Geld wollte er wohl nur sich selbst etwas Gutes tun.
Tiktok-Star „Abdelhamid“, ein Islamist mit Hunderttausenden Followern, steht in Düsseldorf vor Gericht. Er soll in großem Stil Spenden für humanitäre Zwecke in die eigene Tasche gesteckt haben. Das Landgericht bietet ihm drei Jahre Haft bei einem Geständnis an.

Extremistische Ansichten machen ihn zu einem Star im Netz

Der mutmaßliche Betrüger soll rund eine halbe Million Euro Spenden für notleidende Kinder und andere humanitäre Zwecke eingeworben, aber fast vollständig für sich selbst verwendet haben. Seine Lebensgefährtin könne mit einer Bewährungsstrafe rechnen, wenn sie gesteht, gab der Vorsitzende Richter bekannt. Ein Verteidiger kündigte Geständnisse für den kommenden Verhandlungstag an.

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Als Prediger erreichte „Abdelhamid“ bei Tiktok und Instagram Hunderttausende Follower. Das Weltbild, das er dort kumpelhaft und oft im Sporttrikot verbreitete, ist laut NRW-Verfassungsschutz extremistisch-salafistisch. Der 34-Jährige gilt als der neue Top-Influencer der islamistischen Szene.

Seine Verhaftung hatte aber einen anderen Grund: Die Staatsanwaltschaft hat ihn wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs angeklagt. Das Gericht äußerte aber Zweifel am Vorwurf der Bandenbildung. (dpa)