Jetzt spricht eines der Opfer (44)Horror beim Vorstellungsgespräch! Chef flößte mir heimlich ein Pipi-Medikament ein

Sylvie hoffte dringend auf einen neuen Arbeitsplatz und wurde zum Opfer.
Sylvie hoffte dringend auf einen neuen Arbeitsplatz und wurde zum Opfer.
RTL
von Sabrina Suberg und Johanna Kroke

Sie wollen endlich Gerechtigkeit!
Über 240 Frauen werfen dem ehemaligen Spitzenbeamten Christian N. vor, sie gequält und manipuliert zu haben. Eine Anklage gegen N. gibt es zwar – doch sechs Jahre später warten die Betroffenen immer noch auf einen Prozess. Im RTL-Interview spricht jetzt eines der Opfer über den Horror, den sie bei einem Bewerbungsgespräch durchleben musste.

Gespräch wird zu körperlicher Notsituation

„Nach und nach begann ich zu schwitzen. Ich schwitzte, ich spürte, wie meine Hände anschwollen”, erinnert sich Sylvie Delezenne. Zehn Jahre ist es her, dass sie sich in Paris zu einem Gespräch mit Christian N. getroffen hat. Damals habe sie dringend nach einem neuen Job gesucht. Doch ihre Hoffnung sei bereits bei dem ersten Treffen gesunken.

„Dieses Gespräch war etwas seltsam”, erinnert sich Sylvie. Eine halbe Stunde nach Beginn des Gesprächs habe sie plötzlich den Drang verspürt, auf die Toilette zu gehen. „Da ich bereits vor dem Gespräch Vorkehrungen getroffen hatte, war ich sehr überrascht.”

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Dass Christian N. ihr ein Medikament in den Kaffee gerührt haben könnte, ahnt sie damals noch nicht. Erst rückblickend komme ihr vieles an dem Treffen komisch vor: „Er lenkte das Gespräch so, dass wir nach draußen gingen, um die Umgebung des Ministeriums zu erkunden.” Für ein Vorstellungsgespräch wirklich unüblich, meint Sylvie heute.

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Beamter begleitet sie zum Wasser lassen

Während des Spaziergangs geht es Sylvie immer schlechter. Sie beginnt zu schwitzen, dazu ist ihr Körper angestrengt als wäre sie gerade gerannt. „Ich war einerseits besorgt, andererseits behielt ich Haltung”, erinnert sie sich. Als die Französin doch um eine Toilettenpause bittet, reagiert Christian N. genervt.

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Sylvie habe das Thema zunächst unter den Tisch fallen lassen, doch irgendwann habe sie nicht mehr gekonnt. Mitten in einem Park habe sie eine versteckte Stelle gesucht, um sich zu erleichtern. Der Beamte habe sie dabei begleitet: „Er kam, er stand neben mir, er zog seine Jacke aus, um mich angeblich zu verstecken.”

Wenig später habe sei das Interview endlich beendet gewesen – für Sylvie mit einer Mischung aus Scham, Verlegenheit und Angst. Sie fürchtet, sie habe ihr Gespräch vermasselt und auch darüber hinaus habe das Treffen Folgen gehabt: Sylvies Gesicht ist stark gerötet, ihre Beine und Füße geschwollen, sie erleidet eine Harnwegsinfektion. Symptome, die sie lange auf gesundheitliche Probleme zurück. Bis heute fällt es ihr schwer, zu anderen Bewerbungsgesprächen zu gehen.

N. soll Listen über seine Opfer geführt haben

„Dann hatte ich eines Tages einen einfachen Brief im Briefkasten der Kriminalabteilung der Pariser Kriminalpolizei”, Sylvie habe zunächst geglaubt, sei ein Scherz. Auf der Polizeiwache hätten ihr die Ermittler dann erklärt, was wirklich bei ihrem Bewerbungsgespräch passiert war. Denn Christian N. soll genau Buch darüber geführt haben, welche und wie viel der Medikamente er den Frauen verabreicht habe. Der ehemalige Beamte wird 2019 angeklagt, neben Sylvie sollen noch über 240 weitere Frauen Opfer seiner Masche geworden sein. Trotzdem gibt es bisher keinen Prozess.

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Sylvies Meinung dazu ist gespalten, erklärt sie. Auf der einen Seite findet sie es gut, dass sie die Jusitz Zeit nimmt, doch in diesem Fall sei schon sehr viel Zeit vergangen. „Ich wünsche mir, dass es zu einem Abschluss kommt, zumindest zu einer ersten Verhandlung, und zwar relativ schnell, für alle Opfer.”

Verwendete Quellen: eigene RTL-Recherche