„Am Ende haben die einfach die Tür zugemacht”Fast 400 Kilometer entfernt von zu Hause! Flixbus-Fahrer lässt Ben (11) einfach zurück

Er wird einfach zurückgelassen!
Eigentlich liebt Ben (11) die Fahrten mit Reisebussen und vor allem mit Flixbus. Auch Ende September steht wieder eine Reise für den Jungen an, es soll von Magdeburg nach Bad Salzuflen gehen. Doch obwohl Ben all seine Reisepapiere dabei hat, weigert sich der Flixbusfahrer, ihn mitzunehmen. Was ist da los?
Flixbus-Fahrer will elfjährigen Jungen partout nicht mitnehmen
„Man ist fast 400 Kilometer weit weg und muss plötzlich schauen, wie das Kind nach Hause kommt. Das ist emotional schon nicht so einfach gewesen.“ Beatrice Z. ist noch immer etwas aufgebracht, wenn sie an den 21. September 2025 denkt. Ihr Sohn Ben ist das Wochenende über bei ihrer Tante in Magdeburg, um sich einen Puzzle-Wettbewerb anzuschauen. Da Beatrice an dem Sonntag jedoch arbeiten muss, soll Ben mit einem Flixbus die etwa zweieinhalb Stunden nach Bad Salzuflen fahren.
„Er hat sich tatsächlich gefreut“, erzählt Beatrice RTL. Er sei die Strecke schon einmal gefahren und da habe alles super geklappt. Doch diesmal ist die Fahrt am Ende nicht mit Freude, sondern mit Frust verbunden. Denn der Busfahrer will den Elfjährigen partout nicht mitnehmen – auch nicht, als Beatrice selbst bei ihm anruft und versucht, die Lage zu klären.
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Er sei zu jung und es fehlen Dokumente, soll er gesagt haben. Auch das Angebot, dass Bens Großtante sich spontan ein Ticket kauft und mitfahren kann, sei ausgeschlagen worden. „Es war sehr schwierig, mit dem Busfahrer selber Kontakt aufzunehmen, weil er überhaupt kein Deutsch konnte“, so Beatrice. Es sei überhaupt nicht klar gewesen, welche Dokumente angeblich fehlen sollen. „Am Ende haben die einfach nein gesagt und die Tür zugemacht“, sagt sie. Ben bleibt mit seiner Großtante an der Haltestelle zurück.
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Reisen mit Flixbus? Auch für minderjährige Kinder (eigentlich) erlaubt
Zuerst einmal: Auch Minderjährige können ohne ihre Eltern mit dem Bus reisen, wie es auf der Seite von Flixbus heißt. Für eine Fahrt mit Flixbus geht das ab einem Alter von zehn Jahren – vorausgesetzt, das Kind hat nebst dem Busticket und einem Ausweisdokument die Einverständniserklärung der Eltern dabei. Die muss bereits bei der Buchung mit abgegeben werden.
Außerdem dürfen Kinder nur auf Inlandsstrecken zwischen 6 und 22 Uhr mitgenommen werden. Ab dem 15. Lebensjahr können Jugendliche dann „uneingeschränkt allein reisen“. Gleiches gilt für Fahrten mit Flixtrain. Hier dürfen Kinder bloß bereits ab sechs Jahren ohne Eltern, aber mit Einverständniserklärung unterwegs sein.
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Bedeutet, dass Ben mit seinen elf Jahren durchaus hätte mitgenommen werden können. Die notwendigen Papiere habe er dabei gehabt, so Beatrice – und die liegen auch RTL vor. Wo also lag das Problem?
Was sagt Flix zum Zwischenfall? So reagiert das Unternehmen auf RTL-Anfrage
Genau das versucht Beatrice in den Wochen danach herauszufinden, steht in engem Kontakt mit Flix, bekommt jedoch keine Antworten. „Das war alles keine schöne Erfahrung“, sagt Beatrice. „Mir ist nur wichtig zu wissen, was da passiert ist, damit es nicht nochmal passiert.“
Laut Flix war das offenbar ein Kommunikationsproblem, ein „Missverständnis“, wie das Unternehmen auf Anfrage von RTL schreibt. „Wir haben unseren Busfahrer von der Fahrt befragt und offensichtlich kam es hier zu einem Missverständnis“, heißt es in der Stellungnahme.
Der Fahrer habe die Leitstelle vor der Abfahrt telefonisch darüber informiert, dass nicht alle notwendigen Dokumente vorliegen würden. Welche Dokumente genau gemeint waren, bleibt jedoch unklar. „Unser Team wird nochmals auf den Busfahrer zugehen und im Hinblick auf unsere Regularien zur Mitnahme von Kindern sensibilisieren.“
Ben will auch weiterhin mit Flixbus fahren, aber ...
Noch vor der Veröffentlichung dieses Artikels bestätigt Flix aus Kulanz die Rückerstattung des Ticketpreises an Beatrice. Und: „Wir haben ihr und ihrem Sohn einen Gutschein für eine Gratisfahrt mit FlixBus ausgestellt“, damit Ben auch weiterhin nach Magdeburg fahren könne.
Falls Ben das noch möchte. Am Ende muss Beatrice ihre Schicht nämlich an einen Kollegen übergeben und ihren Sohn selbst in Magdeburg abholen. Dem setzt die Geschichte noch immer zu, die Situation habe ihn etwas verunsichert, so seine Mutter. „Er will zwar wieder mit Flixbus fahren“, sagt Beatrice, „allein aber erst, wenn er 14 ist.“
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Verwendete Quellen: eigene RTL-Recherche