Wieso gab es so schnell ein passendes Organ?

Nach schwerer Pilz-Vergiftung! Dritter Patient hat Spender-Leber bekommen

In Essen werden drei Kinder und ein Erwachsener wegen akuten Leberversagens behandelt (Foto Archiv)
Der Knollenblätterpilz sieht in der Natur einem Champignon zum Verwechseln ähnlich. (Archivbild)
Rainer Wald/Deutsche Gesellschaft für Mykologie e.V./dpa

Eine Spende war ihre letzte Hoffnung!
Drei Kinder und ein Erwachsener kämpfen im Essener Universitätsklinikum weiter um ihr Leben. Sie aßen giftige Knollenblätterpilze. Alle leiden an akutem Leberversagen. Mittlerweile haben drei Patienten eine Spendenleber bekommen. Dabei hat es Gründe, warum in diesem Fall so schnell jeweils passende Organe gefunden wurden.

Zwei Kinder und ein Erwachsener bekommen neue Leber

Nach knapp einer Woche intensivmedizinischer Behandlung am Uniklinikum Essen hat nun ein weiteres Kind eine Spenderleber erhalten. Damit sei nun bei insgesamt vier Patienten in drei Fällen eine Transplantation erfolgt – bei zwei Kindern und einem Erwachsenen, schilderte das Klinikum am Montag.

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Dort werden seit Dienstag der vergangenen Woche drei Kinder im Alter von fünf bis 15 Jahren sowie ein Erwachsener nach dem Verzehr von Knollenblätterpilzen betreut. Bei dem vierten Patienten, einem fünf Jahre alten Jungen, „sieht es so aus, als regeneriere sich die Leber selbst”. Die Klinik betonte weiter: „Der Zustand aller Patienten ist stabil, sie werden weiterhin engmaschig und intensiv betreut.”

Sie waren in lebensbedrohlichem Zustand in die Klinik gebracht worden, in zwei Fällen war kurz darauf eine Transplantation erfolgt. Keines der Kinder stammt aus NRW, zwei kommen aus dem Saarland. Bei dem Erwachsenen handelt es sich um den Vater eines der drei Kinder.

Im Video: Lebensgefahr nach Pilzverzehr - wie erkennt man den giftigen Knollenblätterpilz

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In Eilfällen wird europaweit nach Organ gesucht

In derart eiligen Fällen (High Urgency/HU) wird nach Angaben der Deutschen Leberstiftung im europäischen Raum mit oberster Priorität nach geeigneten Spenderlebern gesucht. Dabei spielten etwa Größe oder Blutgruppe eine Rolle, sagte der Hauptgeschäftsführer der Stiftung, Markus Cornberg, der Deutschen Presse-Agentur. „Diese HU-Listung gilt zunächst für zwei Wochen, in dieser Zeit wird meist ein Organ gefunden.“ Meistens erfolge eine Transplantation in solchen Eil-Fälle bereits innerhalb von Stunden oder binnen zwei bis drei Tagen.

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Allerdings sei es bei Kindern schwieriger, eine geeignete Leber zu finden. Das Problem sei oft die Größe des Organs. „Daher kann hier die Wartezeit länger sein.” Der Experte erläuterte, man könne eine Leber auch auf zwei Personen teilen, das werde „Split-Leber” genannt. In einer High Urgency-Situation erwäge man das aber in der Regel nicht gleich als erste Option. Man müsse dann auch gleichzeitig zwei geeignete Empfänger-Kandidaten haben.

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Ohne die Leber geht es nicht

Schon sehr kleine Mengen des hochgiftigen Knollenblätterpilzes können tödlich wirken, weil die Leber schwer geschädigt wird. Die Universitätsmedizin Essen warnte eindringlich vor dem Verzehr selbst gesammelter Pilze, da diese schnell zu verwechselnde, gefährliche Arten wie den Knollenblätterpilz enthalten könnten.

Ohne die Leber geht nichts, sie ist das größte innere Organ des Menschen und für die Entgiftung des Körpers zuständig. Ist die Funktion gestört, wird der Körper mit Giftstoffen überschwemmt. Für Patienten und Patientinnen mit Leberversagen ist eine Lebertransplantation Experten zufolge oft die einzige Möglichkeit einer lebensrettenden Behandlung. (dpa/vho/eon)