Geschäft mit der Verzweiflung„Für mich ist das die letzte Option” – deutsche Mutter kauft Niere auf dem Schwarzmarkt

von Vanessa Deubel, Burkhard Kress und Gizem Schumann

Auf den Tod warten oder weiterleben?
Der illegale Organhandel – ein düsteres Milliardengeschäft, das im Verborgenen blüht. Täglich warten in Deutschland über 8.000 Menschen auf eine lebensrettende Organspende, während im Internet Organe wie Waren gehandelt werden. Unsere #wallraffen-Reporterin hat sich tief in diese Schattenwelt begeben und die Geschichte einer deutschen Mutter aufgedeckt, die in ihrer Verzweiflung bereit ist, sich ein „neues Leben” zu kaufen.

Vielen Wartelisten-Patienten rennt die Zeit davon

#wallraffen: Günter Wallraff
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Die Angebote für Organe erinnern auf den ersten Blick an eine Pauschalreise – mit Preisen zwischen 105.000 und 150.000 Euro für eine Niere. Doch hinter dieser scheinbaren Normalität verbirgt sich eine dunkle Wahrheit. Der Schwarzmarkt für Organhandel boomt weltweit. Auch Deutsche fliegen nach Afrika, um sich über eine Organisation ein „neues Leben“ zu kaufen. Dr. Stefan Berger, Facharzt für Innere Medizin und Nephrologie am Universitätskrankenhaus Groningen, bringt es auf den Punkt: „Das ist super illegal, was hier passiert. Das ist organisierte Kriminalität.“

Die Wartezeit für eine Spenderniere in Deutschland beträgt mindestens sieben Jahre – eine Zeitspanne, die viele Patientinnen und Patienten nicht mehr haben. „Auf der Eurotransplant-Warteliste sterben in Deutschland etwa 600 Patienten pro Jahr”, erklärt Dr. Berger.

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Nierenkranke Mutter sieht keinen anderen Ausweg mehr

Deutsche kauft illegales Organ auf Schwarzmarkt.
Für diese deutsche Patientin steht der Entschluss fest, ein Organ über illegale Wege zu kaufen.
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#wallraffen-Reporterin Vanessa Deubel reist gemeinsam mit ihrem Kollegen Burkhard Kress, der sich als ihr Vater ausgibt, mit einer falschen Identität nach Kenia. Sie gibt sich als schwer nierenkranke Anna aus, die an einer Organtransplantation interessiert ist – inklusive eines ärztlichen Attests. In der Stadt Eldoret treffen die beiden innerhalb kürzester Zeit auf mehrere Deutsche, die die Transplantation schon hinter sich haben oder hoffen, ein neues Organ zu bekommen. Eine von ihnen ist eine Frau Mitte 20, deren Operation kurz bevorsteht. „Ich geh’ seit fast sieben Jahren jetzt schon zur Dialyse”, erzählt uns die Mutter eines sechsjährigen Kindes. Ihre Stimme ist fest, ihre Entscheidung steht offenbar: „Für mich ist das die letzte Option, weil ich nicht weiß, wie lange ich in Deutschland auf eine Niere warten würde.“

RTL-ReporterInnen Vanessa Deubel und Burkhard Kress reisen nach Kenia, um mehr über den illegalen Organhandel zu erfahren.
Vanessa Deubel und Burkhard Kress decken die schockierende Realität des illegalen Organhandels auf.
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Für ihre neue Niere zahlt die Deutsche bis zu 125.000 Euro. Sie wartet noch auf das sogenannte Crossmatch-Ergebnis. Dabei wird das Blut von Spender und Empfänger gemischt. Bei einer negativen Kreuzprobe, also wenn eine Verträglichkeit nachgewiesen worden ist, steht der Transplantation so gut wie nichts mehr im Wege.

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Angebliche Verwandschaft zwischen Spender und Empfänger nur gefaked

Um die wahre Tragweite dieses Themas zu verstehen, reisten Vanessa Deubel und ihr Kollege Burkhard Kress nach Kenia.
Die Organhändler versuchen, die potenziellen Kunden mit allen Mitteln von ihrer Arbeit zu überzeugen.
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Einige Tage nach dem Treffen schickt die Klinik ein Video von der deutschen Mutter. „Ich bin jetzt hier in Eldoret in Kenia und hatte am 27.9. meine Transplantation.“ Ihre Werte sind offenbar alle gut, ihr Körper hat die Niere anscheinend zunächst akzeptiert. „Ich habe eine Urinausscheidung und ich werde hier super behandelt“, sagt sie im Video, das zeigen soll, wie „professionell“ alles dort abläuft. Jede Skepsis, jedes Zögern soll möglichst unterbunden werden.

Diese Patientin ist nur eine von vielen, die sich auf den gefährlichen Pfad des illegalen Organhandels begeben haben. Ihre Geschichten sind ein erschütterndes Zeugnis der Verzweiflung und des Überlebenswillens. „Die Sterblichkeit in der Dialyse ist hoch. Dass Leute über Lösungen nachdenken, die keine andere Aussicht sehen, das verstehe ich. Man muss auch mal sehen, wie groß das Problem ist und wie sehr man hinterherläuft und das auch ernst nehmen“, so Experte Dr. Stefan Berger. Doch die dunkle Seite dieses Handels ist nicht zu übersehen. Wie mehrere Patienten Vanessa erklären, würden die kenianischen Behörden in die Krankenakte eintragen, man sei mit dem Spender verwandt. „Die faken das”, so die Reporterin. „In Deutschland werden diese Papiere dann meistens stillschweigend akzeptiert, obwohl natürlich auch die Ärzte die Wahrheit kennen.”

Kann Undercover-Reporterin Vanessa ihre falsche Identität bewahren? Was finden sie und ihr „Vater” über das internationale Netzwerk des illegalen Organhandels noch heraus, und schaffen es die beiden, mit einem Organspender in Kontakt zu treten? Mehr erfahrt ihr heute Abend ab 18.00 Uhr in #wallraffen – Illegaler Organhandel undercover auf RTL+ oder um 22.35 Uhr bei RTL. (rka)